Im April 2010 hatte der Gemeinderat Bad Dürrheims beschlossen, den Sunthauser See, der ursprünglich als Hochwasserrückhaltebecken angelegt wurde, als Badegewässer auszuweisen. Immer wieder gab es in der Vergangenheit hinsichtlich der Wasserqualität Probleme durch E-Coli-Bakterien und Enterokokken. Seit Ende der Badesaison 2021 ist der See sogar für den Badebetrieb ganz geschlossen, er wurde aufgrund der mikrobiologischen Situation mit „mangelhaft“ bewertet (wir berichteten) – eine Katastrophe für die am See angesiedelten Naturcampinganlage. Doch nicht nur das, der See stellt auch einen touristischen Anziehungspunkt dar, mit dem die Stadt wirbt. Jetzt war die Lage am See wieder Thema bei der jüngsten Gemeinderatssitzung am Donnerstag.

Die Belastung des Wassers resultiert durch Einschwemmungen, die bei Starkregen ausgelöst werden. Das Gebiet rund um den See und auf der Baar wird landwirtschaftlich genutzt; demzufolge bringen die Landwirte ihre Gülle auf den Feldern aus. Die Behebung dieses Problems stellt sich als geradezu fast unlösbar dar. Schon 2010 erklärte das Landratsamt, dass der See als Badesee nur unter großem Aufwand betrieben werden könne. Ein Gutachten der Pro Regio Oberschwaben GmbH kam bereits im März 2016 zu dem Ergebnis, dass der Badebetrieb durch zu hohe Keimgehalte gefährdet sei, die vermutlich durch überhöhte Nährstoffeinträge verursacht würden.

Die seinerzeit getroffenen Maßnahmen – die Abstände der Flächen zur Gülleausbringung entlang des Gewässers wurden auf zehn Meter ausgeweitet, Hofstellen wurden überprüft, die Einhaltung der Düngeverordnung wurde kontrolliert – blieben allerdings erfolglos. Ein von der Stadt beauftragtes Gutachten vom Dezember 2022 kommt trotz der Maßnahmen zu dem gleichen Ergebnis wie das Gutachten aus dem Jahr 2016.

Um einen sicheren Badebetrieb möglich zu machen, müsste komplett auf die Gülleausbringung verzichtet werden. Alle hierzu angedachten Alternativen lassen sich jedoch aus verschiedenen Gründen nicht umsetzen. Der Bau einer Abwasserreinigungsanlage würde rund 1,5 bis zwei Millionen Euro kosten, plus Folgekosten; eine Garantie der Reduzierung der Gewässerbelastung gebe es trotzdem nicht. Gleichwohl sehe die Stadt die Belange und Interessen des Eigentümers und des Pächters des Sunthauser Sees, heißt es in der Sitzungsvorlage. Aktuell würden aus diesem Grund alternative Angebote überlegt, um die Anlage attraktiv für Gäste zu erhalten.

Stadtrat Wolfgang Kaiser (LBU) wurde deutlich. „Wir steigen jetzt in eine Diskussion ein, in die wir vor sieben Jahren hätten einsteigen müssen. Das Gutachten von 2016 hat dem Gemeinderat nicht vorgelegen Das ist ein Versehen und ein schwerer Fehler der vorherigen Verwaltung. Das alles wirft ein schlechtes Licht auf die Stadt.“ Angelika Strittmatter, LBU, ergänzte, es seien drei Aspekte zu beachten: erstens die ökologische Sachlage, zweitens der touristische Aspekt und drittens: „Der See ist im Hinblick auf das nicht mehr vorhandene Freibad auch ein attraktives Freizeitangebot für Familien. Wir müssen alles daran setzen, das zu erhalten.“

Da nach der Präsentation der Lage feststeht, dass eine kurzfristige und nachhaltige Verbesserung der Situation nicht realisierbar ist, hat sich der Gemeinderat entschlossen, die gemäß den Haushaltsanträgen gewünschte Hochschulstudie der Uni Stuttgart zur Weiterführung des Sunthauser Sees als Badegewässer abzuwarten. Die Schließung des Sees bleibt bestehen, die regelmäßige Entnahme von Wasserproben läuft weiter.

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