Zwischen Idee, Planung und Vollendung der Sanierung des 400 Jahre alten Dominikanerinnenklosters liegen neun Jahre. Dass es sich die Baumaßnahme zu einem Mammutprojekt entwickeln wird, konnte beim Start im Jahr 2013 niemand ahnen. „Von außen sah das Gebäude auf den ersten Blick gar nicht schlecht aus“, schilderte Bauleiterin Viola Tagscherer vom Architekturbüro Schaudt ihre ersten Eindrücke.
Baukörper war total verformt
Lebhaft erläuterte die Architektin aus Konstanz beim Festakt im Rats- und Bürgersaal zur offiziellen Eröffnung des Klosters, wie das Gebäude ihr und den Handwerkern viele unliebsame Überraschungen offenbarte. Feuchtigkeit in Räumen, Balken, die in der Luft hingen, und ein verformter Baukörper, der ob seiner jahrhundertealten Last ächzte.

Letztlich blieb nichts anderes übrig, als das komplette Gebäude zu entkernen und die sieben Stockwerke völlig neu aufzubauen. „Wir hatten im Prinzip ein Haus, das in sich zusammenstürzt“, wählte Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter eine noch drastischere Beschreibung.
Landesdenkmalamt ist bei Sanierung stets präsent

Einen Monat nach seinem Amtsantritt wurde er 2013 mit dem Projekt konfrontiert und neun Jahre später war der Stolz über das Geleistete offensichtlich. „Je älter ein Gebäude ist, desto weniger darf man in die Bausubstanz eingreifen“, brachte er die Maxime des stets präsenten Landesdenkmalamts auf den Punkt. So durften nur hölzerne Fensterläden an die Fassade angebracht werden, was die Arbeit teurer machte.
Decken einfach aufschüttet
Und auch der Brandschutz war eine Herausforderung. So entdeckten die verblüfften Macher, dass manche Decken bis zu 1,20 Meter dick waren. Grund: Das Gebäude hatte sich verformt und frühere Bauherren glichen diese Unebenheiten aus, indem sie die Decken einfach aufschütteten und so für den Ausgleich sorgten. Bekanntlich wurde das Kloster einst als Gymnasium genutzt und beim Umbau für den Schulunterricht wurden tragende Wände entfernt, was die Statik zusätzlich beeinträchtigte. Viel Kopfzerbrechen bereitete die Feuchtigkeit. Das Kloster ist an eine Felswand gebaut, und stetig fließt dort Wasser, das in das Gemäuer eindrang, was dem Hausschwamm ideale Bedingungen bescherte. Es gab kein durchgehendes Treppenhaus, denn der Gebäudekomplex bestand einst aus zwei Häusern.
Höchstes Lob für beteiligte Firmen und Handwerker
Dass die Sanierung letztlich gelang, sei den beteiligten Handwerkern zu verdanken, die mit viel Enthusiasmus ihr gesamtes Können und Wissen einbrachten, lobten Architektin, Stadtbaumeister und Bürgermeister Thomas Kugler die Firmen immer wieder in höchsten Tönen. Der Rathauschef ergänzte, dass man mit dieser Sanierung auch der Verantwortung für die Historie der Stadt gerecht geworden sei.

Nach 150 Jahren habe man dieses zentrale Gebäude grundlegend saniert und einer sinnvollen Nutzung zugeführt. Denn wegen der Feuchtigkeit konnten etliche Räume nicht genutzt werden und nun haben die Ratshausbeschäftigten eine zentrale Arbeitsstätte, ausgestattet mit modernen Büros. Die 2000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche bieten viel Platz. So hat auch die Volkshochschule tolle neue Räumlichkeiten. Eingerichtet wurde zudem ein neues Trauzimmer, mit dem einstigen Kreuzbogen als neue Decke.
Land übernimmt 54 Prozent der Baukosten
Mit 3,6 Millionen Euro Sanierungskosten startete die Stadt nach Angaben von Bürgermeister Thomas Kugler im Jahr 2013. Die unvorhersehbaren Schäden an der gesamten Gebäudesubstanz sorgten für stetige Kostensteigerungen. „Ohne die Förderung durch das Land hätten wir das Projekt so nicht durchführen können“, erklärte Kugler beim Fest. Von Beginn an sei man bei den Verantwortlichen auf viel Wohlwollen gestoßen. Die Klostersanierung wurde in das Städteförderprogramm aufgenommen, das eigentlich 2016 ausgelaufen wäre, aber Pfullendorf erhielt seitens des Landes immer wieder eine Verlängerung bewilligt. Letztlich hat das Land mit 3,55 Millionen Euro rund 54 Prozent der Gesamtkosten bezahlt, die insgesamt 6,5 Millionen Euro betragen.