Wolf-Wilhelm Adam

Museen aller Art stehen vor einem Quantensprung. Wo früher die von Adligen zusammengetragenen Kunstwerke schlichtweg ausgestellt wurden, stellt sich heute die Frage, wie das Museum der Zukunft aussehen kann. Es wird digitaler. Und das hat der Bundestag in Berlin erkannt und gefördert. Eines von insgesamt sechs deutschlandweit geförderten Museen ist der Narrenschopf in Bad Dürrheim. 

Bild 1: Das Fastnachtsmuseum Narrenschopf ist jetzt auch im Internet erlebbar
Bild: Adam, Wolf-Wilhelm

Mit rund einer Million Euro an Fördergeldern wurde in den vergangenen drei Jahren ein Konzept entwickelt, das fernab des klassischen Museums angesiedelt ist und auf andere Museen übertragbar sein soll.

Dieses Konzept im Rahmen des Projektes „Museum 4.0“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Fastnacht an 365 Tagen im Jahr erlebbar zu machen.

Das virtuelle Fastnachtsmuseum geht online Video: Wolf-Wilhelm Adam

Tradition mit moderner Technik erzählt

„Bisher konnte man das Häs, die Maske oder auch Bilder von Umzügen anschauen. Heute bringen wir den Museumsbesucher mittels modernster Technik mitten in den Fastnachtsumzug hinein. Und das an jedem Tag des Jahres“, erläutert der Präsident der schwäbisch-alemannischen Narrenvereinigung, Roland Wehrle, in einer Pressekonferenz. 360-Grad-Kameras haben in den vergangenen Jahren unzähliges Videomaterial aufgenommen und bilden damit die Grundlage des virtuellen Museums.

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Mittels 3D-Brillen wird der Besucher in die fünfte Jahreszeit katapultiert. Und das ist nur der erste Schritt gewesen. „Heute geht unser neuer Webauftritt online. Wir können behaupten, dass dieser überwältigende Eindrücke in die Welt der Fastnacht gibt, die so noch nie dagewesen sind“, sagt Werner Mezger, derzeit einer der größten Experten auf dem Gebiet der schwäbisch-alemannischen Fastnacht und gleichzeitig Fachmann für die Inhalte des virtuellen Fastnachtsmuseums.

Bild 2: Das Fastnachtsmuseum Narrenschopf ist jetzt auch im Internet erlebbar
Bild: Adam, Wolf-Wilhelm

Der Webauftritt ist sowohl an bereits interessierte Fastnächtler gerichtet wie auch an Leute, die mit der fünften Jahreszeit erst mal nicht viel zu tun haben. Er soll neue Besucherschichten ansprechen und ihnen auf modernste Art das immaterielle Kulturgut näherbringen. Hierzu wurden Bilder, Zeichnungen und vieles mehr aus hochkarätigen Museen europaweit zusammengetragen. Diese wurden mit superhochauflösender 8K-Technologie aufgenommen und teils sogar lebendig gemacht.

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„Mittels kleiner technischen Raffinessen weiß der Betrachter immer, um welche Details es gerade in der Erklärung geht“, beton Jan Brunnenkant, der für die technische Umsetzung der Website zuständig war. Ein Forum für Fastnächtler, ein virtuelles Blasorchester, das sich aus vielen einzelnen Musikern zusammensetzen soll, und der sogenannte Hingucker runden den Webauftritt ab. „Man muss sich den Auftritt anschauen, um sich selbst ein Bild von der Vielfalt machen zu können. Ihn nur zu beschreiben – damit würde man ihm nicht gerecht werden“, so Ullrich Dittler, der für die technische Konzeption verantwortlich ist.

Das virtuelle Fastnachtsmuseum geht online Video: Wolf-Wilhelm Adam

Man darf gespannt bleiben, wie der neue Webauftritt angenommen und frequentiert wird. Es lohnt sich auf jeden Fall, ihm einen Besuch abzustatten.

Sponsoren gesucht

Da das Projekt noch bis Ende des Jahres verlängert wurde, hat die schwäbisch-alemannische Narrenvereinigung aktuell noch mit einer Deckungslücke zu kämpfen. Über Sponsoren müssen noch rund 40 000 Euro an Spenden gesammelt werden, damit das Projekt erfolgreich zum Abschluss gebracht werden kann. Der Präsident Roland Wehrle wird sehr zeitnah auf mögliche Mäzene zugehen und hofft hier auf offene Ohren.