Stets etwas Besonderes ist der Auftritt des Kinder- und Jugendhauses, wenn das Team im Gemeinderat seine Arbeit und die wichtigsten Erkenntnisse ihrer Arbeit vorstellt. Im Kollektiv und im Schnelldurchlauf erläutern die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter ihre Tätigkeit und allen Gemeinderäten wurde und wird sichtbar, dass die Problemlage bei der Pfullendorfer Jugend sich erhöht und nicht verringert. Deutlich wurde auch, dass die Stadt bei der Kinder- und Jugendarbeit mit Schulsozialarbeitern an allen Schulen, Sprachförderung, Hausaufgabenbetreuung bis hin zur erweiterten Ganztagesbetreuung vorbildhaft agiert. Bernd Schmidl, Referatsleiter beim Haus Nazareth, verteilte dieses Lob und er hat den Überblick über das Engagement der Sigmaringer Einrichtung im Jugendbereich, deren Dienste auch Pfullendorf in Anspruch nimmt. 620 Mitarbeitende sind in sieben Landkreisen und 39 Kommunen in der Kinder- und Jugendarbeit im Einsatz.

Dutzende Kontakte mit Schülern, Lehrern und Eltern

Im Staufer-Gymnasium ist Eva-Maria Buchwald mit einer Halbtagesstelle im Einsatz und hat täglich mehr als ein Dutzend Kontakte und Gespräche mit Schülern, Lehrern und auch Eltern. Sie berichtete von einer Zunahme persönlicher Krisen bei Schülern, die immer häufiger auch mit Cyber-Mobbing konfrontiert werden. Fast drei Dutzend Tageskontakte hat Tamara Remensberger, die mit einem 75-Prozent-Deputat die 293 Schüler der Grundschule am Härle betreut. Sie beobachtet eine Zunahme der Aggressivität bei Mädchen und Jungen, dazu Probleme im Umgang mit den sozialen Medien. Um Schülern einen Rückzugsraum zu bieten, wurde in der Schule ein Ruheraum eingerichtet.

Esstörungen, Depression und Suizidgedanken

Von 40 täglichen Kontakten berichtete Christian Fischer als Ansprechpartner für die 360 Realschüler. Essstörungen, Stressbewältigung, Konflikte und zunehmen, Selbstverletzung sind nach seinen Angaben die häufigsten Themen. Eine 100-Prozent-Stelle hat auch Philipp Deusch an der Sechslinden-Schule und er wird mit Social-Media-Themen, Depression bis hin zu Suizidgedanken konfrontiert. Immer größer wird die Nachfrage nach der erweiterten Ganztagesbetreuung, die bis 17 Uhr angeboten wird und so besonders von Alleinerziehenden und berufstätigen Eltern genutzt wird.

Rund 180 Kinder erhalten Sprachförderung

Corinna Strobel ist zuständig für die Koordination von Hausaufgabenbetreuung und Sprachförderung. Derzeit nehmen 130 Kindergartenkinder sowie 47 Mädchen und Jungen der Grundschule am Härle dieses Angebot in Anspruch. Cornelius Hornstein, sozusagen Urgestein in der Schulsozialarbeit, konstatierte eine Zunahme der Einzelfallberatung und mit seinen Kollegen beunruhigt ihn vor allem eine Tendenz – die Zunahme an Selbstverletzung, sprich Ritzen. Eine Ursache ist nach Überzeugung des Sozialpädagogenteams auch zunehmend komplexer werdende Familiensysteme. Auch die Vielfalt der Bevölkerung spielt eine Rolle, denn in Pfullendorf leben Angehörige aus 70 Kulturen. Ein besonderes Lob gab es von Bernd Schmidl noch für Hauptamtsleiter Simon Klaiber, den er als „tollen Ansprechpartner“ wahrnehme. Mit Blick auf 2026, ab dem für Grundschüler der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung gilt, sieht Schmidl weitere Herausforderungen für sein Team und die Stadt zukommen. Mit vielen Dankesworten lobte Bürgermeister Gerster deren Arbeit und war sichtlich angetan von dem lebendigen Vortrag des Teams.