Während es in den vergangenen Jahren oder Jahrzehnten um die geplante Anbindung der B523 an die B33 bei Mönchweiler in der Öffentlichkeit weitestgehend ruhig war, nimmt das Projekt jetzt Diskussions-Fahrt auf. Spätestens nach einer Informationsveranstaltung im Herbst in der Neuen Tonhalle in Villingen ist das Vorhaben in den Köpfen der Menschen der Region angekommen.
Mehr als Grund genug ist es deshalb auch für die Bürgerinitiative Pro Mönchweiler sich mit der Ortsumfahrung Villingen-Schwenningen, wie die Trasse mittlerweile offiziell genannt wird, zu befassen.
Weg von Partikularinteressen
Im Gespräch legen Vorsitzender Pascal Polaczek, sein Stellvertreter Berthold Käfer und Schriftführer Robert Springmann ihre Ansichten dar. Robert Springmann ist es auch, der Pro Mönchweiler an den drei Runden Tischen des Regierungspräsidiums Freiburg vertritt. Die Treffen dienen dazu, die Perspektive der lokalen und regionalen Akteure auf das Projekt zu verstehen, einen gemeinsamen Informationsstand zu erarbeiten und themenspezifische Inhalte zu beleuchten.
Man müsse weg von Partikularinteressen, so Pro Mönchweiler. Deshalb habe man sich mit anderen Interessenverbänden und Bürgerinitiativen in den Austausch begeben. „Wir sind aber keine treibende Kraft im Kampf gegen den Bau der B523, sondern wir wollen uns fundiert an der Diskussion beteiligen“, betont Pascal Polaczek.

„Das Projekt muss neu bewertet werden“, fordert der Vorsitzende von Pro Mönchweiler. Seit dem Beginn der Planungen vor langer Zeit habe sich gesellschaftlich und klimapolitisch einiges geändert. „Die Bürgerbeteiligungen des Regierungspräsidiums finden wir sehr gut. Deswegen beteiligen wir uns daran“, sagt er.
Berthold Käfer ergänzt: „Jahrelang war Ruhe. Wir haben nur das große Schild an der B33 wahrgenommen. Jetzt wird das Thema öffentlicher, die Zeit ist jetzt aber eine andere als noch vor einigen Jahren.“
Was sagen die Gewerbetriebe?
„Auch bei der Wirtschaft ist die Zeit eine andere“, pflichtet Robert Springmann bei. „Die haben mittlerweile andere Sorgen.“ Als Beispiel nennt er den Fachkräftemangel und sagt: „Da hilft die neue Straße gar nichts, denn genau so leicht wie neue Mitarbeiter dann hierher kommen, können bisherige woanders hin fahren.“ Überhaupt vermisst er klare Aussagen der Gewerbebetriebe zum Thema Lückenschluss. Man höre immer nur andere für „die Wirtschaft“ sprechen.
Doch das sind für Pro Mönchweiler nicht die entscheidenden Argumente. „Neue Straßen bringen mehr Verkehr. Das ist ja eigentlich das, was wir gar nicht wollen“, führt Berthold Käfer aus. Wichtiger sei es doch, in die Mobilitätswende zu investieren, ergänzt Robert Springmann. Natürlich seien das unterschiedliche Geldtöpfe, so Pascal Polaczek, aber wichtig sei der grundsätzliche Gedanke. Man wolle „schließlich weg vom Individualverkehr und da sei bei uns im Kreis noch viel Luft nach oben“.
Probleme mit dem Flächenverbrauch
Schwer im Magen liegt Pro Mönchweiler auch der Flächenverbrauch und die Versiegelung, die der Bau der neuen Straße mit sich bringen würde. Zum einen seien, so Robert Springmann, neun Vollerwerbslandwirte mit ihren Existenzen betroffen. Zum anderen wären Biotope gefährdet. Auch wenn die große, teure Variante mit dem Brückenbauwerk letztendlich einen Biotopverbund zulasse, bedeute der Bau zunächst immense Erdbewegungen. Außerdem kastle der Neubau den Mönchsee von drei Seiten ein.

Dritter und für Mönchweiler schon jetzt kritischer Punkt ist für Pro Mönchweiler die Lärmbelastung. Wie dieser Punkt im Falle eines Baues zu bewerten ist, steht noch nicht fest.
Auf der einen Seite wisse man, was Wind mit Lärm mache. Wenn der vom Brückenbauwerk in Richtung Mönchweiler getragen werde, sei das natürlich ein Problem, so Berthold Käfer.
„Wenn man aber schon sehr viel Lärm durch Verkehr hat, braucht es auch sehr viel mehr Verkehr bis es zu einer relevanten Erhöhung des Lärmdruckpegels kommt“, so Pascal Polaczek zu möglichen Veränderungen der Berechnungswerte. Eine Erkenntnis aus der Bürgerbeteiligung sei zudem, dass auch aus Gründen des Vogelschutzes ein Brückenbauwerk eingehaust werden müsse.
Fluck steht hinter dem Vorhaben
Im Gegensatz zu Pro Mönchweiler befürwortet Mönchweilers Bürgermeister Rudolf Fluck den Bau des Lückenschlusses ausdrücklich. Auch er weiß, dass „das geplante Bauwerk massive Auswirkungen baulicher Art auf das Verkehrsaufkommen und den Naturschutz der Gemeinde haben wird“. Er ist sich sicher, dass „dieses Bauvorhaben bis zu einer möglichen Genehmigung in allen Bereichen bis ins letzte Detail geprüft und durchleuchtet wird“. An den Runden Tischen ist Bürgermeister Rudolf Fluck als Vertreter der Gemeinde Mönchweiler ebenfalls dabei.

„Ich persönlich stehe diesem Projekt positiv gegenüber. Wir sprechen von 5,2 Kilometern Neubau bis zu bereits vorhandenen Querspange. Der Lückenschluss ist für die Entwicklung des nördlichen Teils unseres Landkreises von besonderer Bedeutung um nicht weiter abgehängt zu werden“, sagt Rudolf Fluck. Weiter legt er dar: „Verkehr bedeutet Entwicklung, bedeutet Arbeitsplätze und vor allem Wohlstand, der für unsere Gemeinde von großer Bedeutung ist. Es geht auch um unsere Betriebe. Sie sind bei der Mitarbeitergewinnung und Entwicklung auf solche Straßen angewiesen.“
Auf die unterschiedlichen Ansichten angesprochen, betont Pascal Polaczek: „Wir haben uns mit dem Bürgermeister in einem ausführlichen Gespräch ausgetauscht. Wir haben unterschiedliche Meinungen, konnten in sachlichem Austausch unsere Blickwinkel darstellen.“