Der Baarverein hatte eingeladen und viele kamen: Bei schönstem Wetter füllte die Veranstaltung zur Geschichte der Wolterdinger Bregbrücke den Vereinssaal komplett. In den beiden Nachmittagsvorträgen erklärte zunächst Kreisarchivar Clemens Joos, wieso diese ungewöhnliche Brücke 1912/13 nach Wolterdingen kam.
Verblüffend einfache Antwort: Weil die Gemeinde Wolterdingen sie sich leisten konnte und leisten wollte. Denn die Baukosten in Höhe von rund 98 000 Reichsmark trug die kleine Gemeinde alleine, und ihr Bürgermeister hatte zuvor noch teure Extras wie die Pflasterung mit Basalt gewünscht. Den passenden Partner für den Bau fand er in der Freiburger Firma Brenzinger & Cie., die sich auf die noch junge Technik des Eisenbetonbaus spezialisiert hatte.
Innovative Lösungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Für die sehr schwierige Geländesituation in Wolterdingen fanden die Konstrukteure von Brenzinger eine innovative Lösung: eine auf Gelenken aufgelagerte Auslegerbrücke, die den Druck in die Böschungen ableitet und zusätzlich Gegengewichte erhielt. Eine passgenaue architektonische Hülle verkleidet diese Konstruktion und gibt der Brücke ihr bis heute sehr repräsentatives Aussehen.
„Die Brücke stellt eine perfekte Einheit von Form und Funktion, von innovativer Technik und dem Willen zur ästhetischen äußeren Gestaltung dar“, so Joos. Die Gemeinde setzte damit ein Ausrufezeichen gegenüber den Nachbargemeinden, deren Bewohner die Brücke passierten, und vor allem gegenüber der benachbarten Residenzstadt Donaueschingen.
Architekt bezweifelt Notwendigkeit eines Abrisses
Architekt Lukas Gäbele erläuterte prägnant die technische Seite des Brückenbaus: Das Eisen bringe die Zugfestigkeit mit ein, der Kunststein die Druckfestigkeit. Obwohl die Eisenbetontechnik erst wenige Jahrzehnte alt war, seien diese Eigenschaften bei der Wolterdinger Brücke hervorragend eingesetzt worden: „Die Wolterdinger Brücke ist ein technisches Meisterwerk und heute ein Unikat.“
Selbstverständlich müsse jedes Bauwerk, das den Einflüssen von Wind und Wetter ausgesetzt ist, laufend unterhalten werden. Im Sichtbereich könne er aber keine Beschädigungen feststellen, die einen Abriss rechtfertigen würden. Gäbele appellierte deshalb, den Zustand der Brücke noch einmal sehr sorgfältig zu prüfen. In der Diskussion und beim Besuch der Brücke stellte sich unter den Teilnehmern Nachdenklichkeit ein.
Der Paukenschlag
Im November 2018 wurde in einer Ortschaftsratssitzung bekannt, dass eine Instandsetzung der Bregbrücke unrealistisch sei. Eine Sanierung sei sehr schwierig, und würde sich nicht rechnen, erklärte Ingo Hugle vom Regierungspräsidium damals zum Sachstand. Das Landesdenkmalschutzamt habe ebenfalls Überprüfungen vorgenommen. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die Brücke nicht denkmalgerecht sanierungsfähig sei. Das Land hat bei der Denkmalschutzbehörde einen Abbruchantrag gestellt, der Ende August 2017 erteilt wurde.