Nun wirken sich die allgemeinen Kostensteigerungen auch beim Neubau der Kindertagesstätte Stadtkäfer II aus. Bauamtsmitarbeiter Jürgen Wenzler berichtete über die Kostenentwicklung im Gemeinderat. Aktuell ging es um eine Kostensteigerung von 400.000 Euro und darum, ob die Möglichkeit von Einsparungen besteht. Die ursprünglichen Gesamtkosten wurden mit 5,75 Millionen Euro veranschlagt.

Zwischenzeitlich wurden die Rohbauarbeiten ausgeschrieben und zu einer Summe in Höhe von rund 643.000 Euro vergeben. Weitere Gewerke befinden sich in der Vorbereitung zu Ausschreibungen. Aufgrund der aktuellen Entwicklung liegen die Kosten für die technischen Gewerke (Heizung, Lüftung, Elektroarbeiten) nicht mehr, wie im Januar 2022 geschätzt, bei 1,3 Millionen Euro, sondern bei 1,7 Millionen Euro. Gehe man von einer Baukostensteigerung von 15 Prozent aus, könnte der Neubau rund 855.000 Euro teurer werden als geplant, sagte Wenzler. Sicher sei dies jedoch nicht, da viele Gewerke noch nicht ausgeschrieben sind. Man wolle den Gemeinderat einfach zeitnah darüber informieren.

Die Verwaltung suchte zusammen mit Architekt und Fachplanern nach potenziellen Einsparungen, ohne dass die Qualität der Ausstattung oder der Komfort für die Kinder leidet. Wenzler erläuterte die verschiedenen Möglichkeiten: Eine kleinere PV-Anlage würde 59.000 Euro weniger kosten, man müsste dann allerdings Strom dazukaufen. 39.000 Euro könnten im Bereich Lüftung gespart werden. Beides zusammen wären dies fast 100.000 Euro. Zu Lasten der Qualität und des Komforts ginge der Wegfall der Kälteerzeugung und der Deckensegel (68.500 Euro Einsparung) und die Umstellung der Deckensegel auf Fußbodenheizung (88.900 Euro Einsparung), zusammengerechnet 157.400 Euro. Insgesamt könnten also etwa 257.000 Euro eingespart werden, jedoch würde sich dadurch der Anteil an der Akustikdecke um 45.000 Euro erhöhen.

Eine Reduzierung zu Lasten des Ausstattungsstandards, der Qualität und des Komforts hätten allerdings eine starke Einschränkung des Betriebs im Vergleich zu Stadtkäfer I zur Folge, erklärte Jürgen Wenzler weiter, was übrigens auch Ungleichbehandlung darstellen würde. Das erklärten auch Architekt und Bauleiter Franz Eisele und die Kindergartenleiterin Melanie Grimm dem Gremium. Außerdem wäre dies eine Ungleichbehandlung.

Nachgefragt wurde seitens der Gemeinderäte, ob man auf die – von Klaus Götz (FW) als „luxuriös“ bezeichnete – Verbindungsbrücke zwischen beiden Gebäuden verzichten könne. Dies sei jedoch nicht möglich, so Wenzler, weil eine Verbindung zwischen beiden Gebäuden bestehen müsse, um reibungslose Arbeitsabläufe gewährleisten zu können. Eine ebenerdige Verbindung sei nicht möglich, weil dann der Fluchtweg der Kita I versperrt wäre, eine unterirdische Verbindung ginge nicht, weil es keine Keller gibt. Melanie Grimm machte deutlich, dass der Verbindungsgang unerlässlich ist.

Die Bürgerenergie-Genossenschaft Schwarzwald-Baar, vertreten von LBU-Stadtrat Wolfgang Kaiser, der während dieses Tagesordnungspunktes vom Tisch abrückte, machte den Vorschlag, die PV-Anlage zu bauen. So könnte die Stadt rund 129.000 Euro sparen und die Stadt müsste andere Preise beim Zukauf von Strom bezahlen. „Die PV-Anlage zu verkleinern, ist absurd“, sagte Bürgermeister Jonathan Berggötz. „Ziel ist eine möglichst hohe Autarkie. Es ist ökologisch und wirtschaftlich nicht nachhaltig, daran zu sparen.“

Karen Roeckl, LBU, erklärte: „Wir können nicht auf eine PV-Anlage verzichten. Das wäre wirtschaftlich gesehen Blödsinn.“ Auch sie lehnte eine kleinere Anlage ab. Und die Bezeichnung Komfort finde sie missverständlich. Es ginge um Standards. „Es ist wichtig, dass beide Kindergärten gleich ausgestattet sind.“ Albert Scherer, CDU, erklärte: „Ich verstehe es nicht. Die Stadt will bis 2030 klimaneutral sein – nur mal als Hinweis. Also müssen wir jetzt was bringen.“ Man brauche die 100-kW-Anlage.

Jürgen Schwarz, CDU, war unter anderem für die Einsparungen an der Kühlung. „Angesichts der Mehrkosten müssen wir uns fragen, ob wir Qualität und Komfort halten können. Wenn ich das Geld nicht habe, muss ich als Privatmann auch Abstriche machen.“ So wie Jürgen Schwarz, sprach sich im Rahmen der Diskussion auch Gottfried Schacherer (FW) für einen niedrigeren Baustandard als geplant aus.

Hans Lohrer, FW, meinte, man solle erst einmal abwarten, wie sich die weitere Preisentwicklung gestaltet und nichts überstürzen. Es könnte ja auch positive Überraschungen geben, da für viele Gewerke die Kosten noch nicht feststehen.

Barbara Fink, CDU, war auch der Meinung, dass beide Kindergärten gleich ausgestattet sein müssen. Es ginge da nicht um Luxus, sondern sei Stand der Technik. Sie pflichtete ebenfalls bei, weitreichende Entscheidungen noch etwas zu schieben und erstmal die Entwicklung abzuwarten. Die PV-Anlage müsse auf jeden Fall sein. Dem pflichtete Jürgen Rebholz (FDP) bei.

Die Einsparungen in Höhe von 100.000 Euro wurden abgelehnt. Gestimmt wurde mit zwei Gegenstimmen für die Einsparungen im Bereich der Lüftung in Höhe von 39.000 Euro. Die weitere Kostenentwicklung wird abgewartet, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden.