Verstärkte Hitze, Trockenheit, Starkniederschläge und Spätfröste. Das sind Begleiterscheinungen des Klimawandels. Bernhard Bolkart, Kreisverbandsvorsitzender und Präsident des BLHV sieht die Klimaveränderungen auf der Baar schon kritisch. Durch verschiedene Strategien versucht man diesem Phänomen entgegenzuwirken. Eine davon ist das frühere Ansäen um noch vor der Trockenphase ernten zu können.

Eine weitere Strategie ist die wassersparende Bodenbearbeitung. Dies bedeutet weniger zu pflügen und flacher den Boden zu bearbeiten. Diese würde einer Wasserdurchlässigkeit bei Starkregen nicht entgegen sprechen. Die Wasseraufnahmefähigkeit zeichne sich vor allem durch mehr Humus und mehr Regenwürmer aus, welcher den Boden auflockern.
Resistentere Pflanzen im Blick
Ebenfalls sollte man die Züchtung von resistenteren Pflanzen forcieren. Derzeit sei man schon dabei Weizen zu züchten, der mit weniger Wasser auskomme. Natürlich wären auch robustere Nutzpflanzen wie die Kichererbse, welche Stickstoff in den Boden bringe, nicht schlecht. Doch auch hier bedürfe es einer angepassten Pflanze, wie dem Mais, der züchterisch bearbeitet wurde, damit er mit den niedrigeren Temperaturen bei uns zurechtkommt.
Auf jeden Fall, da ist sich der Präsident BLHV sicher, werde man über Fruchtfolgen nachdenken müssen. Vor 30 bis 40 Jahren gab es auf der Baar die klassische Getreidefruchtfolgen Winterweizen, Wintergerste, Sommerweizen, Sommergerste, Hafer, eventuell noch Futtererbsen, Ackerbohnen und Raps.
Ostwind trocknet Boden aus
Ein wichtigere weiterer Aspekt in Zusammenhang mit der Klimaverschiebung sieht Bernhard Bolkart auch im zunehmend trockenen Ostwind, der wie ein Föhn den Boden austrockne. Hier sollte man über die Anpflanzung von Hecken, Streuobst oder Agroforst nachdenken.
Ein Umdenken müsse erfolgen, doch nicht alles könne in der Baar umgesetzt werden. Doch bei allen Veränderungen durch die Landwirtschaft müsse sich der Mut für die Landwirte auch wirtschaftlich lohnen. Zwar hätte sich die Essgewohnheit der Bevölkerung verändert, aber die Nachfrage müsse auch stimmen.
Uwe Münzer vom Talackerhof in Neudingen sieht im Klimawandel auch ein erforderliches Umdenken im Anbau, allerdings wird der Anbau auf der Baar auch in Zukunft größtenteils weiterhin von Getreide, wie Weizen, Roggen, Gerste, dazu Raps und Mais für Silo- und Energiebetrieb geprägt sein.

Uwe Münzer sieht in Kulturen wie Hirse, Kichererbsen oder Quinoa in absehbarer Zeit eher ein Nischenanbau. Arbeitstechnisch sei es sicher sinnvoll auf mehrere Kulturen zu setzten, um Arbeitsspitzen zu brechen. Doch vor allen, so der Talackerhof-Landwirtschaftsmeister, müsse die Wirtschaftlichkeit gesehen werden.
Grünland muss bedeutsam bleiben
„Der züchterische Fortschritt bei den Pflanzenzüchtern könnte es uns mit früher reifenden Sorten auch ermöglichen, bei uns auf der Baar einmal Soja oder Körnermais anzubauen. Was wir auf jeden Fall nicht vernachlässigen dürfen, ist der hohe Grünlandanteil in unserer Region.“ Klimaschutz und nachhaltige Landwirtschaft funktioniere nur mit Tierhaltung und dem Verzehr der daraus erzeugten Produkte.

Sein Kollege Lothar Seiffert vom Wiesenackerhof in Sumpfohren sieht die Situation ähnlich. Getreideanbau, Mais und andere Futterpflanzen werden weiterhin möglich sein, da seine Felder sehr wasserhaltefähig seien, allerdings müssten ausreichend Nährstoffe im Boden verfügbar sein.
Düngung bleibt unverzichtbar
Die Düngung habe in Zeiten des Klimawandels noch größeren Einfluss auf Ertrag und Qualität etwa bei Brotweizen wie bisher. Sei dies gegeben, so würde weder eine höhere Temperatur noch Trockenheit dem Getreideanbau schaden. Gewinner des Klimawandels seien Mais und Hirse. Auch die Luzerne als reine Futterpflanze komme durch ihre immenses Wurzelwerk mit der Trockenheit gut zurecht. Hitzebeständige neue Kulturen könnten nicht einfach so auf der Baar angepflanzt werden. Saatgut und Fachwissen für solche neuen Kulturen seien sehr knapp und teuer.