Seit 1993 kümmert sich die Hilfsorganisation Off Road Kids bundesweit um Straßenkinder und junge Obdachlose. Seitdem konnten 10 000 junge Menschen vor der Obdachlosigkeit bewahrt und erfolgreich in Wohnraum vermittelt werden. In dem jetzt vorgelegten Jahresbericht 2022 der Off Road Kids-Stiftung wird deutlich, welchen Stellenwert die digitale Sozialarbeit hat: Die Mehrzahl der von Obdachlosigkeit betroffenen oder bedrohten jungen Menschen sucht den Weg über die Online-Beratung. Das berichtet die Stiftung mit Sitz in Bad Dürrheim in einer Pressemitteilung. Über 4600 Anfragen kamen demnach im vergangenen Jahr allein über die virtuelle Streetwork-Station www.sofahopper.help. Das sei im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 86 Prozent und ein Beleg für die Notwendigkeit eines unkomplizierten Zugangs zu Hilfsangeboten.
Eine Frage der Kosten
In den Ballungsgebieten rund um die Off Road Kids Streetwork-Stationen in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Hamburg und Köln erweise sich der frühe Online-Zugang als besonders wirksam. Dort wurden mehr junge Menschen als je zuvor erreicht, die vorübergehend bei Bekannten untergekommen sind. Insbesondere dann, wenn die jungen Menschen zur persönlichen Beratung in die Streetwork-Stationen wechseln, steige die Erfolgsrate. „Unsere Strategie, frühe digitale Hilfe mit persönlicher Beratung zu koppeln, ist extrem wirksam“, sagt Markus Seidel, Vorstandssprecher der Off Road Kids-Stiftung. „Es ist uns gelungen, die gefährliche Anziehungskraft von urbanen Szenetreffpunkten einzudämmen und damit Abstürze ins Straßenleben zu verhindern“, so Seidel weiter. Den rund 2000 Euro Kosten für eine erfolgreiche Unterbringung stünden eingesparte Sozialkosten von mehreren Hunderttausend Euro gegenüber, da die Sozialkassen durch tragfähige Lebensperspektiven entlastet werden.
„Trotz dieser vermeintlichen Erfolgsbilanz können wir keine Entwarnung geben. Der März 2023 hat alle Rekorde gebrochen: Über 600 junge Menschen, die unsere Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter erstmalig beraten haben – so viele waren es noch nie in einem einzigen Monat. In diesem Jahr werden es ganz sicher mehr als 6000“, warnt Seidel. Zum Vergleich: 2022 kamen insgesamt 5234 junge Menschen neu in die Beratung. Das sind sogar viermal mehr als vor fünf Jahren. Die Bilanz von 30 Jahren Off Road Kids in Zahlen ausgedrückt: Über 10 000 Jugendliche mit einem neuen Dach über dem Kopf versorgt, Zehntausende junge Menschen beraten, so die Stiftung nach eigenen Angaben.
Off Road Kids Stiftung
Off Road Kids ist seit 1993 die erste und einzige bundesweit arbeitende Hilfsorganisation für Straßenkinder, Ausreißer und von Obdachlosigkeit bedrohte junge Menschen in Deutschland. Die als gemeinnützig anerkannte Stiftung finanziert ihre Tätigkeiten im Wesentlichen durch Spendeneinnahmen und wurde für die Wirkung ihrer Initiativen und Tätigkeitsbereiche vielfach ausgezeichnet.
Die Streetworkerinnen und Streetworker der Stiftung haben das Ziel, die bestmögliche Lebensperspektive für die jungen Menschen zu finden. Mit Streetwork-Stationen in Berlin, Dortmund, Frankfurt, Hamburg und Köln bietet Off Road Kids Anlaufstellen an den wesentlichen Brennpunkten. Die virtuelle Streetwork-Station Sofahopper.de ist die erste bundesweit verfügbare Online-Hilfe. Weiterführende Begleitung (STABILIZE), ein flexibles Schulprogramm (PREJOB) sowie Hilfsangebote für Eltern- und Familien (Eltern-Hotline und Family-Neustart) runden das Angebot ab.
Finanziert wird die Straßensozialarbeit von Off Road Kids vor allem aus Spenden. Zu den Hauptförderern zählen die Deutsche Bahn Stiftung, die CG Elementum AG, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die BAHN-BKK, die Permira Beteiligungsberatung, Wirtschaft kann Kinder e.V., Amazon, Vodafone, Ströer, Neumayer Stiftung, RTL – wir helfen Kindern, „Deutschland rundet auf“ und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Weitere Informationen unter www.offroadkids.de.