In den Nachrichten ist zu hören, dass sich die Afrikanische Schweinepest (ASP) wie ein Lauffeuer verbreitet – insbesondere in Brandenburg. Dort sind bereits über 450 Wildschweine erkrankt, wie das Friedrich-Löffler-Institut für Tiergesundheit meldet. Doch wie ist die Situation in den Wäldern rund um Donaueschingen?

Ausbreitung in den Balkanstaaten

Die ASP habe sich seit 2014 erheblich in den Balkanstaaten ausgebreitet, sagt Sven Jager vom Kreisjagdamt. Denn die Seuchen verbreiteten sich auf natürlichem Weg um etwa 200 Kilometer pro Jahr weiter und würden zudem durch Menschen verschleppt. „In Baden-Württemberg gibt es definitiv keinen bestätigten Fall“, sagt Jager. Das Bundesland habe im Augenblick noch Ruhe vor dem Sturm, denn komplett aufhalten ließe sich die ASP nicht, sagt er. Die Tierseuche sei nicht zu unterschätzen. Einer Ausbreitung könne man jagdlich entgegenwirken und vorbeugen, so Jager. Deswegen fördere und unterstütze man jegliche Präventivmaßnahme, sagt der Amtsleiter.

Jagdamt will Freizeitjäger mit einbeziehen

Mit wenigen Händen würde man keine Seuche in den Griff bekommen, so Jager. „Wir müssen Hand in Hand mit den Freizeitjägern gehen.“ Deswegen gebe es auf Landesebene finanzielle Unterstützung für Schwarzwild-Bejagungen sowie auch für die Wildbret-Vermarktung. Zudem gebe es eine Änderung im Waffenrecht, welche Nachtsichttechniken ermögliche. So wurden auch die Schonzeiten für das Schwarzwild erlassen. Mit Hilfe dessen könne sich der Einzeljäger rüsten und die Bejagung intensivieren.

Manfred Fünfgeld ist Revierförster.
Manfred Fünfgeld ist Revierförster. | Bild: Wursthorn, Jens

Außerdem habe man vor, mit der Unterstützung des Kreises und der Kreisjägervereinigung ein Drohnennetzwerk aufzubauen. Die Drohnen mit Infrarottechniken können die Tiere lokalisieren und sollen ebenfalls bei bestimmten Jagden zum Einsatz kommen und so unterstützen. Auch habe man in einen Jagdanhänger und in Beschilderungen für die Verkehrssicherung investiert, so Sven Jager.

Kreisjagdamtsleiter Sven Jager. Bild: Hannah Schedler
Kreisjagdamtsleiter Sven Jager. Bild: Hannah Schedler | Bild: Hannah Schedler

Man müsse berücksichtigen, dass die Hausschweinhaltung in osteuropäischen Ländern einen anderen Stellenwert als in Deutschland habe. Denn die Hausschweine werden oftmals privat geschlachtet und die Hygienestandards seien andere, so Jager. Wenn man privat schlachte, habe man die Schlachtabfälle und das Blut könne in die Böden versickern. „So findet die Ausbreitung leichter statt als in unseren Breitengraden“, sagt er.

Das könnte Sie auch interessieren

Im Falle einer Infektion werde die Europäische-Schweinepest-Verordnung in Kraft treten. Diese regle den Umgang mit der ASP. Um infizierte Tiere werden bestimmte Zonen gezogen, diese werden mit Zäunen eingegrenzt. Dort herrsche dann ein Betretungs- sowie ein Ernte- und Nutzungsverbot, um die Seuche einzudämmen und den sterbenden Tieren Ruhe zu geben. „Wir haben bereits 50 Kilometer Zaun bereit“, sagt Jager.

Das könnte Sie auch interessieren

„Zudem bringt die ASP erhebliche wirtschaftliche Schäden mit sich“, sagt Jager. Denn Deutschland sei einer der größten Schweinefleischproduzenten in Europa. Im Falle einer Kontaminierung mit dem Virus müsse man diese Tiere schlachten. Außerdem sind mit einem Ausbruch erhebliche Aus- und Einfuhrbeschränkungen verbunden. Zwar sei der große Personalaufwand und die Umsetzung der Präventivmaßnahmen ein großer Kostenfaktor. Doch dieser stehe nicht im Verhältnis zum wirtschaftlichen Verlust, welche die ASP auslöse. Deswegen gebe es diese weitreichenden Bestrebungen, die Seuche erst gar nicht in die Region zu bringen, betont er.

Keine Auswirkungen auf den Menschen

„Auswirkungen für den Menschen hat die Schweinepest allerdings nicht“, erklärt Sven Jager. Keiner müsse Angst vor Beeinträchtigen durch die ASP haben. Zwar wolle Jager der Bevölkerung keine Hysterie unterstellen, doch die Menschen seien mit dem Thema sehr wenig vertraut. „Durch das Coronavirus werden Themen rund um Seuchen und Krankheiten noch sensibler wahrgenommen“, sagt er. Deswegen betont Jager, dass die Öffentlichkeitsarbeit wichtig sei, um Unklarheiten und Fehlinformationen aus dem Weg zu räumen. „Wir sind für den Fall einer Ausbreitung gerüstet, denn die jagdliche Infrastruktur ist gut ausgebaut“, betont Jager abschließend.

Land- und Forstwirtschaft wären massiv betroffen

Forstrevierleiter Manfred Fünfgeld sagt, die Welt höre auch mit der Schweinepest nicht auf, sich zu drehen. Doch er bestätigt, dass die ASP auch verheerende Folgen für die Land- und Forstwirtschaft hätte. Denn im Falle einer Infektion kämen diese Bereiche zum Erliegen. „Wenn nicht mehr gejagt wird, gibt es folglich mehr Rehe, die mehr Bäume fressen“, sagt Fünfgeld. So könne ein Ungleichgewicht in den Wäldern entstehen. „Die Angst bei den Spezialisten ist groß“, sagt der Förster.

Entwarnung bei totem Wildschwein

Zwar hat Fünfgeld Anfang 2020 ein totes Wildschwein gefunden. Es wurden Proben genommen und er kann Entwarnung geben: „Es gibt in meinem Revier definitiv keine Schweinepest.“ Doch man müsse wachsam bleiben, denn die ASP breite sich weiter aus, unter anderem durch kontaminierte Wurstwaren an Autobahnraststätten. Auch für die Forstarbeit sei Corona herausfordernd: „Wir können kein weiteres Virus gebrauchen.“