Es war der Knaller des Tages, den der Vorsitzende des Zweckverbands Interkommunalen Industrie- und Gewerbepark (IILG) Zollernalb, und Meßstetter Bürgermeister Frank Schroft der Öffentlichkeit mitteilte: Der Zweckverband hat beinahe das komplette Gelände des ehemaligen Bundeswehrstandorts in Meßstetten von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben)gekauft. Diese Anstalt mit Sitz in Bonn verwaltet den Grundbesitz des Bundes und somit auch das einstige Kasernengelände auf dem Geißbühl.
Die Verbandsversammlung des Zweckverbandes hatte ihren Vorsitzenden Frank Schroft ermächtigt, den Kaufvertrag beim beurkundenden Notar zu unterschreiben. Am drauffolgenden Tag hatte Schroft Medienvertreter aus diesem Anlass zu einem Pressegespräch eingeladen. Bei diesem Pressetermin anwesend waren auch in Vertretung des Landrats Günther-Martin Pauli der Erste Landesbeamte Matthias Frankenberg und Heike Bartenbach, Geschäftsführerin des Zweckverbands, die die Verträge maßgeblich ausgehandelt hat. Wie Schroft betonte, sei „der Deal also fast perfekt“, wobei sich das „fast“ weniger auf die Zustimmung der Verbandskommunen bezieht – „dies dürfte reine Formsache sein“, so der Vorsitzende, als auf die Genehmigung des Bundesministeriums für Finanzen.
Denn der Finanzminister macht seine Zustimmung grundsätzlich von der Einwilligung des Deutschen Bundestages und des Bundesrates abhängig, die die Veräußerung nach Maßgabe der Bundeshaushaltsordnung und den hierzu erlassenen Verwaltungsvorschriften beurteilen müssen. Sowohl Schroft als auch Frankenberg gehen aber davon aus, dass auch dies komplikationslos über die Bühne gehen wird.
„Das ist ein historischer Moment“, beschrieb Schroft die Vertragsunterzeichnung. Denn die Bundesanstalt hatte sich lange Zeit gelassen, das 508.794 Quadratmeter große Gelände an den Zweckverband zu verkaufen. Nur rund 10.000 Quadratmeter bleiben im Besitz der Anstalt, die sich diese Fläche für Infrastrukturmaßnahmen vorhalten will.
Flüchtlingsheim und Impfzentrum
Die Stadt Meßstetten hatte bereits in den Jahren zuvor das Sportgelände gekauft, dass derzeit saniert und erweitert wird. Ebenso das Gebäude 48 gegenüber des ehemaligen Soldatenheims, in dem der Zweckverband seinen Sitz hat und Teile der Kreisverwaltung sowie der Forstbezirk Baar-Hegau untergebracht sind.
Ausgebremst wurde die wirtschaftliche Nutzung des einstigen Bundeswehrgeländes auf dem Geißbühl „immer wieder aufs Neue“, so Schroft, denn hier hätten Bundes- und Landespolitik das entscheidende Wort gehabt. Deshalb entstand hier zuerst eine Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge. „In der Zeit ab 2014 haben wir rund 30.000 Menschen hier beherbergt“, unterstrich der Bürgermeister. Das sei nur möglich gewesen durch gemeinsame Anstrengungen von Stadt und Landkreis. „Wir haben in dieser Hinsicht getan, was wir konnten, nun muss es uns aber auch zugestanden werden, eigene Pläne umzusetzen und die regionale wirtschaftliche Weiterentwicklung zu fördern“.
Während der Corona-Hochzeit richtete der Landkreis auf dem Gelände ein Impfzentrum ein und seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine dienen die alten Kasernengebäude und einstigen Soldatenunterkünfte als Ankunftszentrum und vorübergehendes Zuhause für die Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet. „Meßstetten hat in anerkannter Weise überdurchschnittlich viel an Unterstützung, Solidarität und Hilfe für Menschen in Not geleistet“, hob Schroft hervor und drehte den Wegweiser in Richtung Zukunft: „Jetzt geht es darum, uns weiterzuentwickeln um auch im Wettbewerb der Regionen erfolgreich bestehen zu können“.
Das Gelände soll bis zum 1. Januar 2024 in das Eigentum des Zweckverbands übergehen. Dann seien die fünf beteiligen Kommunen – Meßstetten, Albstadt, Balingen, Nusplingen und Obernheim – „endlich Herr des Verfahrens“. „Mit dem Kauf des Geländes der ehemaligen Zollern-Alb-Kaserne und dessen Umwandlung entsteht hier ein moderner, klimabewusster und zukunftsorientierter Industrie- und Gewerbepark, der als Leuchtturmprojekt dynamischer Wirtschaftsförderung weit über die Region Strahlkraft entwickeln wird“, sind sich die Beteiligen sicher.
Heike Bartenbach, Geschäftsführerin des Industrie- und Gewerbeparks, die alle Verhandlungsschritte mit Behörden und Juristen intensiv begleitet hatte, zeigte sich über die Vertragsunterzeichnung erfreut und erleichtert. Sie sagte: „Nun kann der Zweckverband die nötigen Erschließungsarbeiten beauftragen und aktiv für den Standort werben“. Interessenten gibt es schon. So die Firma MVV Biogas GmbH. Das Unternehmen will kommunalen Bioabfall aus mehreren Landkreisen und Städten verarbeiten, um daraus regenerative Energie in Form von Biomethan zu gewinnen, das dann ins normale Erdgasnetz eingespeist wird. „Dieses Methan wird so behandelt, dass es CO²-neutral verbrannt werden kann“, informierte Frankenberg auf entsprechende Nachfrage.
Weitere Firmen hätten ebenfalls Interesse bekundet, so der Verbandschef: „Das stützt unseren Optimismus, dass wir mit der IIGP auf dem richtigen Weg sind!“ Vor ein paar Jahren sei man noch verlacht worden, ein solches Projekt hoch oben auf der Alb bei einer Stadt, deren Kernort gerade mal 5500 Einwohner zähle, meinte er im Nachgang. Doch heute, wo Bau- und Gewerbegrund rar und teuer sind, stellt sich bei den Unternehmen weniger die Frage „wohin“, sondern „wo geht es noch“, so Schroft. „Und bei uns geht noch was!“