Es ist ein Paukenschlag und stellt die endgültige Entscheidung zur Umgestaltung des Zinzendorfplatzes dar. Nach dem Votum des Gemeinderates für die Variante eins, bei der zwei Bestandsbäume erhalten bleiben, will nun auch die Herrnhuter Brüdergemeine dieser Entscheidung folgen. Allerdings nicht, weil sie durch Sachargumente überzeugt wurde.
"Wir sehen uns nicht in der Lage, die Folgekosten, die wir im Falle einer Entscheidung für Variante drei tragen müssten, zu übernehmen" sagt Pfarrer Christoph Huss am Dienstag auf eine SÜDKURIER-Anfrage. Diese Verantwortung und finanzielle Belastung könne die Brüdergemeine den nachfolgenden Generationen nicht überlassen. Die Folgekosten sind bei Variante drei höher, weil die zehn Bestandsbäume einen größeren Pflegeaufwand haben, als die neu gepflanzten kleinwüchsigen Linden in Variante eins. Letztlich habe die Aufforderung zu einer erneuten Stellungnahme, die der Brüdergemeine nach der Gemeinderatssitzung der vergangenen Woche von der Verwaltung zugestellt wurde, somit keine Lücke mehr gelassen. "Dieses Schreiben war sehr deutlich formuliert", so Pfarrer Huss. Die Brüdergemeine musste Stellung beziehen, weil sie als Eigentümer des Platzes das letzte Wort hat.
Die Entscheidung sei den Mitgliedern des Ältestenrates der Brüdergemeine, der diese getroffen habe, schwergefallen. Man sei auch enttäuscht darüber, habe aber keine andere Lösung gesehen. "Wir halten eine solche Entscheidung des Gemeinderates für völlig unverantwortlich." Der Bürgerbeteiligungsprozess, auch bei der Abstimmung in der dritten Versammlung, habe ein eindeutiges Ergebnis ergeben. Man könne die Bürger nicht an einem solchen Prozess beteiligen, wenn man schon vorher wisse, was gemacht werden soll, so Christoph Huss. Enttäuschend sei für den Pfarrer auch gewesen, in welcher Art und Weise in diesem Zusammenhang über die Brüdergemeine gesprochen wurde. In der vergangenen Gemeinderatssitzung war ihr unter anderem Erpressung vorgeworfen worden. "Es ist nur schwer erträglich, wie hier Stimmung gegen die Herrnhuter Brüdergemeine gemacht wird", sagt Christoph Huss. Er könne sich nicht erklären, wie es zu dieser Stimmung kam. Er wünsche sich ein friedvolles Miteinander und einen respektvollen Umgang.
Für Bürgermeister Fritz Link ist die Entscheidung der Brüdergemeine eine Überraschung. Er sagt: "Es war nicht zu erwarten, dass da noch eine andere Entscheidung getroffen wird." Fritz Link war davon ausgegangen, dass die Stellungnahme der Brüdergemeine, die in der vergangenen Woche im Gemeinderat vorgelegen hatte, endgültig ist. Darin hatte sie sich für die Variante drei entschieden. Deutlich hatte der Bürgermeister in der Gemeinderatssitzung auch gezeigt, dass er die Vorgehensweise der Gemeinderäte für wenig zielführend hält. Nun aber kommt doch das Konzept zur Umsetzung, das Gemeinderat und Verwaltung schon zu Beginn des Diskussionsprozesses befürwortet haben.
Dass nicht der von den Bürgern in der Bürgerversammlung favorisierte Vorschlag umgesetzt wird, trübt die Bilanz des Bürgerbeteiligungsprozesses für Fritz Link indes nicht. "Durch dieses Verfahren hat sich die Transparenz der Entscheidungsfindung deutlich erhöht", sagt er. Dies sei positiv zu bewerten. Trotzdem liege die Entscheidung letztlich beim repräsentativ gewählten Gemeinderat. Die objektiven Fakten, die für Variante eins gesprochen haben, hätten überwogen, so der Bürgermeister.
Nun werde die Verwaltung die entsprechenden Zuschuss-Anträge für zwei Förderprogramme stellen, die bis Ende Oktober und Ende November eingereicht werden müssen. Die Entscheidungsfindung ist damit abgeschlossen. Die Neugestaltung soll im folgenden Jahr realisiert werden. Die Umsetzung von Variante eins wird rund 2,25 Millionen Euro kosten. Königsfeld kann sich Hoffnung auf Fördergelder in Höhe von bis zu 1,5 Millionen Euro machen.
Entscheidungsfindung
In einem Bürgerbeteiligungsverfahren wurden die Königsfelder Bürger mit in den Prozess zur Neugestaltung des Zinzendorfplatzes einbezogen. Die Verwaltung war sich, so betonte Bürgermeister Fritz Link immer wieder, der Emotionalität dieses Themas bewusst. Auf die Ursprungsvorschläge, die Varianten eins und zwei, gab es Protest von vielen Bürgern. Der Königsfelder Albrecht Moritz initiierte darauhin eine Unterschriften-Sammlung – 700 Königsfelder haben unterschrieben. Die Verwaltung ließ auf die Einwände der Bürger hin einen dritten Vorschlag, den Kompromissvorschlag, erarbeiten. Auch in einer Bürgerwerkstatt, bei der die Anwesenden auch für die favorisierte Lösung abstimmen konnten, überzeugte die Variante drei. Die Verwaltung und auch der Gemeinderat machten sich hingegen von Anfang an für die Variante eins, die immer wieder auch von Fritz Link als Ideallösung bezeichnet wurde, stark. Nach dieser Lösung, die nun umgesetzt wird, bleiben nur zwei Bäume auf dem Platz erhalten. (pga)