Noch gibt es in der Donau bei Geisingen heimische Steinkrebse. Das hat eine Bestandsaufnahme der Geisinger Anglervereinigung während dem Bau der neuen Brücke ergeben. Zumindest ein Exemplar hatten sie damals gefunden, wie der Vorsitzende Paul Haug mitteilt.
Aber wie lange ist das noch so? Denn ein anderer Flussbewohner ist drauf und dran auch dort die letzten heimischen Krebse zu verdrängen und selbst die Fischbestände zu bedrohen. Gemeint sind Signalkrebse, eine invasive Art, die hier erstmals 2016 entdeckt wurde.
2020 dokumentierten Mitglieder des Vereins bereits 2000 Fänge in ihrem Gewässerabschnitt. 2021 waren es schon 3500 Signalkrebse, 2022 stieg die Anzahl erneut auf 4700 gefangene Tiere, verdeutlicht Paul Haug die Ausmaße dieser Invasion.
Und das sind vermutlich nicht einmal alle Fänge in diesem Bereich. Benjamin Luithle, Gewässerwart der Villinger Angler, berichtet von weiteren rund 1000 Signalkrebsen, die Mitglieder seines Vereins als Gäste im Gebiet der Geisinger Kollegen im Jahr 2022 gefangen hätten.

Was tun also?
„Da hilft nur noch fangen, fangen, fangen“, ist sich Paul Haug sicher. Den Bestand so möglichst klein halten und eine weitere Verbreitung verlangsamen, lautet die Devise. Die Invasoren jemals wieder ganz loszuwerden, sei allerdings aussichtslos.
Davon geht auch Benjamin Luithle von der Anglergesellschaft Villingen aus. Der Verein kümmert sich um den Flussabschnitt zwischen den Bundestraßenbrücken bei Geisingen und Pfohren. Er ist sich sicher, dass die Krebse zeitnah auch diesen Bereich besiedeln werden.
„Bislang haben wir selbst noch keinen Nachweis gefunden“, so Luithle. Nichtsdestotrotz habe man nun Reusen ausgelegt, auch im Vereinsgewässer zwischen Hintschingen und Immendingen, wo 2022 Krebse entdeckt wurden.
Krebse als kulinarische Bereicherung
Um Vereinsmitglieder auf die nahende Ankunft der Krebse vorzubereiten, hat Benjamin Luithle am vergangenen Wochenende ein Seminar für Vereinsmitglieder angeboten, die mit ihrer Teilnahme nun berechtigt sind, selbst Signalkrebse zu fangen. „Die schmecken hervorragend“, bestätigt der Gewässerwart.
Auch die Geisinger Angler sind auf den Geschmack gekommen. „Hervorragend“, wertet auch Paul Haug den Geschmack. „Gekocht und in Knoblauch angebraten oder als Suppe“, nennt er mögliche Zubereitungsformen.
Doch Freude kommt trotz dieser kulinarischen Bereicherung nicht wirklich auf. Mittlerweile sei ein Rückgang bei Jungfischen zu beobachten, so Haug. Ob dieser alleine von Krebsen verursacht wurde, könne er aber nicht sagen, denn auch Cormorane könnten einen Einfluss haben.
So ist die Situation weiter flussaufwärts
Die Villinger Angler sind von Geisingen aus flussaufwärts als erstes betroffen von einer weiteren Ausbreitung. Die Mitglieder sind jetzt geschult, auch Reusen werden regelmäßig ausgelegt. Vereinsmitglieder haben hier zwar noch keine Krebse entdeckt, doch andere Angler sollen wohl schon einzelne Exemplare gesichtet haben.
Das Wehr bei der Geisinger Mühle sieht Benjamin Luithle als eine Barriere im Fluss, die die schnellere Ausbreitung in den vergangenen Jahren gebremst habe. Aufhalten werde sie das aber nicht.

Auch die Angelvereinigung Donaueschingen-Pfohren, die das Gewässer von Pfohren bis Donaueschingen betreuen, ist vorgewarnt. Vorbereitungen auf seine Ankunft laufen und eine Reuse an geeigneter Stelle ist ausgelegt. Eine Probefischungen 2022 sei noch „erfolglos“ gewesen, teilt Gewässerwart Volker Müller mit und sagt, man habe ein Auge darauf und nehme das Thema sehr ernst. „Der Signalkrebs wird kommen – davon bin ich überzeugt. Das ist nur noch eine Frage der Zeit.“
Und auch die Fischereivereinigung Hüfingen ist bereits alarmiert. „Die Eier der Krebse können auch im Gefieder von Vögeln oder in den Kiemen von Fischen eingeschleppt werden“, warnt Vorsitzender Michael Birk. Auch der Riedsee oder der Kofenweiher seien bedroht.
Wer Signalkrebse fangen darf
Heimische Arten und Ökosysteme sind bedroht. Wäre es da nicht hilfreich, den Fang für alle freizugeben, und den Krebsen damit geballt zu Leibe zu rücken? „Nein, das ist nicht erlaubt“, weiß Paul Haug. Fangen darf die Tiere nur, wer einen Fischereischein und eine Fischereiberechtigung für das jeweilige Gewässer besitzt.

Auch die Angelvereine und ihre Mitglieder können nicht einfach ein Geschäft aus üppigen Fangquoten machen. Alles was sie aus den Gewässern fischen, ist zur privaten Verwendung bestimmt.
Wer die Krustentiere also selbst einmal probieren möchte, muss auf eine Einladung bei einem befreundeten Angler hoffen, im Supermarkt Ausschau nach Zuchtkrebsen halten oder selbst den Angelschein machen und Mitglied in einem Verein werden. „Wir haben schon gescherzt, bei künftigen Vereinsfesten auch Krebs-Burger anzubieten“, sagt Luithle.