Eugen Murr ist oft am Wald unterwegs. Regelmäßig schaut der begeisterte Imker nach seinen Bienen am Rand des Forstes. Dabei ist ihm etwas aufgefallen, das allerdings nicht mit den Tieren zu tun hat.
Das Wetter war nun schon einige Tage sonnig und trocken. Dennoch ist ein Teil des Radweges, der von Wolterdingen nach Hubertshofen führt dauerhaft klatschnass. Das sei schon eine ganze Weile so, bekommt er von einer Bekannten zu hören.

„Mir ist es am Samstag aufgefallen. Am Sonntag bin ich dann in den Wald, um mir das genauer anzuschauen“, sagt Murr. Im Wald direkt neben dem Radweg ist es unnatürlich nass, die Stiefel versinken im Boden, man läuft wie auf einem vollgesogenen Schwamm. Es scheint von weiter oben des abschüssigen Gebietes zu stammen. „Hier stimmt etwas nicht“, ist sich Murr sicher. So viel Wasser ist unnatürlich.

Entlang des Radweges fließt es nicht nur über den Asphalt, es sprudelt bereits aus Mauselöchern, die sich dort befinden.
Eugen Murr will die Ursache ergründen und macht sich auf die Suche. Zwischendurch stößt er auf kleine Mulden im Wald, die wie Teiche vollgelaufen sind. Die Spur aus Wasser lässt sich gezielt weiterverfolgen und hat schließlich ein Ende in einer größeren Lache. Hier scheint es aus der Erde zu quellen. Murr hat auch eine Vermutung, woran das liegen könnte.
Nach Aufen in den Hochbehälter
In einer Linie sind an dieser Stelle im Wald kleine blaue Tafeln angebracht. Sie weisen darauf hin, dass sich hier eine Wasserleitung befindet: „Sie läuft von Quellen bei Hubertshofen über Wolterdingen bis nach Aufen in den Hochbehälter“, sagt Murr, der beruflich früher mit Wasserleitungen zu tun hatte und sich auch um das Wolterdinger Netz kümmerte.

Jetzt fließt das Wasser von dort hinab und kommt über eine Dole bis an einen weiter in Richtung Wolterdingen liegenden Acker. „Dort ist alles aufgeweicht“, sagt Murr. Der Landwirt habe dabei sogar mit dem Traktor Probleme bekommen, weil er in den Boden sank.
Murr hat sich auch schon bei der Notfallnummer der Wasserwerke gemeldet. Bei der Stadt weiß man von dem Wasseraustritt, erklärt Pressesprecherin Beatrix Grüninger. „Der Wasseraustritt ist dem städtischen Eigenbetrieb Wasserwerk vor etwa drei Wochen das erste Mal aufgefallen und wird seither regelmäßig kontrolliert.“
Und was ist die Ursache für den Wasseraustritt?
Nach jetzigem Stand lasse es sich nicht sagen, ob es sich bei dem Wasseraustritt um natürlich austretendes Hangquellwasser handelt, was in diesem Bereich gerade bei stärkeren Niederschlägen immer wieder einmal vorkomme – „oder ob ein Defekt an der Quellleitung vorliegt, die rund hundert Meter von der Straße entfernt verläuft“, so Grüninger weiter.

Die Quellleitung sei am Dienstagvormittag, 21. März, vom städtischen Wasserwerk abgeschiebert worden. In den kommenden ein bis zwei Tagen werde nun kontrolliert ob weiterhin Wasser austritt. „Wenn die Ursache ein Defekt der Quellleitung ist, sollte das Wasser bis dahin versiegt sein“, sagt die Rathaussprecherin. Die Leitung, so betont sie, werde derzeit nicht für die Trinkwassergewinnung genutzt.

Bei der Leitung handle es sich um eine sogenannte Rohwasserleitung, die unaufbereitetes Quellwasser führe. Daher sei ein gegebenenfalls vorhandener Leitungsdefekt „für die Versorgungssicherheit und Hygiene nicht relevant. Ein Defekt dieser Quellleitung hat daher beim Wasserwerk auch nicht die gleiche Priorität wie ein Defekt an einer Trinkwasserleitung.“
Wenn sie wirklich kaputt ist?
Sollte es sich tatsächlich um einen Leitungsdefekt handeln, würde als nächster Schritt die defekte Stelle geortet werden. Das sei aus verschiedenen Gründen nicht einfach. Grüninger führt dabei Punkte wie die Topographie, die Bewaldung und dass es keine Druckleitung sei an.
„Die Behebung des Defekts würde dann in den kommenden Wochen erfolgen. Da die Leitung vom Wasserwerk außer Betrieb genommen werden kann, besteht keine Gefahr im Verzug.“