Wer am Rohrhardsberg in Richtung Schänzle wanderte, mochte sich über die vielen Fahrzeuge am Ochsenhof gewundert haben. Doch wenn man den Hof an der Eingangsseite erblickte, wurde deutlich, warum: Das Dach wurde neu mit Schindeln eingedeckt. Sonderbarerweise wurden diese Schindeln aber nur auf den beiden Giebelseiten und auf der Eingangsseite angebracht – die Ostseite wurde schon vor etwa 50 Jahren mit Eternitschiefer gedeckt, da dort die Wetterseite ist.
Almud Brünner, die seit mehr als 20 Jahren den Hof gemeinsam mit Jörg Mack umtreibt, erklärt dazu, der Hof sei mindestens 320 Jahre alt – wahrscheinlich sogar noch deutlich älter, da die Besiedlung etwa um 1400 herum begann. 1860 ging der Hof dann in Staatsbesitz über. Der Forst hatte ihn erworben und brachte gut 100 Jahre lang hier Forstarbeiter unter, die wohl zusätzlich im Nebenerwerb Landwirtschaft betrieben. Im Jahr 1882 wurde der Dachstuhl erneuert und damals mit Schindeln neu eingedeckt, erneut geschah dies auf drei Seiten 1980.
„Wir sehen also, der Klimawandel macht auch vor solchen Dacheindeckungen nicht Halt – das erste Schindeldach hat deutlich länger gehalten, die in den letzten Jahrzehnten immer stärker erfolgenden starken Wechsel mit enormer Sonneneinstrahlung und heftigen Unwettern schädigen die Schindeln zusätzlich, so dass wir nach nur 42 Jahren erneut neu eindecken müssen“, führt die Eigentümerin an.
„Dass die Schindeln relativ kurz gehalten haben, liegt auch daran, dass man bei der letzten Instandsetzung Fichtenschindeln verwendet hat“, machte Johannes Göppert deutlich, dessen Betrieb gemeinsam mit dem Langenschiltacher Dachdeckerbetrieb Breithaupt die Arbeiten ausführt. 5280 laufende Meter Lattung mit vier mal sechs Zentimetern – „alles Weißtanne, die ist deutlich haltbarer als Fichte“ – brachten die Mitarbeiter von Göppert auf das alte Schindeldach auf. Die Entfernung der Altschindeln hätte das ohnehin nicht billige Projekt nochmals deutlich verteuert. Darauf schlugen die Dachdecker von Udo Breithaupt rund 71.000 Schindeln an – diesmal aus der deutlich besser haltbaren Alaska-Zeder.
Stefan Köhler, Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, überbrachte schließlich frohe Nachricht – die Stiftung unterstützt die Eigentümer bei der Instandsetzung des Daches mit einem Zuschuss in Höhe von 50. 000 Euro. Die Erneuerung der Dacheindeckung sei ein wichtiger Schritt, um den Charakter des Ochsenhofs und damit eines herausragenden Kulturdenkmals zu erhalten, betonte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Seit seiner Erbauung ausgangs des 17. Jahrhunderts sei der Hof bis ins Detail weitestgehend unverändert erhalten geblieben.