Kein Kino, kein Fußballstadion, kein Theater – fernab von großen Ballungsräumen haben sogenannte Einöd-Standorte der Bundeswehr nur wenig für die Freizeitgestaltung der Soldatinnen und Soldaten zu bieten. Rund 60 dieser Stützpunkte zählt die Bundeswehr in ganz Deutschland. Auch Donaueschingen gehört dazu.
Hilfe für die Freizeitgestaltung
Doch die Bundeswehr hat auch für die Freizeit ihrer Mitglieder eine Fürsorgepflicht. An dieser Stelle kommen die Regionalbetreuer der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Soldatenbetreuung (KAS) ins Spiel.
Ludwig Person ist einer von ihnen und für die Kasernen in Donaueschingen, Calw, Pfullendorf sowie Stetten am kalten Markt zuständig. Er organisiert Motorbootkurse auf dem Bodensee oder hilft dabei, Familientage oder Kinoabende in den Kasernen zu veranstalten.

Die Ideen kommen in der Regel von den Soldaten selbst. „Wenn sich zum Beispiel mindestens drei Soldaten finden und sagen: Am Samstag gehen wir mal nach Freiburg zum Fußballspiel. Dann bekommen sie bis zu 50 Prozent der Eintrittskarten wiedererstattet.“
Nicht alles ist erlaubt
Denkbar sind dabei laut Person alle Veranstaltungen, die im weitesten Sinne „etwas mit dem christlichen Glauben zu tun haben.“ Verboten sind deshalb beispielsweise Aktivitäten wie Pornografie oder auch Paintball, da die Spieler dabei aufeinander schießen – wenn auch nur mit Farbpatronen.
Person kümmert sich dann um die bürokratische Seite der Veranstaltungen – und sorgt für die Zuschüsse. Geld, das laut Person innerhalb des Wehretats extra für das sogenannte „offene Betreuungsangebot“ an Einöd-Standorten vorgesehen ist.
Längst nicht alle wissen von den Angeboten
Für rund 6300 Bundeswehrangehörige ist Person zuständig. Mit seinen Angeboten erreicht er jedoch nur einen Bruchteil. „Vielleicht 10 Prozent.“ Ganz genau wisse er es allerdings nicht. „Ich kriege es halt immer wieder mit, wenn ich durch die Kaserne laufe und mal einen anspreche und frage: Kommst du mit zum Motorbootkurs oder zum Kegeln? Da antworten viele: Wieso, was ist da?“

Person sieht dafür mehrere Ursachen: Das größte Problem ist wohl die Kommunikation. Gerade durch den häufigen Personalwechsel in den Kasernen wissen viele Soldatinnen und Soldaten gar nichts von den Freizeitangeboten und der Möglichkeit, einen Zuschuss für Aktivitäten zu bekommen.
Immer wieder darauf aufmerksam zu machen, gehört deshalb auch zu Persons Aufgaben. Außerdem sei das Interesse der Bundeswehrangehörigen oftmals leider gering: „Viele sitzen eben auf ihrer Stube, spielen mit ihrem Handy und nehmen diese Angebote relativ wenig wahr.“
Regionalbetreuer kennt das Leben in den Kasernen
Nicht nur Person, auch alle anderen Regionalbetreuer der KAS haben zuvor selbst als Soldaten gearbeitet. Das erleichtere die Zusammenarbeit mit den Kasernen deutlich, sagt Person: „Wenn ich daherkomme und sage: Hey, ich war selbst Berufssoldat und habe den und den Dienstgrad – dann ist das ein ganz anderes Miteinander, als wenn das einer ist, der hier schick angezogen auftritt. Wir sind dann auf der gleichen Augenhöhe und man weiß, wovon man redet.“ Außerdem kenne er als ehemaliger Soldat die Strukturen und wisse, mit wem er sprechen müsse.
35 Jahre lang, von 1975 bis 2008, war Person Mitglied der Bundeswehr. Seine letzten drei Dienstjahre verbrachte er als Kasernenfeldwebel in Donaueschingen – und kam dort erstmals in Kontakt mit seinem heutigen Arbeitgeber. Ob er damals die Freizeitangebote selbst wahrnahm? „Habe ich eigentlich nie gemacht. Ich war eigentlich immer auf der Geberseite“, meint Person und lacht.
Bei der KAS ist er nun geringfügig beschäftigt. Damit verdient er gerade so viel, dass er die Differenz seiner Pension gegenüber seinem früheren Gehalt als Berufssoldat ausgleichen kann. Doch viele Aufgaben erledige er mehr oder weniger ehrenamtlich, meint Person. „Ich schaue eigentlich nie auf die Stunden, die ich pro Monat arbeite.“ Ihm gehe es vor allem darum, den Soldatinnen und Soldaten schöne Kurse und Veranstaltungen bieten zu können – und manchmal auch ihren Familienangehörigen.

Trotzdem sieht Person das Ende seiner Zeit als Regionalbetreuer bald gekommen – spätestens mit 70 Jahren soll Schluss sein. Der Altersunterschied zu den Soldatinnen und Soldaten werde allmählich einfach zu groß, findet Person. Doch die Suche nach einem Nachfolger wird wohl nicht ganz einfach: „Da muss man schon jemanden finden, für den es keine Rolle spielt, ob er 40 oder 80 Stunden im Monat investiert. Das ist Idealismus – Herzblut, wie man so schön sagt.“