Vor einer großen Zuschauerkulisse präsentierte sich die Feuerwehr Kappel am Samstagnachmittag mit einer großen Schauübung beim Wohnhaus Reich im Winkel 8 in der Kappeler Ortsmitte vor gleich zweifach geschichtlichen Hintergrund. Einmal wird in diesem Jahr die im August 1922 gegründete Feuerwehr Kappel 100 Jahre alt. Außerdem hat das Übungs-Haus mit dem damaligem Hausbesitzer Johann Reich am 1. November 1931 als ein Objekt innerhalb einer Brandserie von gleich vier Bränden bereits einmal gebrannt, als nebenan in der damaligen Schule noch unterrichtet wurde.

Welch enorme Zerstörungskraft eine Fettexplosion entwickelt, spiegelt sich in den staunenden Gesichtern der Kinder im Hintergrund wider
Welch enorme Zerstörungskraft eine Fettexplosion entwickelt, spiegelt sich in den staunenden Gesichtern der Kinder im Hintergrund wider

Laut Übungsannahme bei der aktuellen Übung hatte die Hausbesitzerin beim Herrichten des Mittagessens durch unsachgemäßes Löschen einer Fettpfanne mit Wasser eine Fettexplosion in der Küche im Erdgeschoss herbeigeführt. So war das Feuer ausgebrochen und Personen verletzt worden.

Explosion aus der Fritteuse

Wie heftig die Auswirkungen einer solchen Fettexplosion sind – sie erfolgt zum Beispiel, wenn versucht wird, eine Fritteuse mit brennendem Fett mit Wasser zu löschen – wurde von der Wehr im Freien demonstriert. Und wie es dann aussieht, wenn das brennende Fett zusammen mit dem Wasserdampf aus dem Topf gerissen und in die Umgebung und verteilt wird, das löste bei den Zuschauern doch einen beträchtlichen „Aha-Effekt“ aus.

Aus der ChronikBrand des Anwesens Emminger im Jahr 1973
Aus der ChronikBrand des Anwesens Emminger im Jahr 1973

Im Verlauf der weiteren Übung unter der Leitung des stellvertretenden Gesamtkommandanten Alfons Fleig, zu der dann nach Alarmierung neben dem Tragkraftspritzenfahrzeug der Kappeler Wehr die weiteren Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr Niedereschach und Fischbach anrückten, wurden die bei der Fettexplosion verletzten Personen gesucht und geortet. Ein Junge und ein Mädchen hatten sich noch im Erdgeschoss aufgehalten. Sie wurden erstversorgt und fachmännisch mit schwerem Atemschutz gerettet.

Aus der Chronik: Einweihung des neuen TSF1 im Jahr 1987
Aus der Chronik: Einweihung des neuen TSF1 im Jahr 1987

Die Personenrettung über Steckleiter vom Balkon, Aufbau einer Riegelstellung zur Verhinderung einer Brandausweitung, Druckbelüftung, um Rauch und Qualm aus dem Gebäude zu blasen und Wasserentnahme vom Unterflurhydranten waren weitere Übungsschwerpunkte. Sie wurden anschaulich dargestellt und von Norbert Weißer ausführlich über Lautsprecher kommentiert.

Die Atemschutzgeräteträger auf dem Weg zur Rettung der eingeschlossenen Personen
Die Atemschutzgeräteträger auf dem Weg zur Rettung der eingeschlossenen Personen

In Anbetracht der zahlreichen Zuschauer versäumte es Weißer auch nicht, darauf hinzuweisen, dass man bei den Feuerwehren inzwischen hochmoderne Gerätschaften zur Verfügung habe, es aber hinten und vorne an Personal fehle. Dass man sich bei der Feuerwehr sehr über neue Mitglieder freuen würde, betonte er ebenfalls: „Aktive zwischen 17 und 50 Jahren sowie Jugendliche von acht bis 17 Jahren sind herzlich willkommen, wobei die Kinder und Jugendlichen zu den Proben abgeholt und nach Hause gebracht werden“, so die Einladung.

100 Jahre Feuerwehr Kappel

1922 war das eigentliche Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr Kappel. Das Gründungsfest fand am 8. August 1922 statt und wurde schon im Morgengrauen mit Böllerschüssen und Marschmusik des Musikvereins Kappel begonnen. Nachmittag stand bereits die erste öffentliche Löschdemonstration an, zu der die Wehr aus Villingen mit einer Motorspritze, die in dem kleinen Ort viel bestaunt wurde, zu Hilfe eilte.

Die Vorstandschaft der Gründungsmannschaft wurde damals betitelt mit drei Offizieren, es gab sechs Obmänner und 56 Mann. Als Kommandant wurde Hugo Laufer gewählt, als „Leutnant“ Mathias Wursthorn und als „Adjutant“ Konrad Ettwein.

Natürlich musste sich die Spritzenmannschaft damals noch einer sogenannten Handdruckspritze bedienen. Da waren kräftige Männerarme gefragt Zusätzlich beteiligten sich sogar die Frauen an den Übungen und Einsätzen. sie bildeten eine Kette von Wasserträgerinnen und kippten vom nahen Bach mit ihren Eimern das Wasser in das Auffangbecken. Im Jahre 1942 bekam die Wehr dann endlich die erste Motorspritze.

Am 1. Januar 1973 endete die Selbständigkeit der Gemeinde Kappel. In einem Bürgerentscheid votierten die Kappeler mehrheitlich für eine Eingliederung nach Niedereschach. Damit wurde die Feuerwehr Kappel eine Abteilung von der Gesamtfeuerwehr Niedereschach. 1968 wurde das erste Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) angeschafft. 1987 ein zweites TSF, das auch mit Atemschutzgeräten ausgestattet ist. 2001 wurde das TSF von 1968 durch einen Mannschaftstransportwagen (MTW) ersetzt.

Im Zuge der Umstrukturierung der Niedereschacher Gesamtwehr wurde die Abteilung Kappel als Löschgruppe Kappel der Abteilung Fischbach zugeschlagen und verfügt aktuell über ein Tragkraftspritzenfahrzeuge mit Wasser TSF-W.

Die Feuerwehrabteilung Fischbach mit der Löschgruppe Kappel zählt derzeit 32 Wehrmänner und Frauen in der Abteilung Fischbach, 16 Wehrmänner und Frauen in der Löschgruppe Kappel und außerdem zehn Jugendliche in der Jugendfeuerwehr Niedereschach. (gdj)