Ein kleiner Temperaturschock dürften die nur acht Grad am Dienstagmittag für die Einsatzkräfte der Deutsch-Französischen Brigade schon gewesen sein. Noch vor wenigen Monaten erlebten sie 45 Grad zur Weihnachtszeit.

Fast acht Monate verbrachten sie auf UN-Friedensmission in Nordmali. Nun wurden sie im Schlosspark mit einem Rückkehrerappell willkommen geheißen. Anfang September waren 300 von ihnen aus Donaueschingen in das etwa 3600 Kilometer entfernte Gao in Nordmali aufgebrochen.

Das Kontingent bestand aus dem Jägerbataillon 292 als Leitverband, gemeinsam mit der Panzerpionierkompanie 550 und dem Deutsch-Französischen Versorgungsbataillon.

Die Soldaten des Jägerbataillon 292 ziehen zum öffentlichen Rückkehrerappel in den Schlosspark ein.
Die Soldaten des Jägerbataillon 292 ziehen zum öffentlichen Rückkehrerappel in den Schlosspark ein. | Bild: Daniel Vedder

Alle Einsatzkräfte unversehrt

In der Mittagszeit zogen die Rückkehrer des Jägerbataillons 292 vor vielen geladenen Gästen, Angehörigen und Interessierten in den Schlosspark ein. Begleitet wurden sie musikalisch vom Heeresmusikkorps Ulm.

Das Heeresmusikkorps Ulm begleitet den Appell musikalisch.
Das Heeresmusikkorps Ulm begleitet den Appell musikalisch. | Bild: Daniel Vedder

Oberstleutnant Timo Elbertzhagen, Kommandeur des Jägerbataillons 292, leitete den Appell ein und blickte auf den Einsatz in Mali zurück. Zunächst lobte er die hervorragende Einsatzvorbereitung, die die Truppe mit allen Herausforderungen in Westafrika vertraut gemacht hatte.

Oberbürgermeister Erik Pauly zollte der Leistung der Rückkehrer seinen Respekt: „Sie haben den Frieden in unserer Region verlassen, um in einer der gefährlichsten Regionen der Welt für den Frieden im Einsatz zu sein“, so Pauly.

OB Pauly dankt den Einsatzkräften für ihren Einsatz in Mali.
OB Pauly dankt den Einsatzkräften für ihren Einsatz in Mali. | Bild: Daniel Vedder

Deutliche Kritik gab es vom Oberstleutnant für die schwierige Zusammenarbeit mit den malischen Streitkräften. „Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe war im Grunde nicht gegeben“, sagte er.

Oberstleutnant Timo Elbertzhagen (vorne), beginnt den Rückkehrerappell.
Oberstleutnant Timo Elbertzhagen (vorne), beginnt den Rückkehrerappell. | Bild: Daniel Vedder

Auch OB Pauly und Oberst Philipp Leyde, stellvertretender Kommandeur der Deutsch-Französischen Brigade, kritisierten die malische Regierung und ihre Streitkräfte. Der Einsatz „war nicht immer einfach und auch nicht von vertrauensvoller Kooperation geprägt“, so Leyde.

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Trotz schwieriger Umstände konnte Leyde verkünden, dass alle Einsatzkräfte, die im September verabschiedet wurden, auch wieder unversehrt heimgekehrt sind.

Sinnhaftigkeit des Einsatzes

Auch die jüngsten politischen Debatten um den Einsatz waren Thema. Die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Einsatzes habe sich für Elbertzhagen in Mali nie gestellt. „Tagtägliche Übergriffe von terroristischen Gruppierungen, die mit unfassbarer Grausamkeit gegen die Zivilbevölkerung vorgehen“, hätten ihm den Kernauftrag der Mission, den schwierigen Umständen zum Trotz, jederzeit greifbar gemacht.

OB Erik Pauly, Generalmajor Ruprecht von Butler, Oberstleutnant Timo Elbertzhagen und Oberst Philipp Leyde (v.l.n.r.) im Schlosspark.
OB Erik Pauly, Generalmajor Ruprecht von Butler, Oberstleutnant Timo Elbertzhagen und Oberst Philipp Leyde (v.l.n.r.) im Schlosspark. | Bild: Daniel Vedder

Und der Oberstleutnant betont: „Wo wir waren, haben wir einen Unterschied gemacht“. Trotz der schwierigen Bedingungen und der Beendigung des MINUSMA-Engagements einiger Nationen haben die deutsche Soldaten laut Elbertzhagen einige Dörfer vor Übergriffen schützen können und seien dafür von der Bevölkerung vor Ort geschätzt worden.

Dennoch begrüßte Generalmajor Ruprecht von Butler, Kommandeur der 10. Panzerdivision, die Debatte. „Ich bin froh, dass wir hier solche Diskussionen führen. Das zeigt, dass wir nicht leichtfertig entsendet werden“, sagte Butler.

Oberst Philipp Leyde, stellvertretender Kommandeur der Deutsch-Französischen Brigade blickt auf die kommenden Aufgaben der Soldaten voraus.
Oberst Philipp Leyde, stellvertretender Kommandeur der Deutsch-Französischen Brigade blickt auf die kommenden Aufgaben der Soldaten voraus. | Bild: Daniel Vedder

Dank äußerte Oberst Leyde gegenüber der Stadt Donaueschingen: „Wir wissen, dass wir hier nicht nur geduldet werden, sondern dass Sie uns unterstützen“.

Aufgaben liegen nun vor der Haustür

Jedoch blickten die Redner nicht nur auf den zurückliegenden Einsatz, sondern schärften auch die Sinne für anstehende Aufgaben in Europa. Oberst Leyde forderte die Soldaten auf, den Schalter schnell zur Landes- und Bündnisverteidigung umzulegen.

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Die russische Regierung habe gezeigt, wozu sie fähig ist und dass sie „vor kaum einem Rechtsbruch zurückschrecke“, so Leyde. Auch Generalmajor von Butler erklärte, dass einige der Rückkehrer bald schon an der Ausbildung ukrainischer Soldaten beteiligt sein sollen.

Verleihung des Fahnenbandes „Einsatz“

Zum Ende des Appells wurde dem Jägerbataillon 292 von Generalmajor von Butler das Fahnenband Einsatz verliehen. Das Fahnenband ist eine der höchsten Auszeichnungen für einen militärischen Verband. Auf ihm sind alle Einsätze des Bataillons seit 1996 vernäht.

Es ist eine der höchsten Auszeichnungen für einen militärischen Verband. Auf dem Fahnenband „Einsatz“ sind alle Einsätze des ...
Es ist eine der höchsten Auszeichnungen für einen militärischen Verband. Auf dem Fahnenband „Einsatz“ sind alle Einsätze des Jägerbataillons als Gesamtverband seit 1996 vermerkt. | Bild: Daniel Vedder

„Da sieht man, was man Ihnen abverlangt hat“, erklärt von Butler. Dabei erinnerte er auch an alle Verletzten und im Einsatz gefallenen Soldaten des Jägerbataillons.

Die Soldaten ziehen aus dem Schlosspark Video: Daniel Vedder

Nach der Verleihung spielte der Heeresmusikkorps die Nationalhymne und die Einsatzkräfte vollzogen anderthalb Stunden nach Beginn der Zeremonie unter Führung von Oberstleutnant Elbertzhagen den Auszug aus dem Schlosspark.