Braucht es für die Ausgabe und Betreuung beim Mittagessen im Kindergarten pädagogisches Fachpersonal? Wenn es nach Bürgermeister Fritz Link geht, sind die Vorgaben des Kommunalen Landesverbandes überzogen. Ein Antrag der evangelischen Gesamtgemeinde führte zu lebhaften Diskussionen in der Sitzung des Ausschusses für Tourismus, Kultur, Bildung, Jugend und Soziales.
Die Mehrkosten: 20.000 Euro
Nach Darstellung von Hauptamtsleiter Florian Kienzler ist die Kirchengemeinde mit der Bitte an die Kommune herangetreten, die Personalkosten für das Mittagessen im Kindergarten „Arche“ in die Betriebskostenabrechnung aufzunehmen. Die Kosten setzten sich aus den Ausgaben für das Küchenpersonal und den Personen für die Betreuung zusammen.
Seit 2016 habe die politische Gemeinde den Mittagstisch jährlich mit 5500 Euro bezuschusst, schilderte der Hauptamtsleiter. Laut dem kommunalen Landesverband sei während der Mahlzeit die Anwesenheit von mindestens zwei Fachkräften erforderlich. Einer Kostenschätzung der Kirche zufolge müsse die Kommune für das Jahr 2023 mit einem finanziellen Mehraufwand von rund 20.000 Euro rechnen, übermittelte Kienzler.
„Um zuzusehen, wie die Kinder essen, braucht es keine pädagogisch ausgebildeten Fachkräfte.“Fritz Link, Bürgermeister
Bürgermeister Fritz Link klagte, die finanzielle Beteiligung der Kirchen an der Kindesbetreuung werde zunehmend kleiner. Wenn die politische Gemeinde immer mehr übernehme, stehe die Trägerschaft irgendwann infrage. Der Antrag zeige, wie Kommunen ausgepresst würden. „Um zuzusehen, wie die Kinder essen, braucht es keine pädagogisch ausgebildeten Fachkräfte.
Als das Mittagessen eingeführt wurde, haben wir unter der Prämisse zugestimmt, dass die Betreuung und Ausgabe mit Hilfskräften erfolgen kann. Die neuen Vorgaben des kommunalen Landesverbandes sind nicht mehr nachvollziehbar und müssen überprüft werden, weil das finanziell bald nicht mehr für die Kommune zu schultern ist. Da muss man mit dem Verband dringend in die Diskussion kommen, auch wegen dem Personalschlüssel“, forderte der Bürgermeister.
Nicht nur lecker, sondern auch pädagogisch begleitet
Rätin Marielle Lupfer sagte, sie finde es schon wichtig, dass die Kinder zusammen speisten. Birgit Helms ergänzte, es sei schon so, dass das Essen in Kindergärten pädagogisch begleitet werde. Dies tue Not, weil vieles im Privaten nicht mehr geleistet werde. Franziska Hornscheidt urteilte, drei- und vierjährige Kinder würden sich das Essen selber schneiden. Es gehe nicht darum, nur zuzusehen wie gegessen werde. „Wenn ich als Eltern die Kinder zu Hause richtig essen lasse, will ich nicht, dass das im Kindergarten vernachlässigt wird“, unterstrich sie.
Kritik an Kirchen-Beteiligung
Dies, hielt Link dagegen, unterstelle niemand. Die Praxis der Vergangenheit habe gezeigt, dass auch Hilfskräfte diese Aufgabe übernehmen könnten. Nur jetzt schreibe der Gesetzgeber pädagogische Fachkräfte vor, aber der Arbeitsmarkt sei leergefegt. Hans Mack kritisierte, das geforderte Fachpersonal verteure das Mittagessen und die Kirche wolle sich nicht daran beteiligen.
Einstimmig beschloss der Ausschuss, die Personalkosten für das Mittagessen in der Arche ab dem 1. Februar 2023 in die Betriebskostenabrechnung aufzunehmen. Gleichzeitig entfällt der bisherige pauschale Zuschuss von 5500 Euro.