Wenn die Gewerkschaftsmitglieder an den vier Wacker-Neuson-Standorten Pfullendorf, Korbach, Reichertshofen und München zustimmen, dann wurde nach einem Verhandlungsmarathon am vergangenen Wochenende zwischen der Kramer-Geschäftsführung und der IG Metall in einem Überlinger Hotel eine Tarifvereinbarung für insgesamt 2400 Beschäftigte getroffen, die dann rückwirkend zum 1. Januar gilt. Ziel ist eine vollkompensierte Standardarbeitszeit von 37,5 Stunden pro Woche, die in einem Stufenplan über mehrere Jahre erreicht werden soll. Darüber hinaus können alle Beschäftigten weiter freiwillig 40 Wochenstunden arbeiten, wobei es für die Mehrarbeit zusätzlich 11,4 Prozent mehr Lohn gibt.

Flexibilität für Arbeitgeber und Sicherheit für Arbeitnehmer

„Mit dieser neuen zukunftsfähigen Tarifvereinbarung für alle Standorte unterstreichen die Wacker Neuson Group und die IG Metall gleichermaßen, wie wichtig es ist, den Mitarbeitenden mehr Flexibilität zu ermöglichen und sie frei entscheiden zu lassen – für mehr Freizeit oder ein höheres Entgelt. Gleichzeitig steht für uns stets im Vordergrund, alle Standorte nachhaltig zu sichern – auch in konjunkturell schwierigen Zeiten und unter steigendem Wettbewerbsdruck“, so Dr. Karl Tragl, Vorstandsvorsitzender der Wacker Neuson Group.

Verhandlungsmarathon bringt den Durchbruch

Bei einer Versammlung der Kramer-Beschäftigten in der Ausstellungshalle am Standort Pfullendorf war am Montag den beiden Verhandlungsführern, Geschäftsführer Christian Stryffeler sowie Frederic Striegler, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Singen, die Erschöpfung über den Verhandlungsmarathon ebenso anzusehen, wie der Stolz über das Erreichte. „Das ist ein Sieg der Vernunft“, erklärte Stryffler den rund 250 Mitarbeitern in der Halle. Die Verhandlungen bezeichnete er als „Gratwanderung“, deren Erfolg nur möglich war, weil die Beteiligten „Brücken gebaut haben“. Frederic Striegler verdeutlichte die Dramatik des Geschehens, denn die Vereinbarung habe man in „allerletzter Sekunde“ getroffen.

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Im SÜDKURIER-Gespräch gaben sich der Gewerkschaftsvertreter und der Betriebsvorsitzende Thomas Liehner sehr zuversichtlich, dass die Pfullendorfer Belegschaft dem Vertragsentwurf mit großer Mehrheit zustimmen wird.

Laufzeit beträgt acht Jahre

Die Laufzeit dieser Rahmenvereinbarung beträgt acht Jahre und wäre erstmals am 31. Dezember 2030 kündbar. Ab 2027 soll für die Kramer-Mitarbeiter am Standort Pfullendorf, die bislang eine Regelarbeitswoche von 40 Stunden haben, die 37,5-Stunden-Woche gelten. Für die Arbeitgeber bringt die Vereinbarung mit der Gewerkschaft eine größere Flexibilität, was die Anpassung bei den Arbeitszeiten angeht. So soll es ein Stundenkonto von minus 200 Stunden bis zu plus 250 Stunden geben, wobei die Ausgestaltung auf betrieblicher Ebene vereinbart werden soll. Für die Kramer-Beschäftigten beinhaltet dieses Verhandlungsergebnis das eindeutige Versprechen der Geschäftsführung, sich auch künftig an Tarifvereinbarungen mitsamt Lohnerhöhungen zu halten.

„Es gibt nur Sieger.“
Christian Stryffeler, Geschäftsführer

Die Verhandlungen hätten zu Beginn nicht das Ziel gehabt, für Pfullendorf einen Abschluss zu erzielen, erklärte IG-Metall-Vertreter Striegler, dass man dann das Verhandlungsmandat der Gewerkschaft für alle Standorte erhalten und nun in einer Art „Pilotvorhaben“ ein Ergebnis für alle Wacker-Neuson-Standorte erzielt habe. Der Bevollmächtigte sprach von einem „großen Druck“, unter dem die Verhandlungsführer gestanden hätten, denn ohne Ergebnis hätte ein unbefristeter Arbeitskampf gedroht. „Es gibt nur Sieger“, ist denn auch Geschäftsführer Christian Stryffeler überzeugt.