Der Mangel an vielerlei Medikamenten nimmt dramatische Formen an und zeigt sich auch in Furtwangen. Die Apotheke am Markt, die Breg-Apotheke und die Linden-Apotheke berichten von ihren Erfahrungen.

„Die Situation ist eigentlich nicht tragbar“, meint die Pächterin der Breg-Apotheke, Marianne Koepfer. Dass vielerlei Medikamente, mal das eine, mal ein anderes, nicht mehr lieferbar seien, dauere schon über ein Jahr. Derzeit fehlten auch mehrere Antibiotika und Insuline, die nicht einfach zu ersetzen seien: „Das ist grenzwertig.“

Um Engpässe zu mildern, stellen die Apotheken auch einiges selber her. „Wir haben über Wochen hinweg Fieberzäpfchen gegossen und viele Fiebersäfte selbst hergestellt“, so Koepfer. „Wir jonglieren rum. Das ist ein riesiger Zeitaufwand, den wir gar nicht richtig erstattet bekommen“, verweist sie auf vielerlei Telefonate mit Ärzten, Lieferanten und anderen Apotheken, um die Patientenversorgung sicherzustellen.

Preisdruck und Pandemie

Woher kommt der Medikamentenmangel? Die Apothekerin verweist auf den Preisdruck in Deutschland. Viele Firmen würden ihre Medikamente an andere Länder weitergeben, in denen sie höhere Gewinne erzielen könnten. Pandemie und andere Krisen hätten außerdem weltweite Lieferketten unterbrochen. „Wir kämpfen um jede Packung“, zeichnet Klaus Rapp von der Linden-Apotheke ein ähnliches Bild. „Das ist ein täglicher Mehraufwand. Manchmal sitze ich bis Mitternacht und schaue, wer zum Beispiel gerade einen Antibiotikasaft für Kinder liefert.“ Auch er verweist auf das schiefe Preisgefüge in Deutschland. „Alles nur noch billig, billig“ laute das Motto, wodurch sich die Produktion ins Ausland, häufig nach China und Indien, verlagert habe. „Es fehlt an allen Ecken und Enden“, so der Apotheker. Die Reaktion der Kunden sei unterschiedlich und reiche von Verärgerung, Angst bis hin zu Verständnis.

Die Apotheken spürten seit längerer Zeit noch einen anderen Druck auf ihren Schultern. Die Pauschale für verschreibungspflichtige Medikamente sei seit über zehn Jahren nicht angepasst worden, nennt Rapp ein Beispiel für die geringer gewordenen Umsätze. Das führe deutschlandweit zu einem Apothekensterben. Die Ankündigung der Politik, den Apotheken eine Entlastungspauschale von 50 Cent pro Medikament, das nur mit Mehraufwand zu beschaffen ist, zukommen zu lassen, empfindet Rapp „eigentlich als Frechheit“. Der tatsächliche Mehraufwand liege weit höher.

„Das empfinde ich als Hohn“, kommentiert die Filialleiterin der Apotheke am Markt, Bettina Schmitt-Hönl, die 50-Cent-Pauschale. Von Seiten der Politik sehe sie nur kleine Schritte oder Lösungsansätze, die keine schnelle Hilfe böten. So sollen Medikamente wieder stärker in Europa produziert werden. Aber das dauere Jahre bis zur Umsetzung.

„Das Hauptproblem ist der Preisdruck auf die Hersteller. So lange die Kassen und die Politik nicht bereit sind, den Herstellern angemessene Preise zu zahlen, so lange wird das Problem mit den Medikamenten auch nicht enden“, meint Schmitt-Hönl.