Die Stadt Bräunlingen mit ihren rund 6000 Einwohnern kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Diese Geschichte wird in Teilen auch stolz im stadteigenen Museum präsentiert. Das lockt seit Jahrzehnten zahlreich interessierte Besucher an.

Um die Betreuung und den laufenden Museumsbetrieb kümmert sich der Kulturförderverein, der sich 1981 formierte, nachdem die Stadt das Gebäude ein Jahr zuvor erworben hatte. Sieben Jahre später, nach Umbau und Renovierung, öffnete das Museum 1988 seine Pforten. Archäologie, Geschichte, Kunst, Kirchengeschichte, Volkskunde, Handwerk und Landwirtschaft werden hier auf einer Ausstellungsfläche von mehr als 840 Quadratmetern präsentiert.

Bild 1: Aushängeschild und Last zugleich: Wie sich Bräunlingen ein vollwertiges Museum leisten kann
Bild: Fröhlich, Jens

Das Museum ist ein kulturelles Dauerangebot, das man in anderen Gemeinden und Städten kaum noch einmal findet. Darauf sind Bürgermeister Micha Bächle und Christof Reiner, Vorsitzender des Kulturfördervereins, sichtlich stolz, verschweigen aber auch nicht, dass es nicht einfach ist, solch ein altes Gebäude sowie den Betrieb instand und aufrecht zu halten.

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Verein bezahlt die neuen Fenster

Deutlich wurde dies vor wenigen Wochen. Fünf Fenster mussten komplett erneuert werden. Alle Fensterrahmen und Fensterbretter wurden neu gestrichen. Kosten: 32.000 Euro. Der Kulturförderverein hat diese Rechnung übernommen. Dafür ist Bürgermeister Bächle dem Verein dankbar.

Gerade in Zeiten stockender Gewerbeeinnahmen durch Corona, ist solch ein Engagement Balsam für jeden städtischen Haushalt. Das bedeute aber nicht, dass man nichts für den Erhalt und den Unterhalt des Museums investiere, so Bächle, der selbst Mitglied im Kulturförderverein ist.

Die Fenster im Kelnhofmuseum sind erneuert oder von Grund auf saniert und gestrichen worden. Bei der offiziellen Übergabe dankte ...
Die Fenster im Kelnhofmuseum sind erneuert oder von Grund auf saniert und gestrichen worden. Bei der offiziellen Übergabe dankte Bürgermeister Micha Bächle dem Kulturförderverein der die Kosten von 32.000 Euro übernommen hatte. Vorsitzender Christoph Reiner (links) und sein Stellvertreter Michael Dury (Rechts) und BM Micha Bächle bei der symbolischen Fensterübergabe. | Bild: Dagobert Maier

Die Investition sei zudem anders geplant gewesen, erklären er und Christof Reiner. Demnach wurde für die Fenstersanierung im Jahr 2021 ein Antrag auf ein Förderprogramm gestellt. Der Verein hätte dann nur einen Bruchteil der Kosten zahlen müssen. „Wir kamen aber nicht zum Zuge“, erzählt Bächle weiter.

Und Reiner ergänzt: „Der Verein hat die Investition dann ganz übernommen“, da man finanziell gut aufgestellt und die Maßnahme wichtig für den Erhalt des Museums gewesen sei. Auch nach der Kostenübernahme befindet sich der Verein in den schwarzen Zahlen, wie bei der Hauptversammlung vor wenigen Tagen bekannt wurde.

Christoph Reiner, Vorsitzender des Kulturfördervereins
Christoph Reiner, Vorsitzender des Kulturfördervereins | Bild: Dagobert Maier

Was die Stadt in ihr Museum investiert

Dass die Verwaltung in Sachen Museumserhalt nicht untätig zuschaut, unterstreicht Bächle mit Blick auf die Haushaltszahlen. 2023 sind insgesamt 115.400 Euro für das Museum vorgesehen. Rund 34.000 Euro davon sind als Aufwendungen für den Gebäudeerhalt sowie für den Unterhalt deklariert.

Auch die Sanierung des Garagendachs ist darin inbegriffen, die noch in diesem Jahr stattfinden soll. Einen bedeutenden Anteil machen zudem die Personalkosten aus. „Das sind das zum Beispiel Einsätze von Bauhofmitarbeitern, die bei Veranstaltungen immer den Auf- und Abbau übernehmen“, erklärt der Bürgermeister.

Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle
Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle | Bild: Michael Kienzler

2022 beliefen sich die Gesamtausgaben für das Museum im Haushalt auf rund 80.000 Euro, 2021 waren es rund 60.000 Euro. Im laufenden Jahr wurden im Haushalt zusätzlich 6000 Euro vorgesehen, um eine umfangreiche, fachkundige Sanierungsplanung für die kommenden Jahre zu erstellen. Auf deren Basis können sich im weiteren Verlauf Verwaltung und Gemeinderat mit der konkreten Umsetzung beschäftigen.

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Die großen Herausforderungen der Zukunft

Drängende Aufgaben stehen in einem solch alten Gebäude eigentlich immer an. Mit der in die Jahre gekommenen Heizung wartet sogar ein besonders dicker Brocken darauf, aus dem Weg geräumt zu werden. Temperaturschwankungen im Gebäude können den seltenen Exponaten zusetzen. 2019 war schon einmal eine Heizungssanierung für einen Teilbereich des Museum in Planung. 180.000 Euro waren veranschlagt. Umgesetzt wurde das Projekt letztlich aber nicht. Eine Komplettlösung dürfte noch deutlich teurer werden.

Außerdem macht der Holzwurm der Gebäudesubstanz zu schaffen. Wie bei der Heizung muss auch hier in absehbarer Zukunft eine Lösung gefunden werden. Da sind sich Bächle und Reiner einig, denen der Erhalt des Museums wichtig ist und das sie attraktiv halten wollen.

Der Bürgermeister gibt allerdings zu Bedenken, dass das Museum nicht das einzige Gebäude sei, das erhalten und und saniert werden müsse. Als Beispiel nennt er das Rathaus, ebenso wie Gebäude in den Ortsteilen. Es sei daher immer auch eine Abwägungssache, an welcher Stelle man tätig werde und in welche Reihenfolge.

Diesem Abwägungsprozess muss sich auch das Museum stellen. Die geplante Begutachtung soll dafür Grundlage und Entscheidungshilfe sein. Erst dann können Verwaltung und Gemeinderat das weitere Vorgehen diskutieren und entscheiden. Sicher scheint indes, dass bei allen Überlegungen und Planungen für anstehende Gebäudesanierungen innerhalb der Stadtmauern auch das Thema Nahwärmeversorgung eine Rolle spielen wird. Bedeutet: Auch das Museum wird mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft dezentral mit Wärme versorgt werden.

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