Ein Poetry Slam, der Dichterwettstreit für Poeten unserer Tage, ist sprachlich wie gedanklich immer für Überraschungen gut. Bereits zum dritten Mal hat Elias Raatz im ausverkauften Museum Art-Plus einen solchen Wettbewerb um ein Stück literarische Ehre locker moderiert und zusammen mit sieben Slammern den musischen Nerv des hochgestimmten Publikums getroffen.

So geht es

Raatz benannte die Regeln: Die Poeten dürfen nur eigene Texte vortragen, sie haben dafür höchstens sieben Minuten Zeit, dürfen sich nicht kostümieren und keine Requisiten benutzen. Nach jedem Vortrag vergeben sieben freiwillige Juroren aus dem Publikum von einem bis zehn Punkte, am Schluss wird – grob gesagt – zusammengezählt und ein Gewinner des Abends gekürt.

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Die erste Runde

In einer ersten Runde zu hören sind ironisch-nachdenkliche Prosa und wehmütige Lyrik, verkopfte Sprachspielereien oder witzige nostalgische Fantasien und schließlich eine lakonisch vorgetragene Gesellschaftskritik gepaart mit sarkastischem Sinn für das Absurde. Inhaltlich geht es etwa um Internetmanie oder um das liebe Auto. Die zweite Runde widmet sich unter anderem dem Kontrast zwischen der mathematischen Rationalität im Vergleich zu den Qualitäten von Glück und Träumen oder der schwierigen Befindlichkeit als gefühlter Einzelgänger.

Das finale Duell

Tobias Beitzel aus Westfalen und Rita Apel aus Bremen schaffen es in das finale Textduell. Beitzel hatte zuvor mit einer bitterernsten, stellenweise aufwühlenden Mahnung zum Frieden in Europa beeindruckt, Apel holte sich schließlich denkbar knapp die Poetenkrone dank einer mit feinem Spott gesprochenen Satire auf klangstumpfe geografische Namen in Deutschland.

Die stilistische Bandbreite war bemerkenswert. Was für eine Dynamik in der treibenden Kraft des Wortes liegen kann, wurde im Begleitprogramm deutlich. Cäcilia Bosch und Ansgar Hufnagel, das Slammer-Team „Einfach so“ aus Freiburg, persiflierten mit vergnüglicher Coolness „Tschakka!“ und damit den Ausruf, mit dem man sich angeblich in jeder Lage selbst motivieren kann.