Ein Beispiel dafür, wie ein mehr als 400 Jahre altes und unter Denkmalschutz stehendes Gebäude wieder reaktiviert werden kann, wie sich alte Hölzer und Baukunst mit modernem Ambiente verbinden und nicht zuletzt, wie das handwerkliche Know-how sowie das kreative Denken der Architekten ein Werk für die kommenden 400 Jahre schaffen, steht in Löffingen. Anna und Marc Meßmer sind das Wagnis eingegangen und dürfen sich nun über ein überaus gelungenes Ergebnis freuen.

„Wir würden jedem Bauherrn raten, ein altes Haus nicht gleich abzulehnen“, erklären Anna und Marc Meßmer, die 2020 nicht nur in das elterliche Gastronomie-Traditionshaus Linde eingestiegen sind, sondern auch das Wagnis Baderhaus riskierten.

Allerdings, da ist sich das Gastronomen-Paar einig, funktioniert die Realisierung eines solchen Projektes nur mit viel Know-how und Kreativität aller Beteiligten. „Mal so nebenher ist nicht“, ergänzt Vater/Schwiegervater Joachim Benitz, der die operative Bauleitung innehatte.

Der Zimmerermeister hat alleine mit seinem Team weit mehr als 3000 Arbeitsstunden in das neue „Ferienhaus Lindenglück“ investiert und so manche „Überraschung“ im ehemaligen Haus, Scheune, Hühner- oder Kuhstall zusammen mit den Bauherren und Architekten für das neue Zuhause von Marc, Anna und den beiden Kindern „umgeformt“.

Mit den beiden Löffinger Architekten Lukas Gäbele und Tanja Raufer hatten die Meßmers die wohl bekanntesten kreativen Baukünstler, die schon mehrfach bewiesen haben, wie man moderne Elemente in die Geschichte eines Hauses einfügt. So wurde Stück für Stück – im Dezember 2021 kamen die ersten Handwerker – bis heute aus dem geschichtsträchtigen, unter Denkmalschutz stehenden Baderhaus das urgemütliche Ferienhaus Lindenglück mit einer Wohnung für die Bauherren, dazu drei Ferienwohnungen und ein Doppelzimmer.

Überall ist der ehrwürdige Charakter des Hauses erkennbar. Seien es der alte Dielenboden, die Türen, die abgetrennte Holznagelwand, die Fachwerke, alte Balken oder die uralte Treppe, die an der Decke endet. Gerade dieser Charakter und die Geschichte dieses Hauses finden sich an jeder Ecke und in jedem Zimmer wieder. So wurde nachhaltig umgebaut, die alten Holzdielen von der Zimmerei Joachim Benitz ausgebaut, begradigt, eingeölt und wieder eingebaut.

Eine Spezialfirma hat das gesamte Holz sandgestrahlt. Und sogar aus alten Balken sind Treppenstiegen gefertigt worden, der alte Kachelofen wurde als Sitzgelegenheit belassen, der alte Kamin aufwendig in das neu Geschaffene integriert. Die alte Transmission, die der großen Heugabel und Futterschneider diente, ist ins Wohnzimmer integriert worden. Für die Statik sorgt eine Holzbeton-Verbunddecke. Es wurde fast ausschließlich mit Naturbaustoffen in Hybridbauweise gebaut. Für den Brandschutz bedurfte es eines eigenen Treppenhauses.

Das mit viel Hingabe umgebaute Baderhaus war für die Bauherren aber nicht nur ein risikobehaftetes Unterfangen – „hier kann man weder Zeit noch Kosten planen“ –, sondern durchaus auch eine tolle Herausforderung. Und auch die Baukosten waren nicht höher als bei einem Neubau in dieser Größenordnung und diesen vielen kleinen Nischen, Emporen und attraktiven Winkeln, so lautet das Resümee von Anna und Marc Meßmer.