Vor sieben Jahren ging die Stettener Gemeinschaftsschule (GMS) an den Start und gehörte seinerzeit landesweit zu den Pionieren der neuen Schulart. Längst in der Gemeinde und dem gesamten Umfeld fest etabliert und allseits anerkannt, zogen ehemalige und aktuelle Schüler sowie Eltern und Pädagogen bei einem Podiumsgespräch im Rahmen der Woche der Gemeinschaftsschulen eine rundweg positive Bilanz.

Wie sich im Verlauf der rund anderthalbstündigen Veranstaltung herauskristallisierte, hat sich die Gemeinschaftsschule „nach gewissen Kinderkrankheiten und diversen Anlaufschwierigkeiten“ – wie es der ehemalige Rektor und Wegbereiter der Stettener GMS, Hans-Jörg Kraus, formulierte – inzwischen als leistungsfähige Schulart etabliert, die ganz offenbar zu allen Kindern passt. Von den derzeitigen Lernpartnern (Schülern) haben 24 % eine Empfehlung für die Hauptschule (Land: 64,5 %), 50 % für die Realschule (26 %), 24 % für das Gymnasium (8,7 %) und rund ein Prozent wird Inklusiv beschult. „Selbständigkeit ist eine unserer Kernkompetenzen, die an der GMS über viele Jahre trainiert wird“, unterstrich Pädagogin Jana Wohlleben.

Dass das selbständige Lernen in Paketen, unter fachkundiger Anleitung, in vorgegebenen Zeiträumen, auf drei unterschiedlichen Niveaustufen den Schülern durchaus entgegen kommt, machten die Aussagen von Schülern und Eltern deutlich. So meinte Jens Wolf, dass es ihm beim Besuch der weiterführenden Schule „ganz viel gebracht“ habe. Und Florian Dattke sagte: „Wir entscheiden selbst wann wir was wie machen, bekommen im Unterricht die notwendigen Inputs, können danach unsere individuelle Lernzeit selbst steuern und uns auch mal unter Druck setzten, wenn es nötig ist“. Dass dabei das Coaching durch die Lehrer sowie die Lernentwicklungsgespräche von entscheidender Bedeutung sind, kam in mehreren Wortmeldungen zum Ausdruck. „Ich habe das als sehr positiv und hilfreich erlebt; man ist als Schüler einbezogen und kann sich dadurch selbst besser reflektieren“, meinte Marie Neusch. Und Miriam Reinholdt, die derzeitige Vorsitzende des Elternbeirats betonte, dass das Kind dabei merke, dass es im Mittelpunkt stehe.

In einer Welt, in der lebenslanges Lernen zur Wirklichkeit werde, sei das selbständige Lernen und das Coaching eine wichtige Voraussetzung, um im späteren Berufsleben bestehen zu können, meinte Reinhold. Neben wichtigen Rahmenbedingungen, die für optimales Lernen vorhanden sein sollten – wie beispielsweise höherer Raumbedarf – legte die Debatte offen, dass die Stettener GMS die Sozialkompetenz der Schüler enorm fördert, was auch an der „exzellenten Arbeit“ der Schulsozialarbeit liege. So sei das Sozialcurriculum für manche Eltern ein gewichtiges Argument, ihre Kinder an der GMS unterrichten zu lassen: „Zwar zählt das nicht in erster Linie, es wird aber als Geschenk empfunden“, so Miriam Reinholdt.

Dass es Gemeinschaftsschulen zunehmend gelingt, soziale Herkunft und Bildung zu entkoppeln empfanden alle Beteiligten als großen Gewinn. So hob Kraus hervor, dass diese Schulart „die Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit“ fördere. Auch Tim Mihatsch, inzwischen ausgebildeter Maler, war von seiner früheren Klassengemeinschaft überzeugt: „Mir hat es viel geholfen, dass mir bessere Schüler oft Hilfestellung gegeben haben“. Und Dorothea Ficarra, die Ende 2014 ohne Deutschkenntnisse in der Stettener Hauptschule landete, dann in die GMS wechselte und inzwischen den Realschulabschluss anstrebt, erklärte in bestem Deutsch, wie sehr ihr das Lernsystem und insbesondere das intensive Coaching in der GMS geholfen habe.