Kristen Tordella-Williams ist als „artist in residence“ noch bis Mitte Juli in Aach-Linz bei Susanne „Zazo“ Hackenbracht zu Gast. Und bestimmt wird sie bis zu ihrer Rückkehr in die USA zu Mann und Hunden noch so manche E-Bike-Tour unternehmen. Die ländliche Umgebung mit Äckern, Bauernhöfen und weidenden Kühen gefallen der 33-jährigen aus Mississippi ausgesprochen gut. Sie ist bereits seit Mai in Deutschland und war happy, dass die Einreise in Corona-Zeiten schlussendlich doch geklappt hat.

Zuvor in den Ateliers im Alten Schlachthof Sigmaringen

Bevor sie die Ferienwohnung in der Kunststätte Kieslager 2 bezogen hat, war Tordella in den Ateliers im Alten Schlachthof Sigmaringen, wo sie auch ausstellte. „I love being in Germany“, sagt die Bildhauerin und ergänzt, dass sie die direkte Art der Deutschen mag.

Positive, kraftvolle und fröhliche Zusammenarbeit

Das könnte Sie auch interessieren

Mit Zazo arbeitet sie schon seit einiger Zeit an den Alligatordreams – auch via Zoom-Meetings. „2020 war wegen Covid ein hartes Jahr mit viel Isolation und es tat gut, mit jemanden auf der anderen Seite des Atlantiks zu reden“, so die Amerikanerin. Doch die reale Begegnung gefällt den Frauen um einiges besser, sie haben beim Entwickeln ihrer kreativen Ideen viel Spaß zusammen. Der Altersunterschied von 20 Jahren spielt keine Rolle. „Positive, powerful and joyful“ sei die Zusammenarbeit mit Zazo. Positiv, kraftvoll und fröhlich. In den nächsten Tagen wollen die beiden auf dem Bodensee ein Performance-Video auf einem Boot drehen.

Nach rechts gekippt sieht die Skulptur aus wie der Schädel eines Alligators.
Nach rechts gekippt sieht die Skulptur aus wie der Schädel eines Alligators. | Bild: Johanson, Kirsten

Bei „Salem-2-Salem“ kennen gelernt

Die transatlantische Kooperation der Künstlerinnen unter dem Motto „alleine//zusammen“ nahm 2019 ihren Anfang. Bei „Salem-2-Salem“, einem Treffen von Kunstschaffenden, das wechselweise in Salem im Bodenseekreis und Salem im Bundesstaat New York stattfindet, lernten sich Tordella und Zazo kennen. Die Chemie stimmte und der Wunsch nach einem gemeinsamen Projekt war geboren. Als Tordella dann im Battenkill River ein Stück Holz fand, das sie an den Kopf eines Alligators erinnerte, war die Sache geritzt. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an – vor allem roten – Alligator-Skulpturen. Sie sind aus Wachs, in Metallguss, mit dem 3D-Drucker gedruckt. Im Gespräch kommt Tordella auch auf „female pleasure“ zu sprechen, dem weiblichen Vergnügen. Und wer die Skulptur aus anderem Blickwinkel betrachtet, kann sich vorstellen, was gemeint ist, weist sie doch Ähnlichkeit zu einem Sexspielzeug auf.

Ausstellung im „Projektraum FN“

Die Träume finden nicht nur in Form von Bildhauerei Ausdruck, sondern auch als Videos und Fotografien. Letztere zeigen die beiden Frauen nackt mit Alligatormasken und roten Pumps auf einem Misthaufen stehend oder liegend. „Hier geht um Selbstvertrauen, das Feiern des Körpers, um eine positive Einstellung zum Körper“, erklärt Zazo. Künstlerkollegin Felicia Glidden hat die Alligatoren unter dem Motto „Alligatordreams in Venice“ in Venedig fotografiert. Glidden, 1966 in Minnesota geboren, lebt in Friedrichshafen. In ihrer Galerie „Projektraum FN“ in der Dornierstraße werden vom 18. Juli bis 8. August Werke von Kristen Tordella-Williams gezeigt. Tordella wird bei der Vernissage am 18. Juli, 14 bis 19 Uhr, vor Ort sein. Interessierte sind auch willkommen, die Künstlerin in der Kunststätte Kieslager 2 (Haigenhof) zu besuchen.

Kristen Tordella-Williams (links) und Zazo vor dem so genannten Zazelier.
Kristen Tordella-Williams (links) und Zazo vor dem so genannten Zazelier. | Bild: Johanson, Kirsten