An der Gewerbeschule in VS-Schwenningen wurde gestern die Lernfabrik 4.0 offiziell in Betrieb genommen. Es ist eine von 16 Lernfabriken in Baden-Württemberg und die einzige im Schwarzwald-Baar-Kreis, die vom Land mit einer halben Million Euro unterstützt wurde. Künftig lernen hier Auszubildende in Industrieberufen wie Mechatroniker und Automatisierungstechnik unter modernen Anforderungen.
Schulleiter Siegfried Kärcher war stolz, die Lernfabrik 4.0 als erste mit Beteiligung des Landes in ganz Baden-Württemberg in Betrieb nehmen zu können. Die Initialzündung habe ein Presseartikel gegeben, wonach das Land Fördermittel für Lernfabriken auslobte. Daraufhin habe er sich umgehend beworben. Und hat anschließend regionale Wirtschaftsunternehmen vom Konzept überzeugt. Dass die Gewerbeschule schließlich als eine von 16 Schulen in Baden-Württemberg mit dem Maximalbetrag von einer halben Million Euro bedacht wurde, sei ein Glücksfall.
Neben der halben Million, die das Land beisteuerte, unterstützt auch der Kreis die Lernfabrik mit 525 000 Euro. Weitere 120 000 Euro steuerten regionale Wirtschaftsunternehmen bei. Insgesamt standen für die Einrichtung der Lernfabrik so 1,125 Millionen Euro zur Verfügung.
Landrat Sven Hinterseh sagte: „Industrie 4.0 ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart.“ Er beglückwünschte Schulleiter Kärcher für dessen Weitblick, dass er damals so schnell reagiert habe. „Es braucht Schulleiter, die erkennen, dass dies etwas für ihre Schule ist.“
Ministerialdirektor Hubert Wicker vom Wirtschaftsministerium bezeichnete die Lernfabrik 4.0 als Vorzeigeobjekt. „Die intelligente Produktion ist der Schlüssel, mit der Wirtschaft und Industrie ihre Position in der Welt halten und sichern kann.“ Die industrielle Revolution sei eine Abkehr von der bisherigen Fließband- und Serienfertigung. Kundenwünsche erforderten individuelles Handeln. Es sei jetzt wichtig, Unternehmen in der Fläche zu erreichen. Hier gebe es derzeit noch ein starkes Gefälle. Dies liege zum einen an den hohen Investitionskosten, zum anderen an der fehlenden Qualifizierung des Personals. In ihren Grußworten betonten die Vertreter der beteiligten Unternehmen, wie wichtig die Lernfabrik für die Ausbildung ihrer zukünftigen Fachkräfte ist.
Auf 400 Quadratmetern entstanden drei Grundlagenlabore sowie eine komplexe Produktionsanlage, auf der etwa individualisierbare Pillendosen hergestellt werden. Die Anlage mit Rohstofflager, Förderband, 3D-Drucker, Montagepresse und Roboter, der die Werkstücke aufnimmt und ablegt, ist in Modulen aufgebaut, die miteinander vernetzt sind. Die Pläne für die Lernfabrik wurden von technischen und wissenschaftlichen Lehrkräften mit Unterstützung aus der Industrie und einer Herstellerfirma für Lehrmittel entwickelt und umgesetzt, allen voran waren dies Martin Müller und Bernhard Fetscher.
Lernfabrik 4.0
Unter dem Begriff Industrie 4.0 wird die Veränderung von Arbeitsprozessen meist in Unternehmen der Metall- und Elektrotechnik zusammengefasst. Produktion und Informationstechnologien spielen dabei immer enger zusammen. Das erfordert neue Ausbildungstechnologien, um auch künftig erstklassig qualifizierte Fachkräfte in den Markt zu bringen. Mit der Einrichtung von Lernfabriken an beruflichen Schulen werden diese Voraussetzungen geschaffen, um den Fachkräftenachwuchs praxisnah aus- und weiterzubilden und so auf den bevorstehenden Wandel vorzubereiten. Auch an der Feintechnikschule in VS-Schwenningen wird demnächst eine Lernfabrik in Betrieb genommen, wenn auch ohne Landesförderung. Dafür hat der Kreis 100 000 Euro zur Verfügung gestellt. Etwa dieselbe Summe steuern regionale Firmen bei. (spr)