In der Grundschule in Königsfeld sollen die Heranwachsenden nicht nur Kenntnisse in Mathematik, Deutsch oder andereren Fächern erlernen. Für Schulleiterin Kathrin Ramos Fernandez und ihre Kolleginnen ist auch ein wertschätzender und freundlicher Umgang miteinander ganz wichtig. Aus diesem Grund gibt es in Königsfeld seit Neuestem das Unterrichtsfach Soziales Lernen. Der SÜDKURIER hat sich das neue Fach angeschaut und selbst die Schulbank gedrückt.

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„Die Kinder haben durch das Projekt die Chance, sich selbst kennenzulernen, Konfliktsituationen besser bewältigen und es werden. Impulse zum emphatischen Handeln in der Gruppe gegeben“, sagt Chiara Stehle-Winter, die das neue Unterrichtsfach lehrt und Psychologie sowie Schulpsychologie studiert hat.

Neues Fach seit September

Soziales Lernen gibt es in Königsfeld seit September 2021. Die Klassen eins und zwei sowie die Klassen drei und vier werden im Wechsel je eine Schulstunde im neuen Fach unterrichtet. Bisher ist geplant, diesen Unterricht bis zu den Sommerferien den Schülern anzubieten. Denen gefällt das neue Fach. Sie sind aufmerksam, der Unterricht ist lebhaft und alle Schüler sind aufmerksam.

Im Kreis am Boden lernen die Kinder verschiedene Gefühlsregungen anhand von Bildern zuzuordnen.
Im Kreis am Boden lernen die Kinder verschiedene Gefühlsregungen anhand von Bildern zuzuordnen. | Bild: Werner Mueller

Das Ziel der Unterrichtsstunde, an der der SÜDKURIER teilnimmt, ist die eigene Körpersprache spielerisch zu erlernen. Dabei spielt die Mimik eine wesentliche Rolle. Auch das Beschreiben einer bestimmten Situation ist ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. Zwei Schüler stehen nacheinander an der Tafelrückseite und zeichnen genau das, was sie durch die Beschreibung hören. Einmal ist es eine von Stehle-Winter auf der Tafelvorderseite aufgemalte Blume, danach ein Haus mit Fenstern, Türen und schrägem Kamin.

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Das Beschreiben der Blume hat eigentlich funktioniert, die Umsetzung als Zeichnung war etwas schwierig. Anders ist es mit der Hauszeichnung. Zur großen Überraschung waren die gezeichnete Vorgabe und das Ergebnis durch die Beschreibung nahezu identisch.

Dann gibt es Streit

„Heute geht es um das Miteinander“, kündigt Lehrerin Stehle-Winter die nächste Aufgabe an. Dabei projiziert sie Bilder von einem Mädchen und einem Jungen auf die Leinwand. Klar erkennbar: Die haben Streit miteinander. Die Frage, um die es zunächst geht, ist: „Was braucht man zum Streiten?“ Anhand von Bildern werden Gemütszustände dargestellt und die Schüler legen das passende Gesicht zur entsprechenden Gemütslage auf.

Sich der Größe nach zu ordnen, ohne sprechen zu dürfen, ist zunächst eine kleine Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler der ...
Sich der Größe nach zu ordnen, ohne sprechen zu dürfen, ist zunächst eine kleine Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3b. | Bild: Werner Mueller

Dann wird es nochmals spannend. Die Kinder sollen sich der Größe nach aufstellen – ohne miteinander zu sprechen. Auch das klappt, bis auf kleine notwendige Korrekturen, sehr gut. „Ich konnte mir etwas über Gefühle vorstellen“, resümiert die achtjährige Johanna. Bei der Aufgabe, sich ohne Absprache der Größe nach aufzustellen, sei es schon etwas schwieriger gewesen: „Es war schwierig. Wo ordne ich mich ein?“ Auf die Unterrichtsstunde Soziales Lernen freut sich Johanna, weil sie etwas über sich selbst lernen kann.

Dem neunjährigen Amjad hat vor allem das Sortieren der Bilder nach den Gefühlen gefallen. Vom Streiten hält der Schüler nichts, er will lieber „nett fragen“: „Ich habe für mich mitgenommen, wie ich mich je nach Situation verhalten kann“, sagt er.