Reiner Baltzer

Lutz Gallinowski, der zusammen mit seiner Ehefrau Ritva in Achdorf ein kleines Tibet-Haus besitzt und eine damit verbundene Wanderherberge betreibt, legt ein Gästebuch aus. Darin tragen sich viele Wanderfreunde ein, die auf dem Schluchtensteig oder auf dem Jakobsweg unterwegs sind. Nicht wenige davon honorieren die Gastfreundschaft mit einer Geldspende, die Gallonowski wiederum an Bedürftige übergibt.

Nachdem er jahrelang immer wieder die Opfer von Gewalt in Tibet und von Naturkatastrophen in Nepal unterstützt hat, war sein Ziel im vergangenen Dezember Kambodscha, das Land der weltberühmten Tempelanlagen von Angkor Wat. Die Bevölkerung Kambodschas litt viele Jahre unter der Gewaltherrschaft eines Pol Pot. Der Despot und Anführer der Roten Khmer überzog in den vier Jahren seiner Gewaltherrschaft das Land mit Massenmord, Folter und bestialischen Quälereien. Als das Volk 1979 von den Vietnamesen befreit wurde, waren dort nahezu zwei Millionen Tote zu beklagen. Opfer die mit Knüppeln, Hacken, Eisenstangen und Beilen erschlagen wurden, um Munition zu sparen. Die Kambodschaner nannten das Foltergefängnis Tuol Seng in Phnom Penh das "Vorzimmer zur Hölle". In einer buddhistischen Stupa, einem Glasturm, sind Tausende von Totenschädel und Knochen aufbewahrt, weiß Gallinowski zu berichten. Die Menschen in Kambodscha bemühen sich auf vielerlei Weise zu überleben. Viele der Landminenopfer schlagen sich ohne staatliche Unterstützung durchs Leben. "Sie haben ihren Mut trotz aller Armut nicht verloren. Die Menschen sind sanftmütig und freundlich", so Gallinowski.

Vor Ort habe er drei Möglichkeiten ins Auge gefasst, wie den Opfern zu helfen sei, erzählt er. So habe er sich mit der Organisation "Victims of Landmines" in Verbindung gesetzt und der Einrichtung für die Beschaffung von Krücken, Prothesen und Rollstühlen Geld zur Verfügung gestellt. Mit diesen Hilfsmitteln werde einigen der Opfer die Möglichkeit geboten, wieder einem Erwerb nachzugehen. "Einen weiteren Teil meiner Spendengelder in Höhe von 3000 Euro habe ich für die geplante Umbettung der Toten eingeplant. Außerdem konnte ich immer wieder Geldumschlänge an Bedürftige in Phnom Penh verteilen, die es besonders nötig hatten", berichtet der Talbewohner. Die Opfer versuchten sich auf den verschiedensten Gebieten, um für ihr Überleben zu sorgen. So seien viele gute Gespräche mit den dankbaren Menschen zustande gekommen. Vor allem sind es die Einzelschicksale, die Gallinowski tief berührt haben. Berührt haben den Mann aber auch die guten Gespräche, die er auf den Flughäfen mit Touristen geführt hat. "Die Reisenden sprachen mich an und informierten sich über meine Mission", sagt Gallinowski. "Ich bekam spontan kleinere Geldscheine für die gute Sache überreicht, die ich in Kambodscha meinem Spendenetat zugeführt habe", ergänzte er.

Inzwischen hat der Spendensammler neben der Tibet- und Nepalhilfe auch die Kambodschahilfe ins Leben gerufen. In drei Jahren habe er eine weitere Reise in dieses Land geplant, denn die Spendenbereitschaft für diese Hilfsprojekte sei so groß wie nie zuvor, zieht Gallinowski ein Fazit. So lange es gehe, werde er weitermachen.