Klaus Dorer

Die Pandemie scheint eingedämmt – der Krieg in der Ukraine geht indessen unvermindert weiter. Was sind die Folgen aus den beiden Krisen, zum einen für die Gemeinde Brigachtal und zum anderen für die Einwohner ihrer Gemeinde?

Das Jahr 2022 hat uns gesteigert noch mehr Kraft gekostet. Sämtliche Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, ob in den Kindertagesstätten, dem Bauhof oder in der Verwaltung, haben am Limit gearbeitet. Für die Brigachtaler war es sicher ein schier unwirkliches Jahr. Einerseits die Freude, Gesellschaft und Gemeinschaft wieder ausgiebiger pflegen zu können, andererseits die unglaubliche Tatsache, dass Russland einen Krieg nach Europa bringt, und dies mit erheblichen Auswirkungen für unserer alltägliches Leben.

Und die Folgen für die Vereine?

Die Vereine waren sicher sehr froh, wieder in ihre eigentlichen Aktionen gehen zu dürfen. Eine Stärke war sicherlich der Ideenreichtum, welcher sich in der Corona-Zeit entwickelt hat – und die Gemeinschaft und der Zusammenhalt waren enorm. Doch die extrem steigenden Kosten aufgrund der Auswirkungen der Ukraine-Krise sind mehr als eine Herausforderung. Erst die kommende Zeit wird zeigen, in welcher Art es die Vereine schaffen, damit klar zu kommen. Die Kommune steht hinter den Vereinen, wird jedoch aufgrund der schwierigen finanziellen Situation kaum noch mehr leisten können als sie bisher schon geleistet.

Was war für sie persönlich das wichtigste Ereignis aus Sicht der Gemeinde im Jahr 2022?

In dieser Überlappung einer Vielzahl von Krisen war für mich bemerkenswert, wie eng der Gemeinderat und die Verwaltung mit der Bürgerschaft zusammengerückt sind. Es herrscht viel Vertrauen, Verständnis und Akzeptanz in der breiten Bürgerschaft. Das war ein ganz großes Plus und hilft uns bei der allgemein herrschenden Ungewissheit, unsere Zukunft in eigene Hände zu nehmen und zu gestalten.

Apropos Zukunft: Was steht für die Gemeinde für 2023 so alles an?

Die Ortskernsanierung ist im vollen Gange. Im September freuen wir uns auf die Eröffnung der neuen Kita am Bondelbach sowie die Fertigstellung der Freiraumgestaltung davor. Die Mühlenbrücke wird wieder die Bahnhofstraße an den Ort anbinden und die konkrete Ausarbeitung der Sanierung des Heimatmuseums an der Bondelstraße wird kommen. Neben den weiteren Planungen für das Gewerbegebiet Kreuzäcker und den neuen Wohngebieten Arenberg und möglicherweise Vordere Wiesen sind dies die Kernaufgaben 2023. Doch bei all den Projekten stellt sich die zukünftige Personalentwicklung und Personalgewinnung als eine der größten Aufgaben dar. Denn ohne fleißige Mitarbeiter ist das Gemeinwohl in Brigachtal nicht in unserer gewohnten Weise leistbar.

Der Häuslebau erlebt derzeit einen Einbruch, die Zinsen steigen, die Baukosten auch. Kann da die Gemeinde gegensteuern, rechnen sie mit einer Entspannung?

Ich gehe nicht davon aus, dass sich die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt schnell ändert. Es bleibt schwer und es wird sich für jeden noch mehr die Frage stellen, ob er sich ein Eigenheim leisten kann. Meines Erachten wird es jedoch im Sinne einer ausgewogenen Altersversorgung sowie den ebenfalls hohen Mietkosten weiterhin attraktiv bleiben, sich mit dem Thema Eigenheim zu beschäftigen. Dafür sollten auch in Zukunft Bauplätze zu Verfügung stehen. Doch in der Tat, eine Entspannung sehe ich nicht.

Der vorgestellte Haushaltsplan 2023 zeigt es deutlich: Auch die Gemeinde Brigachtal muss natürlich sparen, wo es geht. Wo wären noch Einsparungen möglich bzw. wo könnte man Gewinne maximieren?

Die Gemeinde hat in den vergangenen Jahren viel investiert. Dabei stand immer im Fokus, bewusste, nachhaltige Investitionen umzusetzen und Vermögenswerte zu schaffen, von denen die Gemeinde und die Bürger in der Zukunft zehren können. Es muss in den Kommunen leistbar sein, sich eigenverantwortlich und selbstständig entwickeln zu können und dies mit auskömmlichen Finanzen. Dafür haben Bund und Land Sorge zu tragen, denn die Gesetze und Beschlüsse werden unmittelbar auf kommunaler Ebene umgesetzt und gelebt. Deshalb dürfen die Gemeinden nicht mit mehr Aufgaben und Standardsteigerungen beauftragt werden, ohne die dafür erforderliche Unterstützung zu erhalten. So wird es nicht weitergehen können. Ich bin daher gespannt, wie die nächsten Monate verlaufen werden. Gemeinsam mit dem Gemeinderat und der Gemeindeverwaltung müssen wir bereit sein für lösungsorientierte Änderungen.

Es gibt in Brigachtal das Gerücht, dass Sie Ambitionen haben, ins Landratsamt Schwarwzald-Baar in leitende Position zu wechseln? Ist da was dran?

Klares Nein. Das wäre auch keine Option für mich.