Die evangelische Landeskirche in Baden fährt einen rigiden Sparkurs. Muss ihn fahren. Diese Entwicklung macht auch vor einer kleinen Gemeinde wie der Kirchengemeinde Mönchweiler-Obereschach nicht halt. Pfarrer Jan-Dominik Toepper ist es wichtig, seine Gemeindemitglieder bei dem Thema ins Boot zu holen. Am Sonntag hatte er mit dem Kirchengemeinderat zu einer Gemeindeversammlung geladen, in der er zum Stand der Umsetzung des „Strategieprozesses ekiba 2032“ informierte.
„Es ging schon bei früheren Prozessen um das Geld. So dramatisch wie jetzt waren die angedachten Folgen aber nicht. Es ist sich noch lange nicht jeder bewusst, welche schwerwiegenden Folgen der Prozess für jede einzelne Gemeinde haben wird“, betonte Jan-Dominik Toepper zum Auftakt der Versammlung. Der hiesige Kirchenbezirk hat drei Kooperationsräume geschaffen, in denen die Entscheidungen zur Umsetzung des Prozesses gebündelt werden. Mönchweiler-Obereschach gehört zu einem Kooperationsraum mit den anderen Kirchengemeinden nördlich Villingens, also insbesondere Königsfeld, St. Georgen und Triberg.
Der Sparprozess wird ebenso die Immobilien wie auch die Pfarrstellen jeder Kirchengemeinde betreffen. In Mönchweiler hat die rund 1400 Gemeindemitglieder zählende Kirchengemeinde bereits das Gebäude des früheren evangelischen Kindergartens an die Gemeinde Mönchweiler verkauft. Doch das ist für die Kirchengemeinde kein Freibrief. Sie muss nach den Vorgaben der Landeskirche weiter sparen. Nur 30 Prozent der kirchlichen Gebäude werden weiter zentral durch die Landeskirche finanziert. Das sind im Sprachgebrauch des Strategieprozesses die grünen Gebäude. Gebäude in der Ampelfarbe Rot, das sind weitere 30 Prozent, erhalten keine zentrale Finanzierung mehr. Wenn die Kirchengemeinde ihren Unterhalt nicht selbst finanzieren kann oder geeignete Kooperationen findet, müssen sie verkauft werden. Bei den restlichen 40 Prozent der Gebäude (gelb) muss eine Zuordnung noch erfolgen. Welcher Ampelfarbe in Mönchweiler die Antoniuskirche, das Pfarrhaus und das Gemeindezentrum Arche zugeordnet werden, dazu darf Pfarrer Toepper noch nichts sagen. Klar ist, sogar das Kirchengebäude selbst könnte theoretisch betroffen sein. „Ich finde es nicht gut, wenn Kirchen verkauft werden, aber es geht nicht anders“, so Jan-Dominik Toepper. Aktuell laufen die Einordnungen noch hinter verschlossenen Türen in den kirchlichen Gremien. In der Gemeindeversammlung war auch Mönchweilers Bürgermeister Rudolf Fluck anwesend. Er bittet um Gespräche auch mit der Kommune, denn das Gemeindezentrum Arche werde von Menschen aus der gesamten Gemeinde genutzt. Der Kirchengemeinderat wolle auf jeden Fall die drei Gebäude in Mönchweiler halten, sagte Vorsitzender Peter Aberle.
Auch bezüglich der Pfarrstellen steht der Kirchengemeinde Mönchweiler-Obereschach eine Veränderung ins Haus. Bis 2036 werden rund 30 Prozent weniger Pfarrer und Diakone zur Verfügung stehen. Im Kooperationsraum gebe es aktuell 7,5 Pfarrstellen. Diese müssten auf 5,5 reduziert werden. Durch Vakanzen in St. Georgen und Buchenberg-Weiler ist diese Zahl bereits jetzt Realität. Allerdings wird künftig die Gruppe der Pfarrer den gesamten Kooperationsraum betreuen. Ob die einzelnen Kirchengemeinden selbstständig bleiben oder wie sie kooperieren, das müssen die Gemeinden des Kooperationsraums festlegen.
„Es steht fest, dass es nicht mehr an jedem Ort Gottesdienste geben kann. 2032 wird die Kirchengemeinde Mönchweiler-Obereschach nicht mehr so bestehen, wie sie jetzt besteht. Es wird an uns liegen, ob das eine positive oder negative Entwicklung ist“, gab Jan-Dominik Toepper den Gemeindemitgliedern mit auf den Weg. Man müsse neue Wege finden, Kirche zu leben. Gott brauche keine Steine, Gott brauche die Menschen, die Bewegung Kirche.