„Man sieht nur mit dem Herzen gut…“ – wer kennt ihn nicht, diesen Satz aus dem berühmten Werk „Der kleine Prinz“ des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry. Bei einer schwäbischen Lesung in der Pfullendorfer Buchhandlung Lesereich hörte er sich anders an: „Guad sieht ma bloß mit am Herza. Uff was akommt, de‘scht fr d‘Auga osichtbar.“
In urigem, schwäbischem Dialekt las Richard Behlmer, der aus Laichingen auf der Alb angereist war, heißt es in einer Pressemitteilung der Buchhandlung. Behlmer sei gefragter Interpret von Gudrun Mangolds neuestem Buch „‘s Prinzle“, ihrer Übersetzung des französischen Originals „Le Petit Prince“.
Weil der Ich-Erzähler in der Geschichte ein Pilot ist, der mit seinem Flugzeug in der Wüste Sahara eine Bruchlandung hingelegt hatte, war klar, dass es einen männlichen Sprecher braucht. Richard Behlmer las also in breitem Schwäbisch, wie dieser Pilot im absoluten Niemandsland verzweifelt versuchte, sein ramponiertes Flugzeug zu reparieren. Und vor allem, wie ihm dann dabei dieses wundersame „Prinzle“ begegnet ist, das ein Schaf gemalt bekommen wollte und von seinem Planeten erzählte, wo es eine Rose zurückgelassen hatte.
Richard Behlmer wird von Gudrun Mangold als „der Gert Westphal der Alb“ bezeichnet, der sein Publikum spielend in den Bann schlage, wie es sich auch in Pfullendorf wieder zeigte. Das Publikum war angetan von Behlmers packender Vortragsweise und brachte dies mit herzlichem Beifall zum Ausdruck. Nach der Lesung entspann sich eine interessante Diskussion zur Geschichte des Dialekts. Wäre Luther Schwabe gewesen und hätte die Bibel damals in diesen Dialekt übersetzt, dann wäre Schwäbisch heute höchstwahrscheinlich die Schriftsprache.
Karina Wenger, Inhaberin der Buchhandlung Lesereich, plant weitere Lesungen auf Schwäbisch. Selbst Mutter von drei kleinen Kindern denkt sie dabei ganz besonders auch an Schülerinnen und Schüler, die ansonsten kaum Möglichkeit haben, sich mit der ursprünglichen regionalen Sprache auseinanderzusetzen.