Der Blick geht nach oben: Das ist aktuell bei vielen Fußgängern, die an der Hofapotheke vorbeilaufen, zu beobachten. Denn an der Fassade prangt mittlerweile ein echter Blickfang: drei Meter hoch und 2,5 Meter breit – das Wappen des Hauses Fürstenberg und ein Stadtgesprächsthema.

Die Hofapotheke gibt es bereits seit 1758. Nach dem Krieg wurd esie 1955 von Rolf Meess übernommen und wieder aufgebaut. 1991 haben Sohn ...
Die Hofapotheke gibt es bereits seit 1758. Nach dem Krieg wurd esie 1955 von Rolf Meess übernommen und wieder aufgebaut. 1991 haben Sohn Peter Meess (von links) und seine Frau Ute die Apotheke übernommen. Mit Sohn Florian steht schon die dritte Generation in den Startlöchern. | Bild: Jakober; Stephanie

„Wir wollten etwas Besonderes an der Wand haben“, sagt Inhaber Peter Meess. Vor der Renovierung zierte ein Mosaik die Wand. Es zeigte die Apothekenheiligen Kosmas und Damion, die beiden Fasnetsfiguren Hansel und Gretle, die Donau und ganz klein das Wappen der Fürstenberger. „Das Wappen ist unser Corporate Identity und es ist unsere Geschichte“, erklärt Meess.

Mit einem Pausrädchen sorgt Markus Balser dafür, dass viele kleine Löcher entstehen.
Mit einem Pausrädchen sorgt Markus Balser dafür, dass viele kleine Löcher entstehen. | Bild: Baur, Annette

Denn nicht jeder durfte in der Donaueschingen Geschichte das Wappen ohne Weiteres verwenden. Der Hofapotheke wurde es im Jahr 1764 vom damaligen Fürsten Joseph Wenzel zu Fürstenberg verliehen und nur wer Hoflieferant war, der durfte sich mit dem Wappen entsprechend schmücken. Einst gab es etliche Geschäfte in Donaueschingen, die Hoflieferanten waren. Doch heute tragen nur noch zwei dieses Privileg aus längst vergangenen Tagen: die Hofbuchhandlung und eben die Hofbuchhandlung.

Das Ausmalen kann beginnen, erst kommen die großen Flächen an die Reihe.
Das Ausmalen kann beginnen, erst kommen die großen Flächen an die Reihe. | Bild: Baur, Jochen

Warum also nicht eine Rückbesinnung auf diese bereits 261 Jahre währende Geschichte? Familie Meess besprach die Idee mit dem Architekten Günter Limberger und mit Jochen Baur vom gleichnamigen Malerfachbetrieb. Und es ließ sich umsetzen. „Für uns war das eine besondere Aufgabe, die wir zwar schon gemacht haben, aber eben nicht täglich. Es war schon eine Herausforderung“, blickt Jochen Baur zurück. Ein paar Diskussionen, wie die Aufgabe umgesetzt werden soll, gab es mit dem Malermeister Abel Agniar und mit Markus Basler schon. Von den ersten Überlegungen bis zum fertigen Wappen wären zwei bis drei Mann sechs Tage beschäftigt gewesen.

Damit die Maler sich orientieren können, hängt ein Muster daneben.
Damit die Maler sich orientieren können, hängt ein Muster daneben. | Bild: Baur, Jochen

„Es sind ganz typische Malerarbeiten, so wie man sie lernt“, erklärt Bauer. Für Markus Basler und Xenia Rosenstiel, die beide an dem Wappen gearbeitet haben, sei es eine große Freude gewesen, die Aufgabe zu übernehmen. Schon zu Zeiten seines Vaters sei so gearbeitet worden. Der einzige Unterschied: Damals wurde die kleine Vorlage mit einem Diaprojektor vergrößert und dann die wesentlich größere Schablone von Hand gezeichnet. Heute fertigt ein Plotter aus einem PFD die Schablone.

Farbe für Farbe nimmt das Wappen der Hofapotheke langsam gestalt an.
Farbe für Farbe nimmt das Wappen der Hofapotheke langsam gestalt an. | Bild: Baur, Jochen

Doch ab hier setzt die Handarbeit ein: Mit einem Pausrädchen werden alle Konturen nachgefahren, sodass Linien mit ganz feinen Löchern entstehen. Anschließend werden die Schablonen an der Fassade gehängt. Nun wird Zeitung verbrannt. Warum ausgerechnet Zeitung? „Es geht nur mit Zeitung, weil da bekommt man eine ganz feine Asche“, erklärt Jochen Baur. Denn die Asche muss durch die kleinen Löcher auf der Schablone passen. So werden die Konturen auf die Fassade gepaust. „Stürmen oder regnen sollte es danach natürlich nicht. Aber sonst hält das schon“, erklärt Jochen Baur.

Der einzige Unterschied zum Original: Statt gold wird gelb verwendet.
Der einzige Unterschied zum Original: Statt gold wird gelb verwendet. | Bild: Baur, Jochen

Anschließend geht es mit dem Ausmalen los: Begonnen wurde mit den größten Flächen. Farbe für Farbe. „Die Fürstenberg-Farben haben wir hinterlegt“, erklärt der Experte. In Donaueschingen kann man die ja schon das eine oder andere Mal brauchen. Nur einen kleinen Unterschied gibt es zum Original: „Wir haben anstatt Gold einfach Gelb verwendet“, sagt Jochen Baur. Schon allein aus Kostengründen sei das gar nicht diskutiert worden. „Und mir gefällt in diesem Falle gelb sowieso viel besser“, fügt Peter Meess hinzu.

Nun werden die Konturen nachgezogen, so dass das Wappen Tiefe bekommt.
Nun werden die Konturen nachgezogen, so dass das Wappen Tiefe bekommt. | Bild: Baur, Jochen

Golden ist dann allerdings das originale gußeiserne Wappen, das gleich zu erblicken ist, wenn man die Hofapotheke betritt. „Früher hing es in unserem Beratungsraum. Es ist bloß niemand aufgefallen“, erklärt Ute Meess. Nun hängt es mit einer enstprechenden Konstruktion, die das Gewicht von zwei bis drei Zentnern trägt, an einem Pfosten im Eingangsbereich. Wie durch ein Wunder hat es den Zweiten Weltkrieg überlebt, als die Hofapotheke von einer Brandbombe getroffen wurde und zeugt heute noch von der Geschichte der Hofapotheke.

Das Wappen ist fertig, nun muss nur noch abgerüstet werden.
Das Wappen ist fertig, nun muss nur noch abgerüstet werden. | Bild: Jakober, Stephanie
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