Wieviel Fläche will die Gemeinde Niedereschach in den kommenden Jahren für neue Gewerbe- und Baugebiete verbrauchen? Dies wollte die Vorsitzende des Ortsverbandes der Grünen Niedereschach, Petra Neubauer, in der Frageviertelstunde in der jüngsten Gemeinderatssitzung wissen.
Die Netto-Null – eine schöne Illusion?
Nach ihrer Teilnahme an der Einwohnerversammlung zum Thema „Interkommunales Gewerbegebiet“ in Deißlingen habe sie aus den dortigen Beiträgen mitgenommen, dass nach dem von den Regierungsparten unterschriebenen Koalitionsvertrag eigentlich ein „Netto-Null-Flächenverbrauch“ anzustreben sei.
Da kommen einige Hektar zusammen
Vor diesem Hintergrund habe sie nachgerechnet, wieviel Flächenverbrauch seitens der Gemeinde, eingerechnet das Deißlinger Interkommunale Gewerbegebiet, eigentlich im Raum stehe. Dies seien für das Vorhaben in Deißlingen 17 Hektar plus/minus vier Hektar, die gemeinsam verplant werden.
Niedereschachs eigene Pläne
Parallel dazu habe sie einmal die Planung in Niedereschach aufgerechnet, verbunden mit der Frage in der Einwohnerversammlung an Bürgermeister Martin Ragg, ob Niedereschach seine Planungen zurückzieht, wenn das interkommunale Gewerbegebiet in Deißlingen kommen sollte, was Ragg verneint habe, so wie sie ihn verstanden habe.
Somit seien es im geplanten Gewerbegebiet „Zwischen den Wegen II“ 7,4 Hektar, die in einem Vogelschutzgebiet geplant werden. Und „Zwischen den Wegen III“ wären nochmals fünf Hektar, dazu die anteiligen Flächen im geplanten interkommunalen Gewerbegebiet, das ergebe insgesamt 18 Hektar. Mit den Neubaugebieten Badäcker und Schaubelen kämen nochmals vier Hektar dazu.

Und deshalb, so Petra Neubauer, interessieren sie, wie man dies unter den Vorgaben des Koalitionsvertrages diskutieren wolle – und wo die Rechtfertigung bestehe, dass so viel Fläche verbraucht werde. Schließlich handele es sich um bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche, die eigentlich für die nächsten Generationen zur Lebensmittelproduktion zur Verfügung stehen sollten, so die Überzeugung der Grünen-Vorsitzenden.
Fläche von 31 Fußballfeldern
„Wir haben vor, eine Fläche von 31 Fußballfeldern zu beplanen und zu bebauen“, rechnete sie vor. Deshalb schlage sie vor, in Niedereschach mit dem Gemeinderat und einer großen Bürgerbeteiligung eine Gemeindeentwicklungsplanung ins Auge zu fassen, um diese Fragen gemeinsam zu diskutieren.
Ragg: Ortsansässiges Gewerbe stark interessiert
Etwas anders sah Bürgermeister Martin Ragg den Sachverhalt mit der Entgegnung: „Was Sie jetzt alles so addieren sind Dinge, die sind teilweise noch im Fluss.“ Was aktuell laufe, das sei das Gewerbegebiet „Zwischen den Wegen II“, dafür sei inzwischen auch der Aufstellungsbeschluss gefasst. Des Weiteren das Gewerbegebiet „Obere Reuten“, das ehemalige Reitgelände, also eine vorbelastete Fläche.
Arbeitsplätze und Steuereinnahmen
Wobei „Obere Reuten“ bereits komplett an zwei einheimische Unternehmen vergeben sei, die beträchtlich investieren wollen. Und „Zwischen den Wegen II“ sei, obwohl erst kürzlich der Aufstellungsbeschluss gefasst wurde, ebenfalls bereits zum Großteil an ortsansässige Unternehmen vergeben. Wobei nicht außer Acht gelassen werden dürfe, dass die Gemeinde hiervon auch wieder in Form von Gewerbesteuern und Arbeitsplätzen profitiere.
Zeit ist das große Problem
Das große Problem dabei jedoch seien, so Ragg an Petra Neubauer gerichtet, die planerischen Hindernisse: „Dass wir in unserem Land inzwischen viel zu lange brauchen, um solche Vorhaben umsetzen zu können. Wir müssen inzwischen in Dimensionen denken, die waren vor wenigen Jahren undenkbar.“ So habe man die Planung „Zwischen den Wegen“ 2014 begonnen, und heute, acht Jahre später, sei man erst soweit, dass man den Bebauungsplan starten konnte.
Inzwischen müsse man mit Dekaden rechnen, bis so ein Gewerbegebiet letztlich steht. Und nicht zu vergessen, so der Bürgermeister: Man konzentriere sich in Niedereschach auf die ortsansässigen Unternehmen, denen man Erweiterungsmöglichkeiten bieten möchte, und schalte keine Anzeigen, um fremde Unternehmen anzuwerben, wie dies oftmals praktiziert werde.
Interkommunales Gewerbegebiet könnte Entlastung bringen
Die Bemühungen um das interkontinentale Gewerbegebiet und „Zwischen den Wegen III“ seien die übernächsten Schritte. Auf jeden Fall müsse es eine vernünftige Planung für die kommenden Jahre geben. Und sollte das interkommunale Gewerbegebiet in Deißlingen kommen, dann könne man sich vorstellen, dass dies „Zwischen den Wegen III“ überflüssig mache: der Bedarf könnte in Deißlingen gedeckt werden, dann könnte man auf die Planung in Niedereschach verzichten.