Es lässt sich für Außenstehende kaum ermessen, wie tief das Tal der Trauer ist, das Menschen durchschreiten, wenn sie um einen nahestehenden Menschen trauern. Darüber sind sich Sonja Fritschi und Karla Martin einig, die nach dem Verlust ihrer Partner anfangs nur schwer mit anderen Menschen über ihre Trauer sprechen konnten.
Treffen sind einmal im Monat
Für beide war es ein Wink des Schicksals, als sie von den monatlichen Gesprächsabenden am ersten Dienstag im Monat erfuhren, die der Trauerkreis im Bräunlinger Gemeindehaus seit zweieinhalb Jahren anbietet.
Dort lernten sie sich kennen. Es entwickelte sich eine Freundschaft, die bis heute anhält. „Gemeinsam können wir mit unserem Schmerz besser umgehen“, beschreibt Karla Martin die Situation.“ Wir treffen uns zu Kaffeenachmittagen oder gemeinsamen anderen Unternehmungen, diskutieren und ganz langsam kehrt auch wieder die Freude am Alltag zurück.“
Sonja Fritschi fügt hinzu, dass es ohnehin nie gelingen werde, den Schicksalsschlag ganz zu verdrängen. Indes habe aber der Trauerkreis die Basis gelegt, dass es den beiden Frauen allmählich wieder besser ging. Beide sprechen von einem besonderes Gefühl, das sie umgab, als sie dort erstmals teilnahmen. Ihre Scheu legte sich rasch in den Gesprächen mit den anderen Betroffenen.

Die vor zweieinhalb Jahren von Sandra Hirth und Sylvia Faller ins Leben gerufene Möglichkeit, den Trauerenden einen Raum für ein offenes Beisammensein mit anderen Trauerenden und Betroffenen zu bieten, fand auf Anhieb eine große Resonanz und Akzeptanz. Es entwickelte sich rasch ein Erinnerungs- und Erfahrungsaustausch, der den Trauerenden einen Weg aufzeigt, um wieder zurück ins Leben zu finden.
Von Beginn an richtete sich der Trauerkreis an Betroffene aller Altersgruppen und Konfessionen. Sandra Hirth und Sonja Faller sind der Seelsorgeeinheit Auf der Baar dankbar, dass sie mit dem Gemeindehaus in Bräunlingen eine Plattform bietet in der die Abende stattfinden können.
Abende verlaufen ohne strenge Regie
Die beiden Initiatorinnen sind selbst Trauernde und haben vor kurzem erfolgreich die Ausbildung zu Trauerbegleiterinnen absolviert. Dadurch sind sie offiziell berechtigt, die Gesprächsabende selbst zu leiten. „Wir erarbeiten unterschiedliche Themen, die sich mit der Verarbeitung der Trauer beschäftigen. Im Fokus steht indes nicht die Gestaltung, sondern die Abende so laufen zu lassen, wie sich die Gespräche entwickeln“ erläutert Faller.
Inhalte dringen nicht nach außen
Sie weist darauf hin, dass die Trauerenden grundsätzlich alle ansprechen und ihren Gefühlen freien Lauf lassen können. „In der Gruppe fühlt man sich nicht alleine. Das lindert den Schmerz“, weist Hirth darauf hin, dass nichts von dem was im Trauerkreis besprochen wird nach außen dringt.
Hier ist es möglich, sich auszutauschen, die Hülle abzustreifen und die Hemmschwelle zu überschreiten. Emotionen zeigen ist erwünscht, Tränen dürfen fließen. Das höre sich zwar einfach an, erweise sich im Alltag aber als eine große Hürde.
„Wer dies noch nie erlebt hat kann nicht nachvollziehen, wie es uns geht“, zeigt Karla Martin auf. Anfangs wird die Trauer akzeptiert, doch je mehr Zeit seit einem Todesfall verstrichen ist, umso schwieriger werde es für die Mitmenschen, zu verstehen, weshalb die Betroffenen immer noch trauern.
Sandra Hirth und Sylvia Faller leiten jeden Gesprächsabend mit großem Feingefühl. Da sie selbst von der eigenen Trauer betroffen sind, ist es auch für sie nicht immer einfach. „Die Gesprächsabende geben allen Betroffenen die Kraft das Leben wieder zu spüren“ bemerkt Faller abschließend, dass pro Gesprächsabend rund ein Dutzend Betroffene teilnehmen. Viele kämen seit Monaten in den Trauerkreis.
Stammtisch soll Männer in Trauer verbinden
Neben der Möglichkeit zu Einzelgesprächen hat der Trauerkreis die Gründung eines regelmäßigen Stammtisches für trauernde Männer in Planung, der ihnen die Möglichkeit eröffnen soll, mit ihrer Trauer innerhalb einer Gruppe von Betroffenen besser umgehen zu können. Informationen zu allen Fragen rund um den Trauerkreis, den Gesprächsabenden und bezüglich Einzelgesprächen erteilen Sandra Hirth unter 0173 6415782; Sylvia Faller unter 0174 9997886 oder per E-Mail an trauerkreis@gmx.de.