Wer glaubt, den Strohbindern aus Schwenningen gingen die Ideen aus, siehst sich seit dem Wochenende eines Besseren belehrt. Die 23. Auflage der Freiluftausstellung „Ideen aus Stroh“ bietet wie schon in den Vorjahren tolle Strohfiguren und Einfälle, die von Händen erfahrener Frauen und Männer in wochenlanger Arbeit geschaffen wurden.

Am Samstagnachmittag strahlten Steffen Löffler, der Vorsitzende des verantwortlichen Handels- und Gewerbevereines (HGV), sowie der stellvertretende Bürgermeister Vinzenz Greber bei der Eröffnung im Strohzelt um die Wette, weil es wieder gelungen war, eine tolle Show auf die Wiese neben der Heuberghalle zu zaubern. Die Bewertung der Figuren übernahm der baden-württemberische Justizminister Guido Wolf, der direkt von einem Termin in Heilbronn ins Strohparkdorf geeilt war, gemeinsam mit 22 Mitgliedern der Bergwacht Sigmaringen sowie Frank Richter und seiner Ehefrau, der für den Flyer des Strohparks verantwortlich war.

Die Kommission, die über die Vergabe der ersten drei Plätze zu befinden musste, hatte es wirklich nicht leicht. Angefangen von Max und Moritz, die Witwe Bolte das Essen vom Herd klauten (Turnverein) über den Halloweenkürbis vom Vorjahressieger Tennisclub bis zum Insektenhotel (Albverein) reichte die Palette. Alles überragend die elf Meter hohe Rakete „STROHPOLLO 1“ von Musikverein und der Firma GaLö sowie die vom Männergesangverein Eintracht erschaffene, sich drehende Weltkugel, die durch ihre Beleuchtung besonders nach Einbruch der Dunkelheit faszinierend wirkt.
Fahrt mit der Achterbahn
Wahre Meisterwerke werden im Strohpark ausgestellt, die den Besucher nicht mehr aus dem Staunen heraus lassen. Die Feuerwehr erinnert an die Zeltlagerkulisse anlässlich ihres Kreisjugendfeuerwehrzeltlagers in Verbindung mit dem 50. Geburtstag der Jugendwehr. Die „Heuberger Gaumenfreunde“ (Martin Dannecker und Frank Johann Bosch) laden ein zur Fahrt mit der Achterbahn und die Firma Greber-Bau präsentiert das Maurerwappen mit Zirkel, Hammer, Maurerkelle und Zeichendreieck/Winkel – natürlich maßstabsgetreu. Bauernhofeis Löffler präsentiert den großen Wecker, der Narrenverein das lustige Kohlhäusle mit originellen Sprüchen ihres Ehrenzunftmeisters Raimund Glückler, Ofen-Berger ein Streichholz, Praxis Wendepunkt animiert zu Stretchübungen bei „Five Lateral“ und die Landjugend zeigt übergroß, an wo man sich hier aufhält: „STROHPARK„.

Kanone aus der napoleonischen Zeit
Gleich zwei Kanonen sind zu besichtigen. Während sich die routinierte Strohbinder-Truppe vom Sportverein mit der großen Kanone aus der napoleonischen Zeit zeigt, ist die erstmals vertretene Reservistenkameradschaft, Kreisgruppe Neckar-Alb, mit einem Langrohrmörser angetreten.
Wie immer gibt es auch zahlreiche von Kindern und Jugendlichen geschaffene Strohkunstwerke. Aus einem Storchennest schauen zwei Störche herunter auf die Gäste, während mehrere Maulwürfe und Mäuse aus der Froschperspektive grüßen. An einem Gitter hängen Liebesschlösser, auf einem Tisch locken Früchte und natürlich dürfen auch die Vogelscheuchen nicht fehlen.

Lob für die Bauern
Landtagsabgeordneter Klaus Burger lobte die Bauern, die mit ihrem Stroh überhaupt das wichtige Material für die Veranstaltung liefern und sprach gemeinsam mit Minister Guido Wolf an die Vertreter der 15 strohbindenden Gruppen und Vereine eine Einladung für eine Reise nach Stuttgart aus. Minister Wolf meinte, er sei bei seinem Besuch 2018 so vom Strohpark begeistert gewesen, dass er jetzt gleich zur Eröffnung kommen musste. Der in Baden-Württemberg für den Tourismus zuständige Minister erklärte: „Der Strohpark ist ein touristisches Ereignis erster Klasse, mit dem sowohl Leben im Dorf als auch im ländlichen Raum aktiv präsentiert wird.“ Er dankte allen Strohbindern für die echte Bürgerkunst und echte Bürgerkultur, die hier aktiv zelebriert wird.
Zuvor hatte HGV-Vorsitzender Steffen Löffler gemeinsam mit Bürgermeister-Stellvertreter Vinzenz Greber die Anwohner für die nächsten Wochen um Nachsicht gebeten. Das obligatorische Strohparkgedicht trug Margit Stingel vor. Die Prämierung erfolgt wie immer erst eine Woche nach Strohparkende bei der After-Strohpark-Party.

Programm
Am Donnerstag, 12. September, 17 Uhr, treten die Heuberg Rangers auf; am Freitag, 13. September, 19.30 Uhr, der Blasmusik-Massenchor bei der Strohparkmusikprob. Ab 22 Uhr geben „Simon Löw und seinen Strohparkmusikanten“ ihr Debüt, ein mit sechs Spitzenmusikanten extra zusammengestelltes Ensemble. Die „Heuberger Gaumenfreunde“ servieren am Mittwoch und Donnerstag Ochsenbrust mit Kartoffeln und Meerrettichsoße. Am Freitagabend gibt es das Wurstsalatbuffet. Am Samstag, 14. September, bewirtet der Schwäbische Albverein mit Fleischkäs und Kartoffelsalat, während das Heuberger Musik-Duo Arnold und Peter zur Unterhaltung spielen wird. Alle Veranstaltungen sind wie immer mit freiem Eintritt. (wk)