Das Licht beschäftigt die Donaueschinger. Eigentlich das fehlende Licht, wenn man es genau nimmt. Um den steigenden Energiekosten entgegen zu wirken, hat sich die Stadtverwaltung nämlich dazu entschieden, die Straßenlaternen der Stadt von 0 bis 5 Uhr auszuschalten. Das heißt: es wird nachts jetzt wieder richtig dunkel.
In der Innenstadt ist das ein relatives Problem. In der Karlstraße sorgt die Schaufenster-Beleuchtung der Geschäft für etwas Licht. Außerhalb ist das nicht der Fall. Für viele Menschen ist das störend, ein nicht zumutbarer Zustand.
Strom sparen
Allerdings konnte die Donaueschinger Stadtverwaltung den positiven Effekt bereits nachweisen: „Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 840.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr kann der Verbrauch voraussichtlich um 340.000 kWh reduziert werden, was einer Energie-Einsparung von rund 40 Prozent entspricht“, heißt es aus dem Rathaus.
Jenseits der Energie-Ersparnis hat das ausgeschaltete Licht jedoch weitere positive Aspekte. Sie betreffen die unscheinbare Tierwelt: „Seit sicher 30 Jahren ist eine insektenfreundliche Beleuchtung ein Thema“, erklärt Gerhard Bronner, Leiter des Umweltbüros des Gemeindeverwaltungsverbandes Donaueschingen.

Straßenbeleuchtung, besonders ältere Modelle, wie die Natriumdampf-Hochdrucklampen, ziehen die Insekten an. Sie ist eine unnatürliche Quelle, die so in der Natur nicht vorkommen würde. „Es ist auch ein Aspekt, ob sie nur auf den Boden und die Straße leuchten – was der Fall sein sollte – oder eine Kugelform haben“, sagt Bronner.
Der Mond als Fixpunkt
Das Problem: „Insekten orientieren sich am Mond. Während des Geradeausfluges versuchen sie immer, einen bestimmten Winkel zum Mondlicht einzuhalten.“ Wird nun eine Straßenlaterne mit dem Mond verwechselt, fliegen die Tiere endlos darum im Kreis. Es findet keine Fortpflanzung mehr statt, Fressfeinde haben leichtes Spiel. „Besonders problematisch ist das, wenn die Beleuchtung sich direkt neben einem Bachlauf oder Biotop befindet“, erklärt Bronner. „Für die Insekten ist das dann wie ein Staubsauger.“
Ob die Straßenlampen auch in Zukunft weiter ausgeschalten werden? „Erste Kommunen schalten zu bestimmten Uhrzeiten bereits ganz aus. Die Frage ist, wie die Bevölkerung darauf reagiert – und wie damit weiter umgegangen wird“, sagt Gerhard Bronner. Der Umweltberater geht davon aus, dass viel mit dem Thema experimentiert wird.
Und es gibt ja auch Kompromiss-Lösungen: „Etwa so wie in Tuningen. Die setzen auf responsive Lampen und sind damit sehr zufrieden.“ Es handelt sich dort um eine Beleuchtung, die mit Bewegungsmeldern ausgestattet ist. Wenn sich niemand in der Nähe bewegt, dann geht das Licht aus.
Der Blick in den Himmel
„Das Phänomen der Lichtverschmutzung wird immer öfter diskutiert“, erklärt Ullrich Dittler. Er ist Professort für Interaktive Medien an der Hochschule Furtwangen. Er betreibt im Schwarzwald eine Privat-Sternwarte und ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Astronomie und Astrofotografie.

Für Hobby-Astronomen biete eine ausgeschaltete Straßenbeleuchtung Vorteile: „Straßenlaternen sind meist mit unterschiedlichen Leuchtmitteln ausgestattet. Das bedeutet auch, es gibt unterschiedliche Lichtwellen“, erklärt Dittler. Diese Wellen schaffen „eine Käseglocke über der Stadt.“
„Wenn sie als Astronom etwas sehen wollen, dann müssen sie raus aus der Stadt, auf einen Berg oder den Misch-Masch an Licht technisch rausfiltern. Das sei jedoch ein technischer Aufwand und lediglich ein Behelfsmittel. Sind die Straßenlaternen aus, reduziert sich auch die Lichtverschmutzung.
Milchstraße mit bloßem Auge sehen
Wie gut die Sterne am Nachthimmel mit bloßem Auge ohne Hilfsmittel eigentlich zu erkennen wären, das zeige sich, „wenn man in richtig ländliche Gebiete kommt. Etwa in Brandenburg. Dort ist die Milchstraße mit unbewaffnetem Auge erkennbar“, so Dittler. Auch hier sollte so etwas möglich sein, „aber wir verwehren uns den Blick mit der Beleuchtung. Wir sehen immer weniger Sterne.“
Und was dagegen unternehmen? „Die Beleuchtung ändern: „Da ist die Frage, ob sie uns ein Gefühl der Sicherheit gibt, oder wir eine Kultur der Beleuchtung haben.“ Oft seien viele Laternen noch mit veralteter Technik ausgestattet. Das könne technisch angepasst werden. „Wir berauben uns einer Perspektive nach oben mit einem einzigartigen Blick. Ob das dann eine religiöse oder naturwissenschaftliche Frage ist – das bleibt Interpretation“, sagt Dittler.