Katharina Schaub

Fast neun Monate hat es gedauert, bis er in der Garage des Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Donaueschingen stand: der neue Rettungswagen. Um diesen auszustatten hat das DRK extra eine Projektgruppe gegründet. Hier wurde überlegt, welche Ausstattung und welches Design die Einsatzkräfte brauchen, um ihren Job so gut wie möglich zu erledigen.

Herausgekommen ist ein Fahrzeug mit diversen technischen Finessen. Die haben aber einen ernsten Hintergrund: Sie sollen nicht nur den Komfort für Einsatzkräfte und Patienten erhöhen, sondern auch für mehr Sicherheit sorgen. Diese Ausstattung hat das neue Fahrzeug.

Tobias Hauschel, Rettungsdienstleiter beim DRK Donaueschingen
Tobias Hauschel, Rettungsdienstleiter beim DRK Donaueschingen | Bild: Katharina Schaub

1. Elektrohydraulische Trage

„Es ging uns besonders darum, unser Personal zu entlasten“, sagt Rettungsdienstleiter Tobias Hauschel. Ein großes Problem ist, dass die Einsatzkräfte oft schwer heben müssen und so leicht Rückenprobleme bekommen.

Trage fährt aus Video: Katharina Schaub

Denn: Der Durchschnittspatient wiegt um die 80 Kilogramm, die Trage nochmal rund 40 Kilogramm. Deshalb ist der neue Rettungswagen mit einer elektrohydraulischen Trage ausgestattet. „Diese muss nicht mehr mit Muskelkraft in das Fahrzeug geschoben werden“, berichtet Hauschel. Die Wage bewegt sich stattdessen auf Knopfdruck aus dem Fahrzeug und auch wieder hinein.

So wird die Trage eingeladen Video: Katharina Schaub

2. Luftfederung für Trage und Fahrzeug

Durch die Federung kann das Fahrzeug ähnlich wie ein Linienbus abgesenkt und die Trage leichter eingeladen werden. Sie sorgt für mehr Komfort für den Patienten. Durch die Luftfederung werden Erschütterungen von Gullideckeln oder Schlaglöchern abgefangen – so wird die Fahrt für Patienten, die beispielsweise einen gebrochenen Arm ruhig halten sollen, weniger schmerzhaft. Die Federung kann aber auch ausgeschaltet werden, etwa wenn für Wiederbelebungsmaßnahmen ein harter Untergrund nötig ist.

Luftfederung der Trage Video: Katharina Schaub

3. Betreuersitz

Der Betreuersitz ist so positioniert, dass Sanitäter und Notarzt direkt beim Patienten sitzen und dennoch alle Bedienelemente erreichen, ohne den Anschnallgurt zu lösen und aufzustehen. Dazu gehört etwa die Steuerung für das Sauerstoffgerät. Generell ging es darum, den Platz im Fahrzeug möglichst sinnvoll auszunutzen.

Daher verfügt der Rettungswagen auch über ein modulares Elektrokardiogramm (EKG). Während der Monitor an der Wand befestigt werden kann, wird der zweite Teil am Kopf der Trage platziert. So verlaufen die Kabel direkt zum Patienten und müssen nicht quer durch den Innenraum gelegt werden.

Modulares EKG Video: Katharina Schaub

4. Abgekoppelte Klimaanlage

„Wir haben zum ersten Mal eine abgekoppelte Klimaanlage, mit der wir den Patientenraum separat kühlen können“, sagt Hauschel. Zuvor wurde nur die Fahrerkabine gekühlt und die Restkälte nach hinten geleitet. „Das hat sich bei den aktuellen Temperaturen schon bewährt“, sagt der Rettungsdienstleiter.

Tobais Hauschel (hinten) und Olaf Thiel im neuen Rettungswagen.
Tobais Hauschel (hinten) und Olaf Thiel im neuen Rettungswagen. | Bild: Katharina Schaub

5. Wo ist denn das Martinshorn?

Normalerweise ist das Signalhorn ganz klassisch auf dem Dach des Rettungswagens installiert. Danach sucht man bei dem neuen Fahrzeug jedoch vergeblich.

So kennt man Rettungswaren eigentlich: Mit Sirene auf dem Dach.
So kennt man Rettungswaren eigentlich: Mit Sirene auf dem Dach. | Bild: Katharina Schaub

Auch wenn man bei dem neuen Fahrzeug von außen nichts sieht, der neue Rettungswagen hat sogar zwei Alarmsysteme: ein Pressluftmartinshorn und eine akustische Warnanlage. Das Problem: Gerade das Presslufthorn ist auch für die Fahrer und Rettungskräfte im Inneren extrem laut zu hören. Daher ist das jetzt nicht mehr auf dem Dach befestigt, sondern unter dem Fahrzeug. So ist es für die Fahrzeuginsassen leiser. Wie laut die beiden Alarmsysteme sind, ist im Video zu hören.

Martin-Horn im Vergleich Video: Katharina Schaub

6. Mehr Sicherheit

Auf der Rückseite des Wagens prangt ein auffälliges Streifenmuster, zusätzlich gibt es gelbe Warnleuchten am Heck des Fahrzeugs sowie sogenannte Kreuzungsblitzer. Das sind gelbe Blinklichter, die so positioniert sind, dass man das Fahrzeug besser sieht, wenn der Rettungswagen in eine Kreuzung einbiegt.

Olaf Thiel, zuständig für den Fuhrpark beim DRK Donaueschingen
Olaf Thiel, zuständig für den Fuhrpark beim DRK Donaueschingen | Bild: Katharina Schaub

„Zu viel gibt es in diesem Fall nicht“, stellt Olaf Thiel klar. „Wenn wir auf der Autobahn oder der Bundesstraße halten müssen, dann geht es auch um unsere Sicherheit.“

Das Heck des Rettungswagen wurde möglichst auffällig gestaltet, damit er von Autofahrern nicht übersehen wird.
Das Heck des Rettungswagen wurde möglichst auffällig gestaltet, damit er von Autofahrern nicht übersehen wird. | Bild: Katharina Schaub

„Das Fahrzeug hat sich auf jeden Fall gelohnt“, findet Olaf Thiel. Bislang hätten auch die anderen Einsatzkräfte sehr positiv reagiert. Eigentlich steht auch noch ein zweites neues Fahrzeug für das DRK aus. Dessen Lieferung wird sich aufgrund der aktuellen Materialknappheit verzögern. „Als ich das Angebot eingeholt habe, hieß es aber bereits, dass 2023 wohl nichts mehr geht“, berichtet Hauschel.

Ebenfalls mit an Board: Ein Teddybär für junge Patienten.
Ebenfalls mit an Board: Ein Teddybär für junge Patienten. | Bild: Katharina Schaub