Die Ricosta Schuhfabriken haben am Standort Donaueschingen neun Mitarbeiter entlassen. Jörg Ertl, Marketingleiter und Mitglied der Geschäftsführung, sprach von einer Maßnahme, die sich aus der strukturellen Krise von Schuh- und Textilfabrikation bedinge. Gleichzeitig stellt sich die Firma, die in Donaueschingen 170 und europaweit 820 Mitarbeiter beschäftigt, in Richtung der Käufer neu auf.
Social-Media-Kanäle rücken in den Focus
„Wir wollen besser an den Endkunden herankommen“, sagte Ertl auf Anfrage. Ricosta beabsichtigt, neben dem Verkauf im Fachhandel und über den Werksverkauf hinaus, im Internet zu verkaufen. „Es gibt inzwischen fast 80 Plattformen, wo dies möglich ist“, meinte Ertl und zählte mit E-Bay, Amazon, Zalando oder schuhe.de ein paar ganz große auf, auf denen Ricosta Präsenz zeigen möchte. Dazu kommen, bei Whatsapp und Facebook angefangen, Social-Media-Kanäle, die bespielt werden sollen.
„Dort sind junge Eltern unterwegs, wenn es um Kinderschuhe geht“, zitierte Ertl einen Trend, der für ihn auch Umweltaspekte aufweist. „Vor 20 Jahren hätten wir uns auch nicht vorstellen können, Kinderschuhe online zu verkaufen“, fügte er an. Inzwischen gebe es aber eine Reihe von Möglichkeiten für Eltern, Weite und Größe des gewünschten Schuhwerks leichter selbst zu ermitteln. Angefangen etwa beim Weiten-Messsystem (WMS), das auf teilnormierten Leisten einzelner Hersteller beruht. Die Trefferquote, sprich, die Wahrscheinlichkeit, dass der Schuh passt, sei so deutlich höher, so Ertl.
Ohne externe Agentur, aus eigener Kraft
Die gesteigerten Social-Media-Aktivitäten benötigen Kapazitäten, aber kein zusätzliches Personal. „Das schaffen wir im ersten Jahr aus eigener Kraft.“ Danach werde man keine externe Agentur beauftragen. „Mir ist lieber, wir haben dieses Know-how im Unternehmen“.
Den neun Mitarbeiter aus allen Bereichen, die um den 1. Oktober herum die Schuhfabrik verlassen mussten, nützt das nichts mehr. „Ich habe nicht vor, weitere Leute freizusetzen“, fügte Ertl an. Eine Momentaufnahme. Ricosta sei, wie nahezu alle Firmen in den Branchen Schuh und Textilien, von den Rahmenbedingungen abhängig. Und die beruhten auf sehr schwankenden Märkten.