Unser gesellschaftliches Leben ist im Wandel. Individuelle Interessen treten dabei immer mehr in den Vordergrund. Die Pandemie hat in den vergangenen Jahren ihren Teil dazu beigetragen, dass sich Vereine als tragende Säule des gesellschaftlichen Lebens in den Gemeinden mit ihrer Jugendarbeit zunehmend schwer tun.
Für Rudolf Fluck, den Bürgermeister von Mönchweiler, ist das keine gute Entwicklung. Er stellt fest, die Gemeinde Mönchweiler habe in den vergangenen Jahren viel für ihre Sozialraumentwicklung, also im Grunde für das gesellschaftliche Zusammenleben in der Gemeinde getan. Die Jugendarbeit sei dabei aber oft zu kurz gekommen.
Förderung aus dem Zukunftsprogramm
Deshalb trat der Bürgermeister mit seinem Konzept der Schaffung einer 50 Prozentstelle für einen Jugendpfleger an den Gemeinderat heran. Für zwei Jahre erbat der Bürgermeister die Bewilligung der Mittel. Das Gremium sah die Problematik ebenso, machte aber dem Bürgermeister die Vorgabe, sich um mindestens 50 Prozent Fördermittel für diese Stelle zu bemühen.

Diese Fördermittel tat man schließlich im Bundesprogramm „Das Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ auf. Ein Förderbescheid über sogar 75.000 Euro flatterte der Gemeinde auf Grundlage ihres vorgetragenen Konzepts ins Haus.
Doch was ist solch ein Konzept ohne den geeigneten Mitarbeiter? Auch hier war der Bürgermeister bereits einen Schritt voraus. Über den Fußballclub Mönchweiler wurde er auf dessen Vereinskoordinator Patrick Haas aufmerksam. Er hat im Verein vielfältige Aufgaben von allgemeinen Vereinsentwicklung bis hin zur Jugendarbeit.
Die ideale Besetzung ist gefunden
Patrick Haas, das war Mönchweilers Bürgermeister schnell klar, wäre die ideale Besetzung für die neue Stelle. Haas willigte für den Fall der Gewährung des Zuschusses ein. Mit ihm entwickelte Bürgermeister Fluck das neue Konzept.
Das soll nun so richtig starten. Seit Montag dieser Woche, seit 27. März ist Patrick Haas offiziell Mitarbeiter der Gemeinde Mönchweiler und im Rathaus erreichbar.
Durch den Zuschuss von 75.000 Euro stehen nun aber weit mehr finanzielle Mittel als nur die Kosten für seine Personalstelle zur Verfügung.
„In Mönchweiler leben über 900 Menschen, die jünger als 25 Jahre sind. Viele von ihnen sind in den vergangenen Jahren erst hierher gezogen. Ausschlaggebend waren für sie wohl die Schule, die Kinderbetreuung sowie überhaupt das gesamte gesellschaftliche Umfeld“, berichtet Rudolf Fluck. Für sie alle möchte er nun die offene Jugendarbeit in der Gemeinde „deutlich intensiver betreiben“.
Auch Patrick Haas macht sich seine Gedanken zur zunehmenden Individualisierung in der Gesellschaft und ihren Schattenseiten. Zwar sei Mönchweiler mit seinen örtlichen Strukturen noch eine Oase, aber wie von selbst funktioniere auch hier eine Kinder- und Jugendarbeit in den Vereinen und bei den Kirchen nicht mehr. Dabei seien sie ein wichtiger Baustein für Integration, für das soziale Leben und für das Demokratieverständnis, sagt er.

Was will Patrick Haas konkret umsetzen?
Drei Ziele verfolgt er mit der Umsetzung des Zukunftsprogramms ganz konkret bis zum Jahresende. So sollen Kinder und Jugendliche aktiv am Zukunftspaket der Gemeinde beteiligt werden. Sie sollen eigene Projektideen umsetzen können.
Zudem soll es Angebote für die persönliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen geben. Sie sollen neue Interessen und Formen der Freizeitgestaltung entdecken können. Aktiv wird sich Patrick Haas zum Beispiel beim bereits für Samstag, 1. Juli, geplanten Kindertag der Vereine einbringen.
So geht es nun weiter
Dritter Punkt wird die Stärkung der Strukturen in der Gemeinde sein. Es soll ein lokaler Zukunftsausschuss gebildet werden, dem Jugendpfleger, Bürgermeister und Gemeindevertreter ebenso angehören wie vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. In einem ersten Schritt wird Patrick Haas dafür nun die Wahl und eine Geschäftsordnung ausarbeiten, die er in den Gemeinderat einbringt. Wichtig sei, so Patrick Haas, das in diesem Ausschuss Kinder und Jugendliche die Stimmenmehrheit haben müssen.

Konkret sollen, so gibt es auch der Förderbescheid für die Stelle des Jugendpflegers vor, noch in diesem Jahr fünf Angebote sein, bei denen Kinder und Jugendliche in Verantwortung und Beteiligung einbezogen werden.
Wird der Jugendkeller aktiviert?
Im sanierten, aber aktuell stillgelegten Jugendkeller im Bauhof könnte zum Beispiel als Teil der offenen Jugendarbeit wieder ein Treffpunkt für Jugendliche entstehen.
Ab dem kommenden Jahr soll der Fokus dann auf der Weiterentwicklung der entstandenen Strukturen sowie der Stärkung des Ehrenamts und der Vereine in der Kinder- und Jugendarbeit liegen. Familien sollen nachhaltig für gesellschaftliche Teilhabe und Vereinsleben begeistert werden.