Gerhard Jerger

Für die Gesamtgemeinde Niedereschach sollen fünf Defibrillatoren angeschafft werden, für die Ortsteile Schabenhausen, Kappel und Fischbach je einer und im Kernort Niedereschach zwei. Das Projekt soll mit dem gemeinnützigen Verein „Region der Lebensretter“ umgesetzt werden, bei dem die Gemeinde, wie alle Gemeinden im Schwarzwald-Baar-Kreis, Mitglied ist.

Johannes Kohler als Regionenverantwortlicher des Schwarzwald-Baar-Kreises stellte in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Verein und das Lebensrettersystem rund um einen öffentlichen Defibrillator vor. Ganz wichtig ist, dass der Standort für einen Defibrillator öffentlich zugänglich, zentral gelegen und zeitlich uneingeschränkt erreichbar ist. Die Kosten für das von Kohler, nach intensiver Gesamtbetrachtung aller Varianten, vorgeschlagene System, liegen pro Defibrillator bei rund 5000 Euro. Die endgültige Entscheidung des Gemeinderates über die Anschaffung und die Standortfrage wird in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen gefasst. Nach der umfassenden und detaillierten Präsentation scheint die Zustimmung des Gemeinderates nur noch Formsache zu sein.

Gar nichts tun ist das Schlimmste

Kohler machte klar, dass die Reanimationsversorgung alle etwas angeht. Er bedauerte sehr, dass in Deutschland die Laien-Reanimation nur in 40 Prozent der Notfälle zur Anwendung kommt. In 60 Prozent der Notfälle werde also nichts getan. Ob nun aus Unwissenheit oder Angst, etwas falsch zu machen, sei dahingestellt. Falsch mache man jedoch nur etwas, wenn man nichts mache, so die klare Ansage des engagierten Herzspezialisten. 50.000 Menschen erleiden den Ausführungen Kohlers zufolge deutschlandweit jedes Jahr außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herzstillstand. Die Überlebensrate liege aktuell bei nur 10 Prozent. 10.000 Leben könnten jedes Jahr in Deutschland gerettet werden, wenn sofort mit der Herzdruckmassage begonnen würde. Nach drei bis fünf Minuten nach dem Herz-Kreislaufstillstand entwickeln sich irreversible Hirnschäden. Je nach geografischer Lage brauche ein Rettungswagen im Durchschnitt acht bis 15 Minuten zum Patienten. Eine echte Überlebenschance haben Patienten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand, wenn umgehend mit der Wiederbelebung begonnen wird. Rund 25 Prozent der Menschen mit einem außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand können vom Einsatz eines automatisierten Defribrillators (AED) profitieren.

Beeindruckend waren auch die Ausführungen Kohlers, wie im Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik mittels einer Smartphone-App zufällig in der Nähe eines Notfallortes befindliche, gut ausgebildete Ersthelfer möglichst schnell vor Ort sein können und so einen lebensrettenden Beitrag leisten können, bis der Rettungsdienst eintrifft. Ein intelligenter Alarmierungsalgorithmus sichert bei dem System die bestmögliche Ersthelferverfügbarkeit.

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