Manchmal geschehen Dinge, die kann man sich nicht erklären. So ging es jetzt auch Karl Halmer. In seinem Garten hatte sich etwas entwickelt, auf das er sich keinen Reim machen konnte. Er hatte schon davon gehört, dass es Menschen gibt, die an Ufos glauben. Sie sind überzeugt, dass Außerirdische Spuren hinterlassen, wenn sie mit ihren Raumschiffen die Erde wieder verlassen. Meistens sind das runde Gebilde in Wiesen oder Äckern.
Also doch ein Ufo in Wald? „Ich glaube nicht an Außerirdische und auch nicht an Geister“, schmunzelt der 84-jährige Karl Halmer. Und dennoch: In seinem Garten hat sich ein Kreis von etwa sechs Metern Durchmesser gebildet. An den Rändern ist das Gras verschwunden und es wachsen Pilze.
Des Rätsels Lösung: ein Hexenring
Ein guter Freund aus Pfullendorf vermutete einen Hexenring. Dabei handelt es sich um eine Laune der Natur, die selten vorkommt, aber bereits in Schriften des Mittelalters beschrieben wird. Damals vermutete man, dass in besonderen Nächten der Teufel mitten in dem Kreis sitzt und die Hexen um ihn herumtanzen.
Aura des Magischen
Der Ring übt eine besondere Faszination aus und eine Aura des Magischen umgibt das ungewöhnliche Gebilde. Man könnte schon vermuten, dass da unnatürliche Kräfte am Werk waren. Solche Kreise aus Pilzen begegnen auch im Wald. Über viele Generationen galten Ringe aus Pilzen als mystische Erscheinungen. Meistens werden sie als Feenringe, manchmal auch als Feentanzringe oder Hexenringe bezeichnet.

Positive und negative Bedeutung, je nach Region
In unterschiedlichen Kulturen und Zusammenhängen werden ihnen sowohl positive als auch negative Bedeutungen zugemessen, wie man aus zahlreichen Quellen erfahren kann. Vor allem im westlichen Kulturkreis gibt es je nach Region verschiedene Mythen um die Pilzkreise. Erzählungen berichten von Naturgeistern, die den Ring umtanzen. Solche Ringe werden daher auch als Elfentanzkreise bezeichnet. Andere Geschichten sehen in solchen Ringen Portale in andere Dimensionen.
Werk von Hexen oder Blitzen
Die Ringe wurden auch als Werk von Hexen betrachtet oder durch Blitzeinschlag verursacht. Bis in das 19. Jahrhundert was es verbreiteter Glaube: Das Eintreten in einen solchen Kreis ist mit Gefahren verbunden. Um einem Fluch zu entgehen, soll man genau neun Mal um den Kreis laufen.
Größter Ring 600 Meter und 700 Jahre alt
Der größte bekannte Ring dieser Art misst 600 Meter und ist 700 Jahre alt. 60 verschiedene Pilzarten in Europa sind in der Lage, solch einen Feenring zu bilden. Hexenringe werden durch diverse Hut- oder Ständerpilze oder durch dem Nelkenschwindling hervorgerufen. Der Pilz bildet unterirdisch ein kreisförmiges Pilzgeflecht, das man Mycel nennt, und durchstößt mit seinen Fruchtkörpern die Oberfläche. Dadurch entstehen die charakteristischen kreisförmigen Ringe an der Rasenoberfläche.

Grundsätzlich kann der Pilz auf jeder Grasfläche auftreten, er bevorzugt aber Rasenflächen oder homogene Waldböden mit einer gleichmäßigen Bodenbeschaffenheit. Der Pilz verbreitet sich mithilfe seiner Sporen, die in den Pilzhüten gebildet werden. Mit dem Wind werden die Sporen von ihrem Ausgangspunkt in alle Richtungen verteilt.
Sagen und Geschichten rund um die Hexenringe
- In Frankreich sind diese Ringe als Zauberer-Ring bekannt.
- Die Skandinavier und Kelten glaubten, die Ringe entstünden durch den Tanz von Elfenwesen. Vor allem nach mondhellen Nächten soll das plötzliche Erscheinen der Pilze Zeugnis des Elfentanzes sein.
- Schottischen Sagen nach sitzen die Elfen auf den Pilzen oder benutzen sie als Tisch.
- Walisische Geschichten erzählen von Elfen, die diese Kreise als Regen- oder Sonnenschirme benutzen. In Wales heißt es auch, unter den Pilzkreisen gebe es eine Elfenstadt. Außerdem glauben die Waliser, dass nahe dieser Kreise ihr Getreide gut wächst und das Vieh besser gedeiht. Die Pilzkreise werden dort seit jeher als Glücksboten angesehen.
- In den Niederlanden hingegen hat der Hexenring eine negative Bedeutung: Hier soll der Teufel mittendrin seine Milchkanne abgestellt haben.
- Der österreichischen Tradition nach sind die Flammen von Drachen für die Hexenkreise verantwortlich und sieben Jahre lang wachsen dort nur Fliegenpilze.
- Im Thüringer Wald heißt es, diese Pilzringe seien magische Orte, wo es Feen und Elfen geben soll.
- In einem Esoterikforum im Internet beschreibt jemand einen Pilzring, der sich in der Nachbarschaft gebildet hat, und ist überzeugt: „Dieser Platz ist bewohnt, das ist spürbar, und so haben wir uns alle dran gewöhnt.“
- Den meisten westlichen Sagen nach ist das Betreten eines Hexenrings mit Gefahren verbunden. Ein früher Tod könne die Folge sein oder man sei für die Welt der Sterblichen nicht mehr sichtbar. Ein Verlassen des Ringes sei unmöglich und man gelange unweigerlich in das Reich der Elfen, ohne Möglichkeit auf eine Rückkehr. Ist man dem Fluch erlegen, müsse man bis zur Erschöpfung um den Ring tanzen oder man werde verrückt.