Wenn am heutigen Samstag der Brigachtaler Gesangverein Harmonie sein großes Jubiläumskonzert „100+3“ gibt, dann liegt hinter den Sängerinnen und Sängern eine sehr lange Vorbereitungszeit – drei Jahre hat sie gedauert. Geplant war das Jubelfest schon anno 2020, als der Gesangverein sein 100-jähriges Bestehen feiern wollte. Die Pandemie hat dem einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun wird am heutigen Samstag das Jubiläum gebührend nachgefeiert. Aus diesem Anlass blickt der Chor mit seiner Vorsitzenden Simone Wohlgemuth auf eine lange, mitunter auch wechselvolle Geschichte zurück.
Die Wiege des Vereins stand in Kirchdorf, wo im Gasthaus „Löwen“ am 10. November 1920 insgesamt 30 Männer den Chor aus der Taufe hoben und als Vereinsnamen „Harmonie Kirchdorf“ festlegten. Als erstes Lied übte der Chor das schwäbische Volkslied „Horch, was kommt von draußen rein?“ ein.
Wichtig waren und sind natürlich immer die Chorleiter, wie die Vorsitzende Simone Wohlgemuth im Gespräch mit dem SÜDKURIER verdeutlichtet: „Unsere Chorleiter kamen eigentlich immer von auswärts ins Dorf.“ Zunächst seien es meist Schullehrer gewesen, die den Taktstock schwangen, so Wohlgemuth weiter. Mit Oskar Baumann konnte anno 1935 erstmals ein Musikprofi für den Chor gewonnen werden. Damals wuchs die Zahl der Sänger auf 40 an. Im Zweiten Weltkrieg kam der Chorbetrieb wie vielerorts zum Erliegen. Nach der Neugründung Anfang 1949 kam mit dem Bad Dürrheimer Heinrich Müller eine hochgeschätzte Dirigentenpersönlichkeit. Unter seine Regie fiel anno 1956 auch die Aufnahme der ersten weiblichen Sängerinnen. Dadurch stieg die Zahl der Aktiven auf 55.
Es folgte mit Gerhard Globig anno 1971 ein neuer Dirigent. Globig belebte die Choraktivitäten mit vielen neuen Impulsen. Er gründete 1972 auch einen Kinderchor. Unter seiner Leitung wurde der Kinderchor überregional bekannt und Auftritte im Rundfunk, gemeinsam mit den bekannten Sängern Vico Torriani und Costa Cordalis, folgten.
Karin Berg übernahm 1992 für zehn Jahre die Leitung des Chores und schaffte es gemeinsam mit ihrer Tochter Juliane, welche dann den Kinderchor leitete, zur Feier des 75-jährigen Bestehens einen neuen Kinderchor zu präsentieren. Ihr Sohn, Profimusiker und Hornbläser Matthias Berg, begleitete fortan die Auftritte. Auch den 80. Geburtstag feierte der Chor gemeinsam mit Karin Berg. Ihr folgte Brigachtals ehemaliger Bürgermeister Meinrad Belle als Chorleiter. Durch ihn wuchs der Chor auf Anhieb. Schon 2005 endete jedoch jäh sein Taktschwung infolge eines weiteren schweren Schlaganfalls, der ihn letztendlich zur Aufgabe zwang.
Nach zwei kürzeren Dirigentenepisoden sprang die damalige Kreis-Chorleiterin Marianne Kopp zunächst vorübergehend ein und übernahm bald dauerhaft die musikalische Leitung. Kopp hält nun schon seit 14 Jahren mit viel Energie den Chor auf Kurs. „Als einer ihrer wichtigsten Verdienste ist hervorzuheben, dass sie durch ihr Dirigat beim Gesangverein in Oberkirnach eine Partnerschaft mit dem Chor Kirnachklänge organisierte“, so die Vorsitzende. Dadurch gab es öfters gemeinsame Auftritte. Auch den Klavierspieler und Dirigenten Matthias Faller brachte sie mit in den Chor, der die Sänger seit langem auf dem Klavier begleitet.
Auch Vereinsvorsitzende setzen Akzente. So war Senta Eder ab 1994 für 14 Jahre Vorsitzende. Auch Dieter Cielenga, der 2020 verstorben ist, war ein sehr rühriger Vorsitzender und leitete die Geschicke von 2008 bis 2016. Zudem war er 29 Jahre zweiter Vorsitzender. Anschließend wurde die heute amtierende Simone Wohlgemuth gewählt.