883 Fußballspiele hat er geleitet, doch auf einer Kanzel war er bisher noch nicht gestanden. Am Sonntag hielt der prominente ehemalige Fußball-Schiedsrichter Urs Meier aus der Schweiz in der Stadtkirche die 28. Donaueschinger Kanzelrede.

In seiner kurzweiligen Rede berichtete er anhand vieler Beispiele darüber, was er im Laufe seiner langen Karriere für sich selbst gelernt hat. Ein Schiedsrichter treffe pro Spiel blitzschnell bis zu 300 Entscheidungen. Diese müssten fair sein. Denn nur Fairplay garantiere langfristigen Erfolg.

Normalerweise dürfe man nur das pfeifen, was man sieht. Er selbst aber habe nach zehn Jahren Champions-League-Erfahrung ein Bauchgefühl entwickelt, dem er mehr vertraut habe und sei damit 100 Prozent richtig gelegen. „Vertraut Eurem Gefühl, das ist immer der richtige Weg!“ Einmal habe die Presse versucht, ihn aufgrund einer solchen Entscheidung „fertig zu machen, mit allen Mitteln und sogar noch meine Ex-Frau mit hinein gezogen“. Menschen machen auch Fehler, dürfen Fehler machen. Doch von Konzessionsentscheidungen zum Ausgleich hält er gar nichts.

Zur Teamarbeit sagte er: „In einem funktionierenden Team wird offen und ehrlich diskutiert und eine gemeinsame Entscheidung getroffen.“ Doch Entscheidungen müssen auch durchgesetzt werden. Es brauche echte Führungsleute wie beispielsweise Oliver Kahn. Wichtig im Leben seien Visionen. So habe er sich 1977 das Ziel gesetzt, 1998 an der Weltmeisterschaft teilzunehmen und habe das auch geschafft. Doch nur Taten und Visionen zusammen könnten die Welt verändern.

Nach seinem größten Fehler fragte ein Zuhörer. Einmal sei er schwach geworden, bekannte Urs Meier. Ganz am Anfang seiner Karriere habe er einen zweifelhaften Elfmeter gegeben. Danach habe er sich nie wieder von den Zuschauern unter Druck setzen lassen. Zum Thema Videobeweis meint Urs Meier: Fußball sei unattraktiver geworden. Es gebe mehr Verwirrung, Diskussionen und eine Pseudo-Gerechtigkeit.