Als mit Beginn des Ukraine-Krieges die ersten geflüchteten Personen im April in Königsfeld ankamen, hat Christoph Fischer schnell reagiert. Gemeinsam mit vielen Mitstreitern hat der Schulpfarrer an den Zinzendorfschulen die Krisen-Börse Königsfeld initiiert und im leer stehenden Treff-Markt eine Sachspendenkammer eingerichtet.
Nach einem knappen halben Jahr Ukrainehilfe in Königsfeld zieht er Bilanz und verrät, was die ukrainischen Geflüchteten in den kommenden Wochen dringend benötigen. Und welche Wünsche er für die Zukunft hat.

Eines wird im Gespräch mit Christoph Fischer schnell klar. Er selbst schiebt sich in Sachen Ukrainehilfe keineswegs in den Vordergrund. „Da sind andere Personen weit wichtiger.“ Und doch war er einer der Ersten, der erkannt hat, dass den Menschen, die mit nur wenig mehr als dem, was sie am Leib trugen, hier ankamen, schnell geholfen werden muss.
Hilfe beruht auf vier Säulen
„Lambarene liegt jetzt unmittelbar bei uns vor Ort. Wir müssen nicht mehr nach Afrika reisen, um anderen Menschen zu helfen“, sagt Christoph Fischer ebenso plakativ wie ernst in Anlehnung an den Urwaldarzt und Königsfelder Ehrenbürger Albert Schweitzer.

Viele Bürger leisteten in der Anfangsphase schnelle Hilfe. „Wir haben umgehend Kleidung, Schuhe und Sanitärartikel besorgt“, erinnert er sich.
Fischer betont, dass die Ukrainehilfe in Königsfeld auf vier Säulen beruht. „Da ist zum Einen natürlich die Kommune selbst, dann die evangelische Gesamtgemeinde, der Flüchtlingskreis und die Zinzendorfschulen“, zählt er auf.

Um die von zahlreichen Bürgern gespendeten Sachspenden zu kanalisieren und um den Menschen aus der Ukraine eine Anlaufstelle nennen zu können, richtete Christoph Fischer in einem leer stehenden Ladengebäude am Zinzendorfplatz eine Sammelstelle ein. Er nannte diese Krisen-Börse Königsfeld.
Räumlichkeiten ein Glücksfall – aber auf wackligem Fundament
„Es ist ein Glück, dass die leer stehende Immobilie der Brüderunität gehört“, sagt Fischer. Allerdings steht dieses Glück auf einem wackligen Fundament. „Es finden Gespräche statt, die Immobilie zu veräußern.“

Sollte das Ladengeschäft verkauft werden, muss die Krisenbörse umziehen. Was angesichts der benötigten Fläche für das Auslegen der Kleidung, Möbelstücke, Kinderwagen und Spielsachen nicht leicht werden wird.
Warme Kleidung und Küchengeräte nötig
Wenngleich die Krisenbörse derzeit mit Kleidung gut gefüllt scheint, hat Christoph Fischer für die kommende kalte Jahreszeit im Blick, „dass die Menschen jetzt warme Kleidung brauchen“. Nach wie vor benötigt würden auch alltägliche Küchen- und Haushaltsgeräte. „Kaffeemaschine, Mixer und dergleichen.“ Fischer betont, dass lediglich gut erhaltene Ware erwünscht ist. „Manche Menschen nutzen die Börse leider, um ihre verschlissenen und defekten Gegenstände loszuwerden.“
Einen Wunsch teilt Fischer mit sehr vielen Menschen
Die Hilfe für die ukrainischen Personen, in der Regel sind es Frauen und Kinder, beschränkt sich nicht auf die Beschaffung von Bekleidung und Alltagsutensilien. Neben Deutschkursen gibt es auch einen Kreativtreff. Hier nennt Fischer maßgeblich die tatkräftige Unterstützung von Nicole Schwenk. „Sie ist die Seele der ganzen Aktion.“ Bei den Zusammenkünften entstanden eine Vielzahl von Bastelarbeiten, die beim Kunsthandwerkermarkt am 17. und 18. September angeboten werden.
Auf die Frage, was sich Christoph Fischer für die kommenden Monate wünscht, braucht er nicht lange zu überlegen. „Dass der Krieg zu Ende geht. Und dass die Menschen sich täglich einmal anlachen.“