Seit rund 40 Jahren lebt Eugen Puchter in Bad Dürrheim. Heute feiert er seinen 100. Geburtstag und ist somit einer der ältesten Menschen in der Kurstadt. 100 Jahre alt werden, möglichst bei guter Gesundheit, umgeben von all den Menschen und Dingen, die man liebt und die einem gut tun – das erleben nicht viele. Menschen dieses Alters sind Zeitzeugen, und so hat auch Eugen Puchter viel zu erzählen. Im Gespräch mit unserer Reporterin verfliegt diese Zeit geradezu.

„Ich bin eine Kieler Sprotte“, erklärt der betagte Senior und lächelt dabei. Geboren ist Eugen Puchter im holsteinischen Elhorn. Dort ging er auch in die Dorfschule, unterrichtet von einem ehemaligen Offizier des sogenannten 100.000-Mann-Heeres. Die Offiziere dieser damaligen Armee fungierten nach dem Krieg oft als Lehrer. In der Dorfschule von Elhorn war sein Lehrer für die Kinder der ersten bis neunten Klasse zuständig. „Und da gab es schon auch mal körperliche Strafen“, erinnert sich Puchter. Nach Abschluss der Schule absolvierte der Jubilar eine Lehre als Schiffsbauer in Kiel: „Das war Familientradition.“ Übrigens ging er mit 18 Jahren in den Krieg, er war im sogenannten Afrika-Corps. Nach dem Krieg war er sieben Jahre lang in Tunesien in Kriegsgefangenschaft. 1952 kam er zurück. Bald habe er aufgrund seiner Ausbildung als Schiffsbauer – als Spezialkraft – in Hamburg eine Arbeit gefunden.

In Plön, einer im Gebiet der holsteinischen Seenplatte gelegenen kleinen Kreisstadt, lernte er bei einem Feuerwehrball seine Frau kennen. „Es hat sofort bei mir eingeschlagen“, erinnert sich Eugen Puchter. Und bei seiner Frau auch, ist er sich sicher. Denn sie seI starke Raucherin gewesen; und da er Nichtraucher war und immer noch ist, habe sie von jetzt auf gleich das Rauchen aufgegeben. „58 Jahre waren wir verheiratet.“ Das Ehepaar wollte seinen Ruhestand an einem klimatisch gesunden Ort verbringen und kam daher vor rund 40 Jahren nach Bad Dürrheim. Seither lebt Eugen Puchter in der Seestraße.

Das gemeinsame Reisen sei eine Leidenschaft des Ehepaars gewesen, möglichst in ihr Lieblingsland Italien. Kegeln gehe aufgrund des Alters natürlich nicht mehr, aber Eugen Puchter spiele zum Beispiel immer noch gern Rummikub, wie Nachbar und Ersatzenkel Blage Treikowsky erzählt, der sich zusammen mit seiner Frau aufopferungsvoll um den Senior kümmert. Denn dieser wolle nicht in ein Altersheim – „Das wäre sein Tod!“ – und Treikowsky setzt alles daran, das zu verhindern. Immerhin sind die beiden seit über 30 Jahren Nachbarn und befreundet, fühlen sich als Familie.

Feiern wird Eugen Puchter seinen Geburtstag mit Freunden und anwesenden Familienmitgliedern – diese leben alle weit entfernt – mit einem Fischessen in Hammereisenbach. Fisch, ganz wie es einer Kieler Sprotte gebührt.