Geisingen hat eine Schloßstraße – doch wo war oder ist dieses Schloss eigentlich? Im Geisinger Städtle steht seit 1849 kein Schloss mehr. Nur eines ist noch vorhanden, nämlich das sogenannte Jagdschloss auf dem Wartenberg.
Dort, wo heute das betreute Wohnen in dem imposanten Gebäude in der Krankenhausstraße untergebracht ist, stand bis zum Brand 1849 das alte Schloss. 1787 wurde es von den Nachfahren der Kripp von Freudenegg verkauft und diente Wohnzwecken. 1836 wurde es von der Stadt teilweise erworben und Armenwohnungen wurden hier eingerichtet.
Im Januar 1849 brannte das Schloss nieder. 13 Menschen, darunter sieben Kinder, wurden Opfer des Brandes. Ein Jahr später errichtete die Stadt an dem Platz ein neues Armenhauses. 1890 kamen Schwestern des Ordens vom heiligen Vinzenz von Paul nach Geisingen und im Armenhaus, welches als solches nur noch eingeschränkt benötigt wurde, wurde eine Krankenstation eingerichtet.
Zur Jahrhundertwende wurde durch den Stadtrat aus dem Gebäude ein Krankenhaus, das dann auch als Krankenhaus ausgebaut wurde. Schon nach dem ersten Weltkrieg verfügte es über eine Röntgenstation. Die Patienten kamen aus der gesamten Ostbaar und Neudingen nach Geisingen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde eine Wöchnerinnenstation angegliedert. Nachdem es zu klein wurde, erfolgte 1951 eine Sanierung und Erweiterung. Die Einweihung war 1952.
39 Betten hatte das Krankenhaus, zusätzlich zehn Säuglingsbetten. Das Krankenhaus genoss einen guten Ruf, die beiden Ärzte Luise Bühler-Kleiß und Wilhelm Steiger sowie später sein Sohn Rolf nahmen hier sogar zahlreiche Operationen vor. Vielen Verletzten von Arbeits- oder Verkehrsunfällen war es erste Behandlungsstelle, das Geisinger Rote Kreuz verfügte über einen Rettungswagen. Schon vor fünf Jahrzehnten wurden Krankenhäuser geschlossen, auch dem Geisinger Krankenhaus ging es nicht anders, 1976 ging die Geschichte des Krankenhauses Geisingen zu Ende. Da richtete auch ein gegründeter Krankenhaus-Unterstützungsverein nichts aus. Nach oder noch während des Vietnam-Krieges wurden teilweise sehr emotionale Diskussionen über die Aufnahme und Unterbringung von Flüchtlingen (Boat-People) geführt.
Dann fand sich 1982 mit dem Blasmusikverband Schwarzwald-Süd, Rottweil Tuttlingen ein Mieter für die Jugendausbildung, das Gebäude wurde vom Verband auch saniert. Nach der Gründung der Sozialstation 1978 war diese aber Mieter im Erdgeschoss bis zum Bau des neuen Gebäudes im Jahre 2018.
Im Zuge der Wende wurde das Gebäude aufgrund der guten Struktur für kurze Zeit eine Heimat für Flüchtlinge aus der ehemaligen DDR. Man machte sich Gedanken über die künftige Nutzung. Nur knapp fiel im Gemeinderat die Entscheidung für einen Verkauf, denn andere Stimmen sahen hierin ein ideales Gebäude für die Verwaltung. 2002 wurde das Gebäude schließlich zum betreuten Wohnen mit verschieden großen Wohnungen für Senioren umgebaut.