Was in nicht-öffentlicher Sitzung bereits Thema war, wurde am vergangenen Donnerstag bei der Gemeinderatssitzung offiziell vorgestellt: ein Vorentwurf für das neu zu bauende Seniorenpflegeheim in Pfullendorf.
Das Gremium hat einstimmig beschlossen, die Architektenleistung bis zur Planung der Ausführung an das Architekturbüro Löffler aus Sigmaringen zu vergeben. In Pfullendorf hat Löffler bereits das Projekt „Wohnen am Stadtsee“ der Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau und den Umbau des Kolpinghauses begleitet.
„Wir fühlen uns bei Löffler gut aufgehoben, das Konzept für das Pflegeheim ist überzeugend“, sagte Bürgermeister Thomas Kugler.
Eröffnungstermin 2022/23
Die Kosten für den Bau liegen geschätzt bei 11,5 Millionen Euro. Statt einer schlüsselfertigen Lösung wird der Spitalfonds selber bauen. Als möglichen Baubeginn nannte Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter das Jahr 2021 und als Eröffnungstermin 2022/23. Das Pflegeheim soll 60 Plätze bekommen, davon 15 für die Kurzzeitpflege.
Nähe zum Krankenhaus als Standortvorteil
Als Standort hatte auch die Fläche „Roter Bühl“ zur Diskussion gestanden. Das lang und schmal geschnittene Grundstück zwischen Volksbank und "Adler" wurde dann aber als Option verworfen.
Nun soll das Gebäude seitlich unterhalb des Hubschrauberlandeplatzes zwischen Krankenhaus und Gartenstraße entstehen. Gerade die Nähe zum Krankenhaus sei ein schlagendes Argument gewesen, sagte Bürgermeister Thomas Kugler. Zumal hier zum 1. Juli die geriatrische Abteilung eröffnet werden soll.
Aber auch die Mitbenutzung der Cafeteria, die Nähe zu Ärztehaus, Sanitätshaus und Apotheke hätten für diesen Standort gesprochen.
Kompakte Bauweise vorgesehen
Stadtbaumeister Jörg-Steffen Peter betonte: Der Klinik werde durch den Neubau kein Klotz vor die Nase gesetzt, der den Patienten in ihren Zimmern die Sicht nehme. Der Bau werde kompakt und kubisch mit vier Geschossen sowie einer in den Hang gebauten Kombination aus Tiefgarage und Parkdeck.
Von dort soll man mit einem Aufzug ins Erdgeschoss gelangen. Im Gebäude selber seien zwei Aufzüge vorgesehen. Der Eingang ins Pflegeheim soll gegenüber der Krankenhaus-Cafeteria liegen.
Fokus liegt auf dem Thema Wohnen
In seinem Konzept habe Löffler sowohl berücksichtigt, dass es immer mehr demenzkranke Bewohner gebe, als auch, dass immer mehr Senioren ambulant betreut würden. Statt Fluren, die in Sackgassen enden und statt langer Gänge mit davon abzweigenden Zimmern habe die „vierte Generation“ Pflegeheim eine ganz andere Struktur: Der Fokus liege auf dem Thema Wohnen.
Jede Etage soll einen Gemeinschaftsbereich mit Wohnküche bekommen
Das bedeute: kleine, familienähnliche Wohngruppen mit zwölf bis 15 Personen je Stockwerk. Die Einzelzimmer verfügen laut Planung über Bäder mit barrierefreien Duschen. Die Wohnräume befinden sich an den Außenwänden, sodass Luft und Licht in die Bewohnerzimmer gelangen.
Mittig auf jeder Etage soll es einen Gemeinschaftsbereich mit einer Wohnküche geben. Zwei Loggien in jedem Stockwerk sollen die Wohnqualität erhöhen. Im ersten Stock sollen ausschließlich die 15 angedachten Plätze für die Kurzzeitpflege untergebracht werden.
Altenheim im Wandel
- Für den Betrieb des Alten- und Pflegeheims liegt bis zum 31. Dezember 2023 eine Verlängerung der Übergangsgenehmigung vor. Dass neu gebaut wird, beruht auf Änderungen der Vorschriften im Jahr 2009, was die bauliche Gestaltung von Heimen und die Verbesserung der Wohnqualität für Senioren betrifft. So sieht die Landesheimbauverordnung beispielsweise für alle Bewohner Einzelzimmer mit barrierefreien Bädern vor. Eine Sanierung des historischen Gebäudes, in dem das Alten- und Pflegeheim mit seinen 28 Einzel- und 19 Doppelzimmern noch untergebracht ist, wurde als Alternative verworfen.
- Die Pflegeheime der ersten Generation bis 1960 hatten oftmals Anstaltscharakter. Bis 1980 ähnelten sie Krankenhäusern. Die vierte Generation sieht familienähnliche Wohngruppen vor.