Kräftig verbale Prügel einstecken musste Michael Podolski, Geschäftsführer des Zweckverbands Ringzug Schwarzwald-Baar-Heuberg, bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Streng genommen war Podolski nicht der richtige Adressat, der Zorn und die Kritik aus den Reihen von Stadt- und Ortschaftsräten sowie Sitzungsbesuchern richtete sich eigentlich an die Landkreise Tuttlingen und Schwarzwald-Baar, Landesregierung und -verwaltung und die Bahn. Podolski tat sein Möglichstes, um die Anwürfe aus der undankbaren Stellvertreterrolle heraus abzufedern, von Erfolg gekrönt war sein Bemühen eher nicht.
Denn der Stein des Anstoßes, den der Ringzug insbesondere dem Geisinger Ortsteil Gutmadingen in den Weg legt, wird – das hat zuletzt das Land ziemlich schnöde mitgeteilt – auf absehbare Zeit nicht entfernt: Den Ringschluss von Tuttlingen nach Donaueschingen wird es auch weiterhin nicht geben und damit auch keine Ringzughaltestelle in Gutmadingen. Auch bessere Verbindungen von Geisingen aus scheiden aus.
Ringschluss rechnet sich angeblich nicht
Mit der Donautalbahn und der Schwarzwaldbahn sei der südliche Teil des Tuttlinger Landkreises aus Sicht des Landes ausreichend versorgt, ließ man von Stuttgart aus lapidar wissen. Wer schon einmal versucht hat, von Geisingen aus einigermaßen lebensnah-praktikable Zugverbindungen zu nutzen, kann darüber nur müde lächeln. Und in Gutmadingen hält ohnehin kein Zug.
Potential- und Wirtschaftlichkeitsanalysen hätten ergeben, dass sich der Ringschluss mit den zusätzlichen Haltestellen Gutmadingen, Neudingen und Pfohren angesichts des zu erwartenden Fahrgastaufkommens nicht rechnen würde, bemühte sich Michael Podolski mit Zahlenwerk etwas Fleisch an den kahlen Abfuhrknochen aus Stuttgart zu bringen – ein Schuss, der glatt nach hinten losging.
Gemeinderäte sprechen von „Vermeidungstaktik“
Die Erhebungssystematik vermittle eher den Eindruck, von einer „Vermeidungstaktik“ getrieben zu sein, meinte CDU-Stadtrat Achim Speck. Auch Specks Fraktionskollege Henrik Ball zweifelte die Analysezahlen an. Ein attraktives Angebot sorge für gesteigerte Nachfrage, während ein schlechtes, ausgedünntes das Ausschöpfen von Potenzial verhindere. Diese Regel gelte auch für den Schienenverkehr, kritisierte CDU-Fraktionssprecher Christoph Moriz.
„Das Ganze vermittelt den Eindruck, als hätten die beiden Landkreise Tuttlingen und Schwarzwald-Baar keinerlei Interesse an einem Ringschluss, dass beide Landkreise ihn ganz einfach nicht wollen“, stellte Stadt- und Kreisrat Holger Milkau (CDU) fest. Als Gutmadinger schwanke er zwischen Wut und Enttäuschung, sagte SPD/FB-Stadtrat Matthias Huber. Anspruch und Wirklichkeit klafften beim Land, was das Thema ÖPNV und ländlicher Raum und dessen Potenzial anbelange, ganz offensichtlich meilenweit auseinander.
Stadt Geisingen will nicht aufgeben
„Maßlos enttäuscht“ zeigte sich auch der Gutmadinger Ortschaftsrat Thomas Becker, der sich dem Thema Ringzug besonders intensiv widmet: „Die Landräte Stefan Bär und Sven Hinterseh hätten sich hier blicken lassen sollen, um persönlich Rede und Antwort zu stehen.“
Aufgeben will die Stadt Geisingen ihren Kampf um eine verbesserte Schienenanbindung und die Ringzughaltestelle in Gutmadingen jedenfalls nicht. Der richtige Adressat für Interventionen sei das Land, empfahl Ringzug-Geschäftsführer Michael Podolski.