Andreas Braun, Inhaber der gleichnamigen Metzgerei in Furtwangen, macht ein ernstes Gesicht. „Die Lage ist dramatisch – man kann es nicht anders sagen.“ Sollte sich nichts ändern, muss er im August schließen. Deshalb wagt er sich aus der Deckung.
„Meine Existenz hängt am seidenen Faden“, sagt Andreas Braun, Inhaber der Metzgerei Braun. Seit 120 Jahren gibt es den Familienbetrieb. Braun leitet ihn in der fünften Generation. „Dieses Jahr haben wir 120-jähriges Bestehen, das wahrscheinlich nicht gefeiert wird“, sagt Braun. Denn es steht schlecht um die Metzgerei, wie aus einem Aufruf deutlich wird, den Braun an seine Kunden richtet: Sollte der Umsatz nicht steigen, „können wir nicht mehr wirtschaftlich arbeiten“, heißt es darin. Dann „sind wir gezwungen, unser Geschäft ab August zu schließen“.
Woher kommt der wirtschaftliche Druck? Da spielen viele Faktoren eine Rolle, erklärt Braun. „Unter anderem sind die Energiekosten dramatisch angestiegen.“ Aktuell bezahle man doppelt so viel wie früher – und das, nachdem die Preise 2022 zeitweise auf das Dreifache des Vor-Krisen-Niveaus geklettert waren. Auch Fleisch ist in einer Hochpreisphase. „Das sind unglaublich hohe Kosten, die man an die Kunden weitergeben muss – oder sollte.“
Die Metzgerei Braun hat – wie viele andere – ihre Preise angehoben, um zumindest einen Teil der Mehrkosten zu kompensieren. „Aber das trifft natürlich auch wieder die Kunden“ – speziell junge Familien und Rentner mit eher geringen Einkommen, wie Braun erklärt. „Die können nicht mehr so oft einkaufen wie früher – auch wenn sie gerne würden.“ Um etwa 15 Prozent, schätzt Braun, ist die Zahl der Einkäufer eingebrochen. Manche kämen gar nicht mehr, andere seltener – „statt einmal in der Woche dann halt einmal im Monat“.
Die Metzgerei mache zwar aktuell keinen Verlust. Allerdings reiche der Gewinn langfristig nicht mehr aus. „Das ist schon bitter“, sagt Braun, für den die Lage doppelt ernst ist. „Wenn ich hier zu mache, verliere ich alles, für das ich jetzt 30 Jahre lang gearbeitet habe.“ Deshalb will der Metzger nicht kampflos aufgeben. „Ich bin mutig und wage mich aus der Deckung“, betont Braun. Doch er sei bei Weitem nicht der Einzige, der vor solch existenzbedrohenden Problemen stehe. „Das geht nicht nur mir so. Es geht vielen so – auch Geschäften in anderen Branchen.“ Die Rücklagen seien – auch durch Corona – längst aufgezehrt.
Dabei sieht Braun sich mit seiner Metzgerei eigentlich auf dem richtigen Weg. „2016 haben wir auf nachhaltige, artgerechte Tierhaltung umgestellt.“ Seitdem kommt das Fleisch von der bäuerlichen Erzeugergemeinschaft aus Schwäbisch Hall und gelegentlich von lokalen Landwirten. Das ist teurer als im Supermarkt – und da läuft etwas schief, findet Braun. Er sieht hier auch die Politik in der Pflicht: „Den kleinen Betrieben wie uns, die es richtig machen wollen, wird dann nicht geholfen. Stattdessen werden uns noch Steine in den Weg gelegt“, beklagt Braun.
Sollte er seine Metzgerei schließen, hätte das derweil nicht nur für ihn und seine Kunden Auswirkungen. Auch Vereine, die der Betrieb unterstützt hat, und lokale Landwirte, mit denen Braun zusammengearbeitet hat, würden den Verlust spüren: „Das zieht einen Rattenschwanz hinter sich her.“ Deshalb ruft er nun seine Kunden zum Handeln auf – bislang mit Erfolg, wie er sagt. „Es kommen gerade mehr Leute und wir hoffen natürlich, dass das anhält“, erklärt Braun. Das lässt hoffen – auch den Inhaber der Metzgerei, für den klar ist: „Die Kunden haben es in der Hand. Sie entscheiden, wer die Krise überlebt.“